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 Alica und die Dunkle Königin


Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Bernhard Hennen gilt vermutlich zu Recht als eine der großen Fantasy-Hoffnungen aus Deutschland. Seine Elfen-Romane sind wirklich großartig und ein Riesenerfolg. Mit "Alica und die dunkle Königin" hat Hennen sein erstes Jugendbuch veröffentlicht und damit ein bisschen im Bereich des ewigen Hohlbein gewildert.

Der Vergleich mit Wolfgang Hohlbein drängt sich anhand der Inhaltsangabe erst mal auf. Alica ist vierzehn und auf dem Weg zu den Großeltern. Der Vater ist verschollen, die Mutter im Krankenhaus und deren neuer Mann am Ende mit seiner Kraft. Also muss Alica in die Eifel zu den Eltern ihres Vaters. Und dann ist ihr Großvater noch nicht mal am Bahnhof, um sie abzuholen. Durch den Regen läuft sie in Richtung des Herrenhauses, in dem ihre Großeltern wohnen. Zwischendurch nimmt sie der Landarzt ein Stück weit mit. Doch als Alica ankommt, ist niemand zu Hause. Und als sie ins Haus steigt, kommt ihr ein Geist entgegen.

Als sie wieder wach wird, sind ihre Großeltern da, allerdings nervt auch ein Heinzelmännchen namens Wallerich, das sich völlig sicher ist, dass Alica seine Assistentin beim Vertreiben dieses Geistes sein muss. Als sie sich zuerst in einen Geist verliebt und dann auch noch ins Nebenan - der zweiten Welt, in die sich alle Feen, Geister und Zwerge zurückgezogen haben - reist und dort vom Lebkuchenhaus der Hexe Knuper knuspert, beginnt ein wirklich verrücktes Abenteuer in Zeit und vielen Räumen. Und man darf nicht vergessen, die dunkle Königin, einst eine Göttin hier in der Gegend, treibt ja auch noch ihre Spielchen.

Da könnte man schon gemein sein als Rezensent. Darauf hinweisen, dass wir uns ja langsam an Parallelwelten á la "Harry Potter" gewöhnt haben, oder darauf, dass auch bei Wolfgang Hohlbein ständig junge Helden dafür verantwortlich sind, irgendwas mit magischen Reichen wieder gerade zu biegen, was irgendwer vermasselt hat. Aber während Hohlbein den Helden einfach nur kreuz und quer durch die Gegenwelten zieht, ihn aber nur nutzt, um diese Welt vorzuführen, macht Hennen etwas sehr Sinnvolles. Er konzentriert sich auf eine vertrackte Geschichte, lässt der Heldin alle Entscheidungen und Kämpfe, sie darf sich auch verlieben und über Jahrhunderte Abstand einen Jungen ins Verderben reißen - die Liebe ist sogar wichtiger als irgendwelche Moral. Und so verrückt dieses Zeitreise-Märchen-Magie-Science-Fiction-Buch auch sein mag, bei allen verrückten Ideen zählt nur die Geschichte, und die ist richtig gut, sehr humorvoll - speziell die hochtechnisierten Heinzelmänner mit ihrer Zentrale in Köln und ihrer Technologie in 17 Prozent aller Satelliten sorgen für den einen oder anderen Lacher - und trotzdem kein Kinderbuch, sondern auch wirklich jugendkompatibel, denn manchmal ist Alica auch eine richtige vierzehnjährige Zicke, so wie Mädchen in dem Alter nun mal gerne sind.

Ein bisschen weniger Phantasie hätte eventuell auch gereicht, ein paar Kleinigkeiten sind einfach ein bisschen viel. Vielleicht fehlt mir da aber auch die Vorkenntnis des Romans "Nebenan", in dem Bernhard Hennen diese Welt mit Heinzelmännern und Koboldaltersheimen etabliert hat. Aber auf jeden Fall leuchtet der Stern des Bernhard Hennen auch ein ganzes Stück heller als der seines Kollegen, der hier ein paar Mal erwähnt wurde. Ein Roman, dem man anmerkt, dass der Autor seinen Spaß damit hatte, und ein Roman, an dem man selbst viel Spaß haben kann, egal ob mit vierzehn oder vierundachtzig.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2005 | ISBN: 3800051575 | Preis: 14,95 Euro | 322 Seiten

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