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 Stephen King's N.

Autoren: Marc Guggenheim, Stephen King
Illustratoren: Alex Maleev
Übersetzer: Christina Seuffer
Verlag: Panini Comics

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Der Hobbyfotograf Nathan N. besucht regelmäßig den Psychoanalytiker John Bonsaint, um ihm von seinen Ängsten und Zwangshandlungen zu erzählen. Diese drehen sich um ein kleines, abgelegenes Stück Land, bekannt als "Ackerman's Field". Seit der Fotograf das Feld zufällig entdeckt und Fotos von den dort stehenden Steinen gemacht hat, wird er von dunklen Träumen gequält. Er ist sich sicher, dass Ackerman's Field ein besonderer Ort ist, ein Tor in eine andere Welt. Nur durch bestimmte Handlungen kann das Böse, das dort lauert und auf einen Durchgang, eine Schwachstelle wartet, im Zaum gehalten werden.
Die Träume, Zwangshandlungen und düsteren Vorahnungen fressen den Fotografen zunehmend innerlich auf. In einer Sitzung rät er Bonsaint eindringlich, niemals und unter gar keinen Umständen Ackerman's Field aufzusuchen. Doch als sein Patient unter merkwürdigen Umständen ums Leben kommt, entschließt sich der Psychiater, genau dies zu tun, um N.s Beweggründe und Gedanken besser verstehen zu können. Die fatale Kettenreaktion, die N. in Gang gesetzt hat, gerät dadurch erneut ins Rutschen ...

"Stephen King's N." basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von King, die als Teil der Sammlung "Sunset" veröffentlicht wurde. Die Umsetzung als Comic hält sich erstaunlich eng an die Vorlage - und fasst so den zunächst subtilen und sich dann immer stärker kumulierenden Schrecken, den King in seiner Erzählung schuf, in düstere Bilder und eine bedrückende Atmosphäre, die den Leser von Anfang an packt.
Die Adaption war sicher keine leichte Aufgabe, denn zum einen ist "N." eine sehr starke Geschichte des Horror-Großmeisters, in ihrem Sog vielleicht vergleichbar mit "1408", zum anderen ist die Erzählung im Original nicht linear heruntergeschrieben, sondern gleicht eher einer Collage aus Zeitungsausschnitten, Tagebucheinträgen, Patientenberichten und dergleichen mehr. Im Comic wurde dem Rechnung getragen, indem die einzelnen Abschnitte immer wieder durchbrochen werden von handschriftlichen Notizen der handelnden Personen, Briefen, Polizeiberichten und so weiter. Damit gelingt es Marc Guggenheim durchaus sehr gut, den Stil der Vorlage wiederzugeben.

Faszinierend an "N." ist zum einen die tiefe Verbeugung vor H. P. Lovecrafts cthuluiden Welten: Hier warten unsagbare Schrecken in Gestalt eines unscheinbaren kleinen Fleckchens Erde, das - vermeintlich oder tatsächlich? - einen Übergang in eine andere Dimension darstellt, wo unfassbar bösartige Kreaturen darauf warten, durchzubrechen. Zum anderen ist es die herrlich böse Zwangsläufigkeit, mit der immer mehr unschuldige Menschen in N.s Geschichte verstrickt werden. Wer einmal Ackerman's Field besucht hat, der ist für immer verloren. So kommt es, dass der Psychiater Bonsaint trotz oder gerade wegen der Warnung, es nicht zu tun, natürlich der Versuchung nicht widerstehen kann, eben jeden Ort aufzusuchen, von dem N. ihm erzählt hat. Bonsaint ist ein rational denkender, geistig gesunder Mensch, der sich nicht vorstellen kann, dass es im Universum Kräfte und Ereignisse geben könnte, die der Logik und dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Er irrt und der Leser beobachtet fasziniert seinen Abstieg und Verfall - bis das bereits Geschehene sich zwangsläufig wiederholt.

Die Zeichnungen, die Alex Maleev für "N." beisteuert, sind häufig wirklich gut, vor allem gelingt es ihm, menschliche Mimiken sehr realitätstreu und dynamisch einzufangen. Auch seine Visualisierungen des "Bösen", etwa als riesiges Auge oder als menschenfressendes Ungeheuer, passen sehr gut zu Kings Schilderungen. In vielen Fällen ist der etwas krakelige Stil aber auch gewöhnungsbedürftig und nicht gerade kunstfertig. So fragt man sich etwa, was Maleev geritten hat, wenn er einer uralten Frau Falten als derart grobe Striche ins Gesicht zeichnet, dass man selbiges kaum noch erkennen kann. Vor der großartigen Vorlage und der Adaption als Comic treten die Illustrationen qualitativ etwas in den Hintergrund, dennoch ist die grafische Umsetzung durchaus zufriedenstellend düster und atmosphärisch.

"Stephen King's N." ist eine sehr gute Comicadaption einer extrem spannenden und gruseligen Kurzgeschichte. Hier können sowohl King-Fans als auch Fans von Lovecraft'schem Horror mit dem Kauf nichts falsch machen!

Christina Liebeck



Softcover | Erschienen: 15. November 2011 | Originaltitel: Stephen King's N. | Preis: 14,95 Euro | 112 Seiten | Sprache: Deutsch

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