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 Am Dienstag habe ich meinen Vater zersägt

Die härtesten Fälle einer Gerichtsreporterin

Autoren: Uta Eisenhardt
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Zwei Jahre ist es her, seit ein achtundzwanzigjähriger Jurastudent seine Eltern getötet, zersägt und in Tonnen gestopft hat. Ein Familiendrama, das mit einem abgebrochenen Studium begann und in einer unvorstellbar grausamen Tat endete. Aber warum ist die Situation in der nach außen hin normalen Familie dermaßen eskaliert? Eine Frage, die sich nicht nur die ermittelnden Kriminalbeamten stellen, sondern auch der urteilende Richter, dem es obliegt, das richtige Strafmaß zu verhängen. Doch nicht nur sie hören aufmerksam zu, wenn Täter und Opfer zu Wort kommen. Auch die Gerichtsreporterin Uta Eisenhardt ist mit dabei und berichtet in ihrem Buch über die härtesten Fälle, denen sie in Ausübung ihrer Tätigkeit beiwohnen musste.

Drei Monate dauert der Prozess gegen eine vierzigjährige Mutter und ihren fast gleichaltrigen Freund, die sich an drei Kindern im Alter zwischen acht und vierzehn Jahren sexuell vergangen haben. Dazu hat die unscheinbare Pflegekraft ihren eigenen Sohn, dessen Schulfreundin und ihre Nichte mit Alkohol und Tabletten gefügig gemacht, damit sie die bizarren Wünsche ihres Freundes erfüllen und gleichzeitig stillhalten, wenn auch sie einmal Hand anlegen wollte. Taten, die so unvorstellbar sind, dass es schwer fällt, deren Abfolge zu lesen.

Ganz anders, aber nicht weniger grausam, geht es in einer Familie zu, in der beide Eltern ihr Dasein als Rentner fristen, während die Kinder längst das Heim verlassen haben. Während der Ehemann duldsam die täglichen Launen seiner Frau erträgt, wird diese mit der Zeit immer aggressiver. Neben Beschimpfungen hagelt es bald schon Schläge und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie, mit Bügeleisen und Fleischklopfer ausgestattet, ihren Gatten tötet.

Reportagen über fünfundzwanzig Gerichtsfälle findet der Leser in diesem Buch und muss mit Erschrecken feststellen, dass das wahre Leben grausamer ist als manch gut erdachte Thriller. Egal ob Mord oder Totschlag, sexueller Missbrauch oder Brandstiftung: Die Möglichkeiten Verbrechen zu verüben sind so vielfältig wie ihre Motivation dazu. Da gibt es Kinder, die den Druck ihrer Eltern nicht aushalten, Familienväter, die um Anerkennung ringen oder Menschen, die schwere Enttäuschungen nicht verarbeiten können. Konflikte, die zu Äußersten führen und, im Nachhinein betrachtet, anders hätten gelöst werden können.

Uta Eisenhardt ist seit 2003 als Gerichtsreporterin in Berlin tätig ist und vielen stern.de-Lesern von ihrer wöchentlich erscheinenden Kolumne "Icke muss vor Jericht" bekannt. Ihre Reportagen zeichnen sich durch ein gutes Faktenwissen aus, lassen aber auch genug Raum für die beteiligten Personen, ihre Lebensumstände und all das, was zu der jeweiligen Straftat führte. Eine umfassende Betrachtung, die in den Medien oftmals nicht zu finden ist und deutlich werden lässt, was wirklich passiert ist.

Fazit:
In "Am Dienstag habe ich meinen Vater zersägt" ermöglicht die Gerichtreporterin Uta Eisenhardt es ihren Lesern, einen schonungslosen Blick in deutsche Gerichtssäle zu werfen. Eine Lektüre, die bewegt und manches in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Dorit Wiebke



Taschenbuch | Erschienen: 17. August 2012 | ISBN: 978-3596194506 | Originaltitel: Am Dienstag habe ich meinen Vater zersägt | Preis: 8,99 Euro | 272 Seiten | Sprache: Deutsch

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