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 Glaube der Lüge


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Als Ian, der Neffe des reichen Unternehmers Bernard Fairclough, tot in einem See gefunden wird, wünscht Fairclough bestmögliche Aufklärung. Obwohl es bereits als ein Unfalltod befunden wurde, sorgt der einflussreiche Firmenchef dafür, dass ihm Scotland Yard einen Mitarbeiter zur weiteren Untersuchung schickt: Inspektor Thomas Lynley, den Protagonisten der gleichnamigen Reihe. Dieser nimmt seine Freunde Simon und Deborah St. James mit und beginnt zu ermitteln.
Parallel arbeitet ein Mitarbeiter des auflagenstarken Klatschblattes "The Source", an einem Aufmacher über Faircloughs Sohn, einen ehemaligen Drogenabhängigen. Bald kommt er Deborah in die Quere, die versucht, Lynley zu unterstützen. Dabei stößt sie auf eine andere Frau mit unerfülltem Kinderwunsch (ihr zentrales Problem der letzten Lynley-Bände) und vermengt zunehmend ihre Aufgabe und Privates.
Lynley muss derweil seine Chefin Isabelle Ardery beschwichtigen, mit der er ein Verhältnis hat und die wütend ist, weil er ohne ihre Einwilligung abgezogen wurde. Und Lynleys frühere beste Mitarbeiterin Barbara Havers hilft ihm nach Möglichkeit, sieht sich aber der Kritik und dem Hass von Ardery ausgesetzt und fühlt sich zwischen den Stühlen gar nicht wohl.

Elizabeth George schreibt keine klassischen Krimis. Bei ihr überwiegen das psychologische Element, die Beziehungen zwischen den Protagonisten und Landschaftsbeschreibungen. Dennoch waren ihre ersten Inspektor-Lynley-Romane von atemloser Spannung geprägt und enthielten schlüssige Aufklärungsarbeit. Das änderte sich mit "Wo kein Zeuge ist", als Lynleys geliebte Frau Helen völlig sinnlos starb. Seither dümpelt Lynley wie ein Schatten durch die weiteren Bände. Mit ihm dümpelt aber auch der ganze Rest der gewohnten Protagonisten. Nur Barbara ist beinahe ganz die Alte.
Sozusagen die Negativ-Krönung ist nun "Glaube der Lüge": kein eigentlicher Kriminalfall sondern nur verschiedene Seiten-Handlungsstränge, kein erkennbarer roter Faden, nur eine Fülle an Menschen, vor allem Paaren, mit Problemen. Homosexualität, Transsexualität, Kinderpornografie, ungewollte Kinderlosigkeit und Leihmutterschaft sowie Adoption, Scheidungen, Alkoholismus, arrangierte Ehen unter Muslimen und der Druck, unter dem ein Klatschreporter steht, gehören unter anderem dazu. Bei dieser Spannbreite lässt sich keine psychologische Tiefe erreichen, keine ausgefeilten Charaktere. Im Gegenteil, Deborah entpuppt sich mehr denn je als unerträglich hirnlos agierende Zicke, und in manchem Hörer kommt garantiert der Wunsch auf, dass endlich, endlich ein Mord geschehen möge – ein Mord an Deborah St. James.
Insgesamt passiert außer zwei voneinander unabhängigen sinnlosen, natürlichen Todesfällen nicht viel. Die Protagonisten streiten und versöhnen sich oder auch nicht. Ein Handlungsstrang findet schließlich ein Happy-End, das allerdings auch Rosamunde Pilcher zu kitschig erschienen wäre. – Was für ein Glück, dass der nachfolgende Band, "Nur eine böse Tat", deutlich mehr Qualität aufweist.
Das von der Autorin übel zusammengeschusterte Werk erhält nur deshalb zwei Sterne, weil der Sprecher Stefan Wilkening sein Bestes gibt, den Hörer vor dem Einschlafen zu bewahren. Er weiß abwechslungsreich zu lesen und findet sich gut in die einzelnen Rollen ein, aber eine schlechte Romanvorlage kann auch der beste Sprecher nicht zu einem befriedigenden Hörbuch machen. Im Übrigen gefällt die Aufmachung als ansprechendes Karton-Leporello mit vielen Informationen und einem Steckfach für die MP3-CD.
Dieser Band lohnt sich vor allem für Hörer, die den Anschluss an die Reihe nicht verpassen möchten – der nächste, bessere Teil baut auf ihm auf.

Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Buch angeboten.

Regina Károlyi



MP3-CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. April 2014 | ISBN: 9783844514025 | Laufzeit: 537 Minuten | Originaltitel: Believing the Lie | Preis: 9,99 Euro | Sprache: Deutsch

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