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 Todeshauch


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Ein spielendes Kind hat an einer Baugrube in Reykjavík einen offensichtlich menschlichen Knochen gefunden. Die Eltern verständigen die Polizei, und so trifft Kommissar Erlendur mit seinen Kollegen am Ort des Geschehens ein. Es zeigt sich, dass dort ein ganzes menschliches Skelett lagert – allerdings, wie ein zu Rate gezogener Archäologe meint, schon seit fünfzig bis siebzig Jahren.
Erlendurs Kollege Sigurður Óli findet es unter diesen Umständen unnötig, in dieser uralten Sache zu ermitteln, doch Erlendur hat Feuer gefangen und untersucht die Geschichte weiter. Es stellt sich heraus, dass nahe dem Fundort ein Sommerhaus stand, aus dem 1940 die schwangere Verlobte des Besitzers spurlos verschwand. Könnte diese Frau die Tote aus der Baugrube sein?
Parallel dazu entwickelt sich ein in der Vergangenheit liegendes Familiendrama, und dieses nimmt einen zunehmend schrecklichen Verlauf, bis es zur Katastrophe kommt.

Abgesehen davon, dass die Polizei von Reykjavík möglicherweise nicht so recht ausgelastet sein könnte, wenn ein Kommissar einen historischen Fall untersucht, dessen Protagonisten höchstwahrscheinlich längst allesamt tot sind, hat Arnaldur Indriðason eine durchaus realistisch erscheinende Geschichte konzipiert, die vor allem von der sich allmählich aufbauenden Spannung innerhalb und zwischen den einzelnen Handlungssträngen lebt.
Außer dem aktuellen Strang mit Erlendurs Ermittlungen und jenem, der in der Mitte des letzten Jahrhunderts angesiedelt ist, gibt es noch einen weiteren: Darin geht es um Erlendurs drogenabhängige Tochter, die gleich zu Beginn des Romans eine Fehlgeburt erleidet und ins Koma fällt. Erlendur pendelt also quasi zwischen dem vermuteten Tatort und seiner Tochter hin und her. So ergibt sich auch eine sehr intensive menschliche Komponente, kann man doch die Sorgen Erlendurs als Hörer gut nachvollziehen.
Indriðason zeichnet aber auch ein verstörendes Psychogramm häuslicher Gewalt, die sich in weitere Generationen fortpflanzt und Betroffene mitunter zu extremen Verhaltensweisen nötigt. Die Auflösung überrascht schließlich nicht so sehr, und "Todeshauch" ist auch nicht das stärkste Buch der Reihe um Erlendur, kann aber Vergleiche mit dem Gros anderer Krimis locker aushalten.
Sprecher Frank Glaubrecht, die deutsche Stimme von Pierce Brosnan, Kevin Costner und Al Pacino, versteht es, die Spannungsbögen und nicht zuletzt auch die atmosphärische Dichte, die Stimmungen, die Abgründe nachzuzeichnen und für den Hörer unmittelbar spürbar zu machen. Hut ab!
Insgesamt also nicht der beste Erlendur, aber womöglich … der zweitbeste.

Hier gibt es eine Hörprobe.

Geliefert wird das Hörbuch als ansprechend und informativ gestaltetes Karton-"Leporello" mit Steckfächern für die vier CDs.

Regina Károlyi



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 30. März 2015 | ISBN: 9783868044072 | Laufzeit: 242 Minuten | Originaltitel: Grafarthögn | Preis: 14,99 Euro | Sprache: Deutsch

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