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 International Topsprayer: Moses & Taps

Autoren: Moses, Taps
Übersetzer: Peter Michalski
Verlag: Publikat Verlag

Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
1000 Züge in 1000 Tagen. Moses & Taps, zwei in der Graffiti-Szene sehr bekannte Deutsche, dokumentieren in dem Bildband "International Topsprayer:Moses & Taps" ein Unterfangen, das angesichts seiner schieren Größe – und der Widerstände seitens der Deutschen Bahn – unmöglich erscheint.
[PIC]Auffallend ist zunächst das Cover. Hier wurde ein Vollformat-Vexierbild verwendet, das je nach Blickwinkel Moses & Taps oder Taps & Moses erkennen lässt. Ein angesichts des auf den Innenseiten offengelegten Plans, die Identitäten für dieses Projekt des Öfteren wechseln zu wollen, genialer Schachzug. Die Bildseiten beherrschen die folgenden 288 Seiten. Nur gelegentlich sind die Fotos von Zügen, die meist die Schriftzüge Moses und/oder Taps tragen, durch kurze, in deutscher und englischer Sprache verfasste Texte unterbrochen. Hier geben die beiden Sprayer Anekdoten und die Verhältnisse vor Ort bei ihrer europaweiten Reise zum Besten. [PIC]

Man kann geteilter Meinung über Sinn und Unsinn von Graffitis sein. Die einen werden jubeln bei dieser Fülle an kunstvoll neu gestalteten Zügen, die anderen wütend mit den Zähnen knirschen ob der Sachbeschädigung und dem enormen Aufwand für die Reinigung und Instandsetzung der verschandelten und gelegentlich demolierten Züge. Auch die Bahnpolizei wird anderer Meinung sein als die vielen Tausend Fans der beiden Sprayer, die seit Jahren die fotografischen Dokumente der kurzfristigen Verschönerungen der oft tristen Züge verschlingen und sich in Foren in glühender Verehrung der beiden Künstler outen.

Doch unvoreingenommen betrachtet – und den Aspekt der Sachbeschädigung mal außer Acht lassend – haben Moses & Taps mit diesem Buch einen einmaligen künstlerischen Akt dokumentiert, den man einfach gesehen haben muss. Zwar scheinen fast alle Züge auf den ersten Blick in nervender Redundanz einzig und allein zwei Namenszüge zu tragen – "Moses & Taps" eben, doch lohnt hier ein genauerer, analytischer Blick.
Nicht nur die Buchstaben sind in keinem Fall auf zwei verschiedenen Zügen identisch – hier offenbaren die beiden Sprayer einen unglaublichen Variantenreichtum – auch die vielen kleineren Applikationen sind einzigartig in ihrer Vielfalt und durchaus von hohem künstlerischem Rang.
Je länger man in den Bildern der vielen hundert dokumentierten Graffitis schwelgt, desto mehr Besonderheiten fallen dem Betrachter auf. Mit diesem Buch belegen Moses und Taps zweifellos, dass Sprayer mehr sind als Schmierfinken und Chaoten – sie sind ohne jede Frage Künstler. Leider auch Straftäter, denn legal kann man nun mal Züge – inklusive ganzer Fensterreihen – nicht mit Graffitis versehen. Und wer als Fahrgast einmal das "Glück" hatte, in einem solchen verdunkelten Zug zu sitzen, wird die "Künstler" eher auf den Mond wünschen, denn in einer Galerie verewigt sehen wollen.

Überraschend kurzweilig haben die beiden Sprayer den schriftlichen Teil ihres Plans bewältigt. Es ist einfach herrlich zu lesen, wie es den beiden ergangen ist und was sie so nebenbei erlebt haben, wenn sie in halb Europa auf der Suche nach unbewachten Zügen unterwegs waren. Komisch, informativ und spannend sind diese kurzen Texte zu lesen – da möchte man fast um mehr bitten – denn neben den Bildern ist der oft launig verfasste Bericht ein weiteres Highlight des Buches.

Die gute Druckqualität und die enorme Bandbreite der auf den Zügen abgebildeten Graffitis, sowie der nette Text machen "International Topsprayers: Moses & Taps" zu mehr als einem Geheimtipp. Hier kann man live dabei sein, wie zwei der wichtigsten (oder lautesten) Protagonisten des Graffiti-Zirkusses in Europa ihrer "Arbeit" nachgehen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Mai 2011 | ISBN: 9783939566359 | Preis: 29,90 Euro | 288 Seiten

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