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 Resident Evil: Operation Raccoon City

Serie: Resident Evil
Verlag: Capcom

Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Die "Resident Evil"-Reihe ist jedem horroraffinen Gamer ein Begriff. Auch wenn der legendäre erste Teil der Serie den Survival Horror nicht erfunden hat, so hat er ihn doch entscheidend definiert – und damit den Grundstein für ein bis heute sehr erfolgreiches Franchise geschaffen, das neben den Spielen der Hauptreihe auch einige Spin-Offs sowie Comics, Bücher und natürlich Filme hervorgebracht hat. "Resident Evil: Operation Raccoon City" ist eines der genannten Spin-Off-Spiele. Neben der PC-Version, die Gegenstand dieses Reviews ist, sind auch Fassungen für die gängigen Konsolen erhältlich.

[PIC]An alle Serienveteranen und die, die sich dafür halten
Um das gleich vorab zu klären: "Operation Raccoon City" trägt das "Resident Evil" im Namen, ist aber nicht dem typischen Survival Horror zuzuordnen. Das Game ist stattdessen ein Third-Person-Shooter, der im Serienuniversum spielt, jedoch eine grundverschiedene Spielmechanik mit sich bringt. Das sollte jeder wissen, der sich auf das Game einlässt – wer nämlich hier klassischen Horror erwartet, wird sich alsbald enttäuscht inmitten von Explosionen und Maschinengewehrgetöse wiederfinden. Wer damit nichts anfangen kann, kann einfach vom Kauf absehen oder sich eben an der scheinbar endlosen Klagemauer des Web 2.0 ausheulen, wie es all diejenigen tun, denen die Reihe seit den seligen Tagen von "Resident Evil 3" (1999!) viel zu ungruselig geworden ist.

[PIC]Hey, das sind doch die Bösen, oder?
Neben der Ausrichtung als Shooter bringt "Operation Raccoon City" weitere Bausteine mit, die eher untypisch für die Serie sind: Da wäre zum einen die Koop-Ausrichtung auf bis zu vier Spieler, die es so in den bisherigen Teilen nicht gab. Auch das Setting ist ungewöhnlich: Die Protagonisten sind Mitglieder einer Spezialeinheit der finsteren Umbrella Corporation, also im Grunde die Bösewichte der anderen Spiele. Nach der Freisetzung des von Umbrella geschaffenen Virus, der Menschen in Zombies verwandelt und andere Absonderlichkeiten hervorbringt, soll das sogenannte Delta Team in Raccoon City die Spuren der Umbrella Corporation verwischen und ungeliebte Zeugen aus dem Weg räumen. Dumm nur, dass Unmengen von Zombies im Weg stehen. Als zu allem Überfluss noch Söldner eines anderen Spezialkommandos auftauchen, die schwer bewaffnet Jagd auf das Delta Team machen, steht die Truppe einem ausweglosen Gefecht an zwei Fronten gegenüber …

[PIC]Im Team unterwegs
Das Gameplay von "Operation Raccoon City" orientiert sich an den gängigen Koop-Shooter-Standards: Nachdem der Spieler sich aus unterschiedlichen Charakteren eine vierköpfige Einheit zusammengestellt hat, geht es mit verschiedenen Waffen in den Kampf. Mehr Wumms haben die unterschiedlichen Arten von Granaten, die sich – genau wie Munition – hin und wieder finden lassen. Anhand von Missionszielen kämpft man sich mit KI-Kollegen oder Freunden durch die Levels, eliminiert Feinde und versteckt sich mit dem automatischen Deckungssystem hinter allerlei Wänden und Barrieren. Nebenbei kann verstecktes Beweismaterial aufgesammelt werden, das Erfahrungspunkte und freischaltbares Bonusmaterial einbringt. Diese Punkte sind für die Spezialfähigkeiten der einzelnen Charaktere vonnöten, die nach und nach erworben werden dürfen. Für Heilung im Kampf sorgen die in der Reihe bekannten Pflanzen und Erste-Hilfe-Sprays; außerdem ist es möglich, zu Boden gegangene Teammitglieder per Tastendruck wiederzubeleben, damit die Action weitergehen kann. Eine Neuerung stellen die Antivirus-Sprays dar: Falls ein Spieler von einem Zombie infiziert wird, hat er nur noch begrenzte Zeit zur Verfügung, bis er selbst zum Untoten wird. In diesem Zeitfenster kann ein Antivirus-Spray die Rettung bedeuten – andernfalls haben die Kameraden keine andere Möglichkeit, als den verwandelten und dann aggressiven Mitspieler niederzustrecken und wiederzubeleben. Wer nach der kurzen Kampagne weiterspielen will, findet verschiedene Online-Spielarten, unter anderem den Helden-Modus, in dem mit altbekannten Figuren wie Ada Wong, Leon S. Kennedy oder Jill Valentine geballert werden darf.

[PIC]Geh doch in Deckung, Mann!
Nach der Freude über die spannende Grundidee des Games macht sich in den ersten Spielminuten leider schnell Ernüchterung breit. Abgesehen von den unsympathischen Charakteren, die zur Auswahl stehen, stört vor allem die wenig ausgefeilte Spielmechanik das Vergnügen. Die Feinde entpuppen sich schnell als extrem hartnäckig, sodass man Kugel um Kugel abfeuert und ständig auf der Suche nach Munitionsnachschub ist. Mit Anspruch hat das nichts zu tun: Zum einen sollten einfache Gegner nicht so viel vertragen, und zum anderen landen auch geübte Gamer durch die unpräzise und träge Steuerung viel zu selten die wichtigen Kopfschüsse. Noch nerviger ist das strunzdoofe Verhalten der KI-Kollegen, die wirklich kaum etwas selbstständig tun können. Ist einer gefallen, beleben sie ihre Teammates nicht wieder, und stirbt der Spieler, ist ein Neustart angesagt. Einzig die gegenseitige Heilung funktioniert leidlich gut. Das größte Manko, das sehr früh auffällt, ist jedoch das Auto-Deckungssystem, das viel zu hakelig und ungenau arbeitet und einen statt hinter die Mauer oft genug als Zielscheibe an die Wand pinnt.

[PIC]Ein Freund, ein guter Freund
Im Spiel mit menschlichen Mitstreitern relativiert sich zumindest die Kritik an der miesen KI, sodass "Operation Raccoon City" dann wesentlich mehr Spaß macht. Mit Freunden durch die düsteren Gänge zu stapfen ist bisweilen sogar sehr spannend, jedoch kommt auch hier in Gefechten die Deckung im falschen Moment oder funktioniert überhaupt nicht. Immerhin kann man sich gegenseitig aufhelfen, wenn mal wieder ein unnötiges "Sie sind tot!" auf dem Bildschirm prangt. Ob mit Menschen oder KI-Partnern: Insgesamt wirkt der von Slant 6 Games entwickelte "Resident Evil"-Ableger oft wie ein undurchdachtes und halbherzig portiertes Konsolenspiel. Darauf deutet auch die Tatsache hin, dass die Schnellzugriffe auf dem Display als Steuerkreuz dargestellt sind, selbst wenn gar kein Controller angeschlossen ist – dass dafür die Nummerntasten verwendet werden, lässt sich erst umständlich über das Bedienungsmenü herausfinden.

[PIC]Zur Ehrenrettung
Nicht alles ist mies an "Resident Evil: Operation Raccoon City". Die bereits erwähnte, grimmig-düstere Atmosphäre in der Stadt zeigt, wie gut das Spiel hätte werden können, wenn man sich nicht mit Kompromissen zufriedengegeben hätte. Auch zahlreiche Anspielungen auf die älteren Teile der Reihe jagen dem Kenner wohlige Schauer über den Rücken – von bekannten Charakteren bis hin zu wichtigen Schauplätzen sind so einige markante Referenzen eingestreut. Zu guter Letzt kann die Grafik punkten, weil sie im Vergleich zu den Konsolenversionen in puncto Detailgrad auf dem leistungsstärkeren PC doch noch eine merkliche Schippe draufpackt.

Fazit
Trotz kleiner Lichtblicke ist "Resident Evil: Operation Raccoon City" also kein gutes Spiel – aber nicht, weil es anders ist als die anderen Teile der Reihe, im Gegenteil. Während die Grundkonzeption sogar ziemlich mutig und interessant ist, resultiert die Mittelmäßigkeit des Games allein daraus, dass es zum Teil schlampig zusammengeschustert wirkt und vieles nicht zu Ende gedacht wurde. Das bricht dieser düsteren Operation das Genick, zumal es gerade im Bereich der Third-Person-Shooter reichlich ausgezeichnete Konkurrenz gibt. Koop-Süchtige "Resident Evil"-Fans, die nicht genug vom gemeinsamen Ballern bekommen können, sollten einen Blick wagen. Alle anderen dürften das schlechte Handling und die schwache Umsetzung des Spielprinzips eher abschrecken.

Hinweis: Das Spiel arbeitet mit Microsofts "Games for Windows LIVE"-Service zusammen.

Marc Zeller

Probe



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 18. Mai 2012 | FSK: 18 | PC | Preis: 33 Euro | Sprache: Deutsch | Systemanforderungen: Minimum:
Betriebssystem: Windows Vista/XP/7
Prozessor: Intel Core 2 Duo 2.40 GHz oder höher / AMD Athlon X2 2.8 GHz oder höher
Speicher: 2 GB RAM, 10 GB HDD
Grafikkarte: NVIDIA GeForce 8800 GTS oder höher / ATI Radeon HD 3850 oder höher | Untertitel verfügbar in: Deutsch

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