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Eigentlich sollte Ronny Knäusel ein cooler Typ sein, denn schließlich ist er ein Superheld. Doch in Wahrheit fühlt er sich eher wie ein ganz armes Würstchen. Als Kind teleportiert er sich versehentlich an die merkwürdigsten Orte und verpasst sogar fast seinen heiß erwarteten Zeltausflug mit den Pionieren. Als junger Mann bringt er mit seiner Fähigkeit seine besten Freunde in den Westen, raus aus der DDR. Er weiß, er erfüllt ihnen damit einen Herzenswunsch, dumm ist nur, dass er alleine zurückbleibt, denn von seiner Heimat trennen kann er sich nicht. Und dann, wieder einige Jahre später, sitzt er mit Bierbauch und ohne jede Hoffnung in seiner Wohnung und weiß nicht mehr genau, wohin mit sich. Doch dann kommt ein Anruf von Cosmo Shleym.
Ronny hat keine Ahnung, dass es sich um den gealterten Rockstar handelt, dessen Lied ihm erst das Teleportieren ermöglicht. Cosmo allerdings sucht schon sehr lange nach dem Mann mit den ganz besonderen Fähigkeiten, er braucht ihn dringend in Malibu. Zu dumm, dass ihm nicht nur Ronnys Starrsinn, sondern auch Frau Bellmann im Weg stehen. Sie ist die Pionierleiterin von Ronny. Und die Krankenschwester, die ihn auf die Welt gebracht hat. Und noch viel mehr. Ronny ist einem großen Geheimnis auf der Spur.
"Das UPgrade" ist eine dieser absoluten Überraschungen, die es manchmal auf dem Comicmarkt gibt. In der Vergangenheit bereits im kleineren Rahmen veröffentlicht, ist jetzt auch der zweite Band bei der Comic-Größe Cross Cult erschienen. Damit hat die Serie ein Label, dass ihr den Rücken stärkt und ihr zu einem immer größerer werdenden Fan-Kreis verhilft. Überraschen kann die Geschichte schon deswegen, weil sie sich standhaft weigert, sich einem Genre zuordnen zu lassen. Humor? Science-Fiction? Kunst? Politisch? Fantastisch? Ja! Alles! Mindestens. Der Mix ist ungewöhnlich, aber funktioniert bestens. Ein Faible für das Durchgeknallte sollte der Leser aber auf jeden Fall mitbringen.
Es ist wichtig zu wissen, dass die Handlung nicht in chronologischer Reihenfolge gezeigt wird. Es geht immer wieder mal vor, mal zurück in der Zeit, hin und her zwischen den Personen. Die Zusammenhänge erschließen sich erst nach und nach. Wobei von einem Gesamtbild noch lange nicht gesprochen werden kann, denn schließlich ist "Pioniernachmittag in Tenochtitlan" erst der zweite Teil der auf zehn Bände angelegten Serie. Dementsprechend sind zwar einige Zusammenhänge etwas klarer geworden, es bleibt aber immer noch unglaublich viel im Dunkeln. Das macht jedoch gar nichts, denn die einzelnen Episoden sind in sich so gelungen und schreiend komisch, dass es gar kein großes Finale für den Spaß beim Lesen braucht.
Gerade der junge Ronny ist einfach nur zum Liebhaben. In seiner Tollpatschigkeit stolpert er von einem Ereignis in das nächste und merkt oft gar nicht, dass er Zeuge von wirklich merkwürdigen Dingen wird. Oder ein Mosaik-Heft lenkt ihn ab. Womit sich die Macher Ulf Graupner und Sascha Wüstefeld quasi selbst und ihrer Vergangenheit ein Denkmal setzen.
Die Zeichnungen sind in fantastisch hoher Qualität, sie erinnern vom Stil her ein wenig an die Werke von Barbara Canepa (
Skydoll) oder Alessandro Barbucci (
Ekhö). Und obwohl die Handlung zu einem großen Teil in der DDR spielt, zieht sich ein extrem modernes Design durch das gesamte Werk, welches sich mit dem Retrolook vermischt. Es lohnt sich, den Comic noch ein zweites und drittes Mal zu lesen, es tun sich immer wieder neue Details und Spielereien auf, die schnell übersehen werden können.
Allen, die einen wirklich guten, aber durchweg ungewöhnlichen Comic suchen, kann ganz klar gesagt werden: Kauft Das UPgrade! Ein Werk dieser Art findet sich mit Sicherheit so bald nicht wieder.
Die Leseprobe auf der Webseite von Cross Cult erlaubt einen ersten Blick in die farbenfrohe DDR-Fantasy-SF-Welt.