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Die "Dienstagsfrauen" – das sind fünf Frauen, die sich einmal im Monat zum gemeinsamen Essen, Lachen, Plaudern und manchmal auch zum Streiten treffen. Fünf Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Strafanwältin Caroline ist beruflich erfolgreich, perfektionistisch, gutaussehend, glücklich verheiratet. Die rehäugige Judith ist eine kleine Dramaqueen, die mondäne Estelle humorvoll und scharfzüngig. Kiki, die Jüngste der Dienstagsfrauen, jagt ewig dem beruflichen Durchbruch als Designerin und vor allem dem richtigen Mann hinterher. Und der ewig gestressten Eva, Ehefrau und Mutter von vier Kindern, haben die Jahre als Hausmütterchen ein ausgewachsenes Helfersyndrom beschwert.
Als dann eines Tages Arne, der Mann von Judith, schwer an Krebs erkrankt und schließlich stirbt, ist für die anderen Dienstagsfrauen klar: Sie wollen Judith unterstützen, wo sie nur können. So kommt es, dass ihre alljährliche gemeinsame Reise sie diesmal ins französische Lourdes verschlägt, wo der verstorbene Arne auf dem Jakobsweg gepilgert ist. Arne hat seinen letzten Weg, den er nie ganz beenden konnte, in seinem Tagebuch festgehalten. Judith will nun auf dem Weg ihres toten Mannes pilgern, um endgültig Abschied zu nehmen. Für die fünf Frauen wird es eine Reise voller Anstrengungen und persönlicher Offenbarungen, die sie an ihre Grenzen führt, ein dunkles Geheimnis offenlegt und vor allem die Beziehung der Dienstagsfrauen untereinander für immer und unwiderruflich verändert ...
Lange Zeit galt Pilgern durch diverse Bücher und Berichte in den Medien als besonders schick und trendy. Monika Peetz' Roman "Die Dienstagsfrauen" handelt zwar unter anderem auch vom Pilgern, eigentlich geht es jedoch um etwas anderes - die beschwerliche Reise dient nur als Katalysator und lebendige Kulisse.
Plastisch und mit Sinn für die richtigen kleinen Details schildert die Autorin die fünf sehr unterschiedlichen Freundinnen, die auf der gemeinsamen Reise erkennen müssen, dass sie sich in ihrem Leben viel vorgemacht haben. Nicht alles ist so, wie es scheint, Beziehungen, Träume und Lebensziele erscheinen auf einmal in einem anderen Licht und die Frauen müssen sich eingestehen, dass diese Reise, die ja eigentlich nur als Trost für ihre Freundin Judith gedacht war, ihr Leben und ihre Freundschaft von Grund auf verändert. Das ist eine schmerzhafte und anstrengende Prozedur, die nur langsam ins Rollen kommt, dann aber kein Halten mehr kennt. Beim Hören der gekürzten Lesung lernt man die Dienstagsfrauen nach und nach kennen und sie wachsen, jede auf ihre Art, dem Hörer mehr und mehr ans Herz. Peetz beschreibt die unterschiedlichen Charaktere so gut, dass man sie am Ende fast wie echte Freundinnen gut zu kennen glaubt. Die Geschichte ist emotional und dadurch packend, aber niemals schwülstig, die Probleme, die die fünf bald verarbeiten müssen, sind glaubhaft und auf ihre Art sehr dramatisch. Angenehm ruhig gelesen wird die Geschichte der Dienstagsfrauen von Ulrike Kriener. Sie liest zwar nicht mit spektakulär verstellten Stimmen – was ohnehin nicht gut gepasst hätte -, gibt aber jeder Frau durch dezente Nuancen einen eigenen Charakter. Als Caroline ist sie beherrscht und rational, bei Estelle schwingt immer spitzer, aber gutmütiger Spott in der Stimme mit. Ihre Eva klingt etwas bemitleidenswert, ihre Kiki fröhlich und übersprudelnd. Eine wirklich gute Lesung, die zunächst nicht weiter aufsehenerregend wirkt, dann aber doch rasch in den Bann schlägt!
"Die Dienstagsfrauen" ist ein ruhiger, emotionaler und sehr unterhaltsamer Roman, in dem stets leichter Humor mitschwingt und der vor allem Frauen ansprechen wird. Die Pilgerreise nach Lourdes als Zerreißprobe für die langjährige Freundschaft von fünf höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten – ein realistischer und gerade dadurch spannender Roman!