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 Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken

Autoren: Albrecht von Lucke
Verlag: Droemer

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Angela Merkel regiert nun schon in der dritten Legislatur und vieles spricht dafür, dass sie auch eine vierte schafft. Es stellen sich durchaus zwei Fragen: Ist die deutsche Republik strukturell eine politisch schwarze? Und warum schafft es die deutsche Linke nicht auf Bundesebene eine Alternative mit Machtperspektive zu sein? Albrecht von Lucke stellt beide Fragen in seinem Buch "Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken" bereits im Titel und hat einiges zu ihnen zu sagen.

Albrecht von Luckes gut 230-seitige Buch über den aktuellen Zustand der deutschen Linken und ihren Perspektiven bietet eine recht schonungslose zeitgeschichtliche Analyse der linken Parteien im Parlament, wenn man denn die Grünen noch dazu rechnen will, und versucht zum Schluss Vorschläge zu geben, um eine Machtperspektive jenseits der Union zu entwickeln. Gelingt das nicht, fürchtet er eine strukturell schwarze Republik mit einem CDU-Kanzler auf Dauer.

In zehn Kapiten zieht Lucke einen Bogen von der Geschichte der letzten 20 Jahre von SPD, Linke und Grüne bis zur Gegenwart und den Möglichkeiten für zukünftige linke Mehrheiten im Bundestag. Der zeitgeschichtliche Teil beginnt mit der Agenda 2010 und Hartz IV, dem Sündenfall der SPD, der die Existenz der Linken überhaupt erst ermöglicht hat, und den die Grünen mit zu verantworten haben. In diesem Teil geht der Autor vor allem auf die Protagonisten der rot-grünen Bundesregierung ein. Schröder und Lafontaine sind es, welche die seit dem andauernde Krise der deutschen Linken verursacht haben.

Seine Analyse ist durchdacht und überzeugend, allenthalben fragt sich der Leser, ob der Fokus auf zwei Personen die ganze Krise wirklich erklärt. Auch die Entwicklung der chronisch zerstrittenen Partei "Die Linke" ist vor allem eine Geschichte der beiden Parteigründer Lafontaine und Gysi, ihrer Schwächen und Stärken. Lucke ist durchaus bewusst, dass er stark personalisiert. Dennoch kann auch die Frage gestellt werden, ob es nicht schon die Ursache der Krise ist, dass einzelne Personen mit ihren Handeln über Gedeih und Verderb ganzer Parteien entscheiden. Warum war ohne Lafontaine in der SPD zum Beispiel kein durchschlagender Widerstand gegen die Agenda 2010 möglich? Fängt die Krise der deutschen Linken also wirklich erst 1999 mit Lafontaines Rücktritt an?

Dennoch sagt Lucke viel Richtiges und Nachdenkenswerstes über den Zustand der Linken. Die Stärke der Union ist vor allem die Schwäche einer zerstrittenen Linken, die ihren Kompass verloren hat in der "Schröderzeit". Um da herauszukommen, rät Lucke, brauche es gemeinsame linke Projekte, Antworten auf die Fragen der Zeit, so zum Beispiel zu Europa. Es bräuchte ein linkes, soziales und ökologisches Europa. Das können nur Sozialdemokraten, Linke und Grüne gestalten, doch dieses Projekt muss erst einmal angegangen, indem der Streit der linken Parteien überwunden wird.

Der Weg scheint richtig, aber wie es dazu kommen soll, außer durch Appellieren, das sagt auch Lucke nicht. Dennoch liefert er eine fundierte, nur etwas zu stark personalisierte Analyse der drei deutschen Parteien links der Mitte. Ein empfehlenswerter Diskussionsbeitrag für die zukünftige Entwicklung der deutschen Bundespolitik!

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2015 | ISBN: 978342627667-9 | Preis: 18 Euro | 240 Seiten | Sprache: Deutsch

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