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 Messias-Maschine

Autoren: Chris Beckett
Übersetzer: Jakob Schmidt
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Einst wurde Illyria gegründet, um eine Zuflucht für all jene zu bieten, die von den um sich greifenden religiösen Eiferern aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Zumeist traf dieses Schicksal die klügsten Köpfe ihres Landes und so wurde Illyria zur Stadt der Wissenschaft und Technik, ein Mekka des Fortschritts.

George ist ein Kind dieser Stadt, er selber ist zwar "nur" ein talentierter Übersetzer, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn man mit der wenig technisch-toleranten Außenwelt kommunizieren muss, aber er ist mit dem Umgang mit Maschinen/Robotern vertraut. Dazu gehört ebenso der schon etwas altersschwache X3-Haushaltsroboter, der ihm und seiner Mutter dient, wie das SenSpace-Universum - eine digitale Alternative zur Realität, in der sich Georges Mutter zunehmend verliert.

Doch gerade in Illyria bleibt die Zeit nicht stehen, Roboter verfügen mittlerweile über lernende Systeme, die sie noch effektiver machen sollen und auch ihr Aussehen hat sich immer mehr dem menschlichen Äußeren angenähert. Vor allem die HESEVE (Hochentwickelte Sinnliche Vergnügungseinheiten), sogenannte Syntecs, die einzig dazu dienen die Gelüste der Menschen zu befriedigen, sind äußerlich nicht mehr von ihren Machern zu unterscheiden. Kein Wunder, dass es einem da leicht fällt sein Herz an etwas zu verlieren, das eigentliche keinerlei echte Gefühle hat. George ist einer dieser armen Tölpel, doch seine angebetete Lucy ist anders als all die anderen Roboter - denn ihre lernendes System beginnt ein Bewusstsein zu entwickeln. Doch während George davon begeistert ist, weiß er auch, was Lucy droht: Eine komplette Neuprogrammierung, was einem Todesurteil gleichkommen würde. Die einzige Chance, Lucy zu retten, ist die Flucht aus Illyria in die maschinenfeindliche Außenwelt …

"Messias-Maschine" ist ein Dystopie-Roman aus der Feder von Chris Beckett.

Zwar mag Illyria auf den ersten Blick wie eine eutopische Gesellschaft wirken, da aber die religiösen Eiferer der umgebenen Staaten ihren Bewohnern jede Freiheit auf eigene Meinung genommen zu haben scheinen und im Laufe des Romans auch immer klarer wird, dass Illyria auf dem besten Wege zu einer dystopischen Gesellschaft ist, ist man mit diesem Begriff hier dennoch völlig richtig.

Die eigentliche Story spannt sich um den Illyrier George, der sich in eine Maschine verliebt, deren Programmierung es ihr erlaubt so etwas wie ein Bewusstsein zu entwickeln. Ganz natürlich zieht man hier Parallelen zu Filmen wie "I-Robot" oder "Der 200 Jahre Mann", doch "Messias-Maschine" ist doch anders. Lucy ist wirklich ein lernendes System und erweitert ihr Verhalten nur entsprechend der Bücher, die sie gelesen hat und der Antworten und Vorgaben, die sie von George erhält. Der Eindruck echter Menschlichkeit ist aber vom Autor wohl auch gar nicht gewollt.

Doch dies ist nicht der einzige Handlungsschauplatz. Parallel zu Georges aufkeimender Liebe, erlebt man auch Georges Mutter, die sich immer weiter im SenSpace verliert, weil sie sich dort sicher fühlt. Dieser Zwiespalt zwischen der Realität, die so bedrohlich für sie wirkt, und der unechten Welt, die ihr Sicherheit verspricht, ist ein wirklich interessanter Aspekt dieser Story. Außerdem ist die Tiefsinnigkeit dieses Strangs, der des Haupthandlungsstrangs mehr als ebenbürtig, auch wenn das Ende dieser kleinen Story recht einfach abzusehen ist.

Allgemein ist "Messias-Maschine" sicherlich keine allzu leichte Kost, zumindest wenn man sich als Leser auch den einen oder anderen Gedanken über die Handlung macht. Es geht um extreme, totalitäre Regime, Fanatismus, Menschsein, die Definition von Leben, Bewusstsein und vieles mehr. Und dies alles versteckt in den vielen Randäußerungen einer relativ banalen Geschichte über die Liebe.

Damit erwartet den Leser eine nachdenkliche futuristische Geschichte, die vielleicht nicht die realistischste Zukunftsvision darstellt, aber doch sehr effektvoll inszeniert wurde.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.

Sandra Seckler



Taschenbuch | Erschienen: 2. Juli 2012 | ISBN: 978-3426511190 | Originaltitel: The Holy Machine | Preis: 9,99 Euro | 336 Seiten | Sprache: Deutsch

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