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 Die Hauptstadtgärtner: Eine Anleitung zum Urban Gardening. Tipps vom Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld


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Urban Gardening heißt ein Trend des Großstadtlebens der letzten Jahre. So auch in der Hauptstadt Berlin. Was andernorts in Parks oder auf Hochhäusern praktiziert wird, findet hier auf dem ehemaligen Gelände des Flughafen Tempelhofs statt. Eine Gemeinschaft von 13 fleißigen Aktivisten gründete 2011 das Allmende Kontor auf dem Tempelhofer Feld und trägt seither dazu bei, das brach liegende Flugfeld in ein Naherholungsgebiet der besonderen Art zu verwandeln.

Inzwischen ist das Allmende Kontor ein Verein mit mehr als 700 Mitgliedern, die die "Stadt beackern". Gegärtnert wird jedoch nicht im Boden selbst, sondern in rund 300 Hochbeeten. Die Stadt hat die direkte Bepflanzung der Erde verboten, angeblich, weil man sich nicht sicher sein kann, wie stark der Boden mit Schadstoffen belastet ist. Die Pioniere, wie sich die Gründungsmitglieder auch nennen, glauben jedoch, dass man sie vom Boden fernhält, damit sie sich an ihrem jetzigen Platz nicht verwurzeln. Weder wie lange das Allmende Kontor bleiben darf, noch an welchem Standort, ist letztlich von der Regierung zugesagt worden. Doch solange man die Gemeinschaftsgärtner lässt, sorgen sie für ein Stück soziale Nachbarschaft, ein Trend der sich immer deutlicher in den modernen, anonymisierten Städten findet.

Elisabeth Meyer-Renschhausen gehört zu den Gründungsmitgliedern des Allmende Kontors. In ihrem Buch "Die Hauptstadtgärtner" stellt sie den Verein vor und erzählt seine Geschichte von der Idee bis heute. Danach folgt eine Anleitung sowie viele praktische Tipps, um selbst einen Stadtgarten anzulegen und zu betreiben. Vom Anlegen eines Hochbeetes, über das richtige Kompostieren bis hin zum grünen Düngen teilt die leidenschaftliche Gartenaktivistin ihre langjährigen Erfahrungen mit dem Leser. Im größten Teil des Buches stellt die Autorin verschieden Gemüsesorten und andere Gartengewächse vor, die für den Stadtgarten geeignet sind. Auf je einer Doppelseite erhält man nicht nur Tipps für den richtigen Anbau und die Pflege der jeweiligen Pflanze, sondern auch einen kurzen Abriss über Herkommen und Geschichte und Hinweise zum richtigen Verzehr. Da in einem Freiluftgarten natürlich nur eine beschränkte Auswahl an Gemüsesorten wachsen, findet man hier größtenteils alte Bekannte beschrieben, wie etwa die Gurke, die Tomate, Kohl und Kartoffeln. Zu guter Letzt stellt Meyer-Renschhausen noch weitere Gemeinschaftsgärten Berlins vor und liefert einen kurzen historischen Überblick über das Tempelhofer Feld selbst.

Auch wenn das Buch auf den ersten Blick rund erscheint, stellt sich doch die Frage nach dem Gewinn für den Leser. Die Publikation beginnt mit einem 30-seitigen Unterhaltungsteil über die Entstehungsgeschichte des Allmende Kontors. Hier gibt es keinerlei Hinweise, was Gründer beispielsweise bei einem Antrag beachten müssen oder wie sich die Rechtslage eines solchen Gartenvereins gestaltet. Der gesamte Rest des Buches besteht dagegen aus Ratschlägen und Empfehlungen, also ein reiner Nutzteil mit nur geringem Unterhaltungswert. Bücher, die Tipps zum Anbau typischer Nutzgarten-Pflanzen geben, gibt es jedoch bereits zuhauf. Hinweise zum richtigen Verzehr ebenso. Das Buch verrät hier also nichts Neues und vermittelt insgesamt den Eindruck, sein hauptsächlicher Zweck sei es, das Allmende Kontor öffentlich bekannter zu machen, und ihm so auch politisch einen sichereren Stand zu verschaffen. Für alle Liebhaber der Freiluft-Freizeit, die auf der Suche nach einem gemeinschaftlichen Projekt sind, bietet sich hier aber auf jeden Fall eine Inspirationsquelle.

Claudia Heinzelmann



Softcover | Erschienen: 28. Februar 2015 | ISBN: 9783897737631 | Preis: 12,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: deutsch

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