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 Die Alpen

Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft

Autoren: Werner Bätzing
Verlag: C. H. Beck

Cover
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Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die Alpen sind nicht nur eine einzigartige Naturlandschaft, sondern auch und vor allem eine Kulturlandschaft, die der Mensch auf vielfältige Weise zu einem Lebens- und Freizeitraum umgestaltet hat. Mal sind diese Veränderungen deutlich sichtbar, in anderen Fällen dagegen kaum. In jedem Fall locken die Alpen aber nach wie vor mit beeindruckenden Landschaften. Doch der Urzustand ist kaum noch sichtbar. Schließlich waren die Alpen ursprünglich fast vollständig bewaldet, selbst in den Tälern. Heute ist dieses ursprüngliche Landschaftsbild nur noch sehr selten zu finden. Stattdessen hat sich das Alpenland zu einem vielfältigen Kulturraum gewandelt, den der bekannte deutsche Alpenforscher Werner Bätzing in diesem Buch in den Blick nimmt.

Nach einer Beschreibung des alpenländischen Naturraums zeichnet Bätzing zunächst die Entwicklung des Alpenraumes im Agrarzeitalter, also von der Antike bis ins 19. Jahrhundert, nach, bevor er anschließend den grundlegenden Wandel darlegt, welcher die Alpen mit dem Einzug der Moderne heimgesucht hat. Dieser beschreibende Teil macht in etwa zwei Drittel des Buches aus. Das letzte Drittel nutzt der Autor hauptsächlich für eine kritische Bilanzierung dieses Wandels, aus welcher er Visionen für die Zukunft dieses gefährdeten Lebensraumes ableitet.

Die Alpen haben sich durch den Einbruch der modernen Welt in allen Bereichen tiefgreifender verändert als in den Jahrtausenden davor, und dieser Wandel kann in der Geschichte der Alpen nur noch mit dem Wandel verglichen werden, der um 5000 vor Christus durch den Übergang von den Wildbeuter- zu den Bauerngesellschaften ausgelöst wurde.


An vielen Stellen dieses umfassenden Bandes zur "Geschichte und Zukunft" der Alpen wird dem Leser bewusst, wie fragil Ökosysteme wie die Alpen sind. Denn Bätzing zeigt nahezu durchgehend, dass Eingriffe oder Veränderungen in Naturlandschaften vielfältige Konsequenzen nach sich ziehen. Da diese Aspekte jedoch erst deutlich werden, wenn die komplexen Zusammenhänge aus Wirtschaft, Verkehr und Ökologie berücksichtigt werden, ist ein Buch wie dieses umso wertvoller. Schließlich schafft es der Autor ein hochkomplexes Gebilde wie die alpenländische Kulturlandschaft gleichzeitig logisch in einzelne Analysebereiche aufzuschlüsseln, wie auch diese Einzelaspekte zu einer Gesamtdarstellung zu verweben, die ein in sich geschlossenes Bild abgibt.

Das Buch ist zwar alles andere als eine Urlaubslektüre, dennoch werden die Leser dieses Bandes die Alpenlandschaft bei ihrem nächsten Urlaub ganz anders wahrnehmen. Zum einen erklärt Bätzing vieles, was so ganz anders im Bewusstsein der Menschen ist. Die häufig als Idealbild der Alpen wirkenden Almen sind beispielsweise nichts anderes als ein von Menschen und Tieren gemachtes Landschaftsbild, welches die ursprünglich schützende Vegetationsdecke zerstört hat. Zum anderen mahnt der Autor zu einem kritischen Umgang mit dem Lebensraum Alpen und zeigt vor allem im letzten Teil Wege auf, wie die Alpen als Kulturlandschaft zukünftig erhalten bleiben können.


Die Almen, die auf uns heute oft als Idealbild unberührter Natur wirken, sind so stark vom Menschen geprägt, dass wir sie als Kulturlandschaft bezeichnen müssen.


Trotz der kritischen Töne malt der Autor insgesamt kein Schwarz-Weiß-Bild, sondern ordnet die Situation stets objektiv und differenziert ein. So erwähnt er zum Beispiel, dass die natürliche Artenvielfalt in den Alpen durch großflächige Verbrachungen keineswegs bedroht sei, dass aber jene Artenvielfalt, welche von Menschen geschaffen wurde, sehr wohl in Gefahr ist, da der sozioökonomische Strukturwandel, sprich die Abwanderung oder die Umstellung der landwirtschaftlichen Produktionsweise, eine Pflege von Wiesen und Weiden nicht mehr gewährleistet.

Sehr hilfreich bei der Lektüre sind insbesondere auch die zahlreichen, erfreulich großen Abbildungen, die immer wieder Aspekte des Textes eindeutig veranschaulichen. Hinzu kommt, dass Bätzings Werk eine klare, gut nachvollziehbare Gliederung aufweist. Sämtliche Fachbegriffe werden zudem so erklärt, dass das Buch ohne jegliches geografisches Fachwissen lesbar ist. Nichtsdestotrotz wäre ein Glossar am Ende des Buches noch wünschenswert gewesen. Unterstützt wird die Darstellung schlussendlich durch einige Karten und wenige Statistiken.

FAZIT: Wer Werner Bätzings vorzügliches Buch gelesen hat, wird den Lebensraum Alpen zukünftig mit anderen Augen sehen. Egal ob Bewohner oder Besucher - Bätzing zeichnet nicht nur die Geschichte dieser Kulturlandschaft nach, sondern bilanziert diese Entwicklung auch treffend, leitet zu einer kritischen Wahrnehmung an und zeigt mögliche Wege in die Zukunft.


Weitere Informationen zum Buch sowie einen Buchclip finden sich auf der Webseite des Verlags.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 12. März 2015 | ISBN: 9783406673399 | Preis: 38,00 Euro | 484 Seiten | Sprache: Deutsch

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