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 Nations: Das Würfelspiel


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Rom, Ägypten, Griechenland und Persien, vier große Nationen im Wettstreit um die Vorherrschaft. Der Fortschritt sichert Kampfkraft, Bildung und wirtschaftlichen Erfolg, die richtigen Berater bringen hin und wieder den entscheidenden Vorteil. Und Weltwunder und Kolonien sorgen für Ansehen und Macht. Welcher Anführer ist geschickter in der Nutzung seiner Ressourcen, wer kann durch siegreiche Kriege Prestige anhäufen? Über vier Zeitalter hinweg entwickeln bis zu vier Spieler ihre Reiche, vergrößern und verbessern sie, um am Ende die Nase vorn zu haben, in: "Nations".

2013 erschien das Strategiespiel Nations des finnischen Verlages Lautapelit. Über mehrere Stunden Spielzeit treten hier bis zu fünf Nationen gegeneinander an. Zur SPIEL in Essen in diesem Jahr brachte Pegasus Spiele nun auf Deutsch den kleinen Würfelspiel-Ableger heraus. Hier kämpfen bis zu vier Nationen gegeneinander, mit grundsätzlich den gleichen Spielelementen, doch um einiges leichtgängiger und vor allem deutlich weniger zeitaufwendig.

Schnell gelernt und schnell gespielt
[PIC] "Nations: Das Würfelspiel" gestaltet sich im Grunde recht einfach. Jeder Spieler beginnt mit fünf weißen Würfeln, die am Beginn der Runde geworfen werden. Jede Würfelseite hat ein unterschiedliches Symbol, zusätzlich erhalten die Spieler noch Marker, die wie ein Würfel im Spiel fungieren, aber auf ein Symbol, also quasi eine Würfelseite festgelegt sind. In zuvor bestimmter Reihenfolge kann nun jeder Spieler immer eine Aktion durchführen, dann folgt der nächste Spieler, dabei besteht eine Aktion aus dem Einsatz eines oder mehrere Würfel oder Marker. Auf einem gemeinsamen Tableau in der Mitte liegen verschiedene Plättchen aus, die der Spieler in seinen Besitz bringen kann, um die eigene Nation auszubauen: angeworbene Berater stellen neue Marker zur Verfügung, eroberte Provinzen ebenso, zählen aber auch als Punkte, bezahlte Weltwunder dürfen im eigenen Bauplatz ausgelegt, und von dort dann mit einer weiteren Aktion errichtet werden. Auch sie sichern Punkte und einige auch Marker. Fortschrittsplättchen dagegen stellen dem Anführer neue Arbeitskräfte für sein Reich zur Verfügung, sprich sie bringen andersfarbige Würfel ein. Ein Fortschrittsplättchen verdeckt dabei immer ein bereits vorhandenes Fortschrittsfeld auf dem Nationentableau, was wiederum zur Folge hat, dass der Spieler die dort gezeigten Würfel abgeben muss, bevor er dann die neuen Würfel erhält.

Eine Frage der richtigen Würfel

[PIC]Die verschiedenfarbigen Würfel sind in ihren Symbolen unterschiedlich gewichtet: Gelbe Würfel haben viele Münzensymbole, mit denen Plättchen vom Tableau gekauft werden, rote Würfel zeigen viele Schwerter, die in der Kriegsphase für Punkte sorgen können, und blaue Würfel haben viele Buchsymbole und Steine, die zum Bau der Weltwunder gebraucht werden. Am Ende jedes Zeitalters folgt eine Kulturphase, in der Bücher eingesetzt werden können, um den eigenen Buchwert zu verbessern, denn wer kulturell vor den anderen Nationen liegt, erhält dafür Punkte. Es folgt eine Hungersnot, die durch Nahrungssymbole bekämpft werden kann, und eine Kriegsphase, in der ausreichend Schwerter gestellt werden müssen, um Punkte einzustreichen. Nach vier Zeitaltern hat die Nation gewonnen, die die meisten Siegpunkte vorweisen kann.

Gegen starke Konkurrenz

[PIC]"Nations: Das Würfelspiel" erinnert in weiten Strecken an "Im Wandel der Zeiten"(ebenfalls aus dem Hause Pegasus), das bereits in zwei unterschiedlichen Fassungen (Bronzezeit und Eisenzeit) die Entwicklung des eigenen Reiches im Wettbewerb zu anderen Reichen thematisiert. Auch hier gilt es durch verschiedene Symbole auf Würfeln und eine kniffel-ähnliche Wurfmechanik neue Städte und Weltwunder zu bauen, Technologien zu erwerben, das Volk zu ernähren und Krieg zu führen. "Nations" zeichnet sich durch dieselbe Leichtgängigkeit des Spiels aus: einen einfachen Einstieg und eine einfache Spielführung. Die Erklärung ist schnell abgeschlossen und es gibt nur wenig im Kopf zu behalten; die meiste Zeit gilt es schlicht, die Ergebnisse des eigenen Würfelwurfs möglichst vorteilhaft einzusetzen. Natürlich gibt es die Möglichkeit mit entsprechenden Markern auch Würfel neu zu werfen, und bei "Nations" können auch Würfelergebnisse in andere getauscht werden, um nicht alles allein dem Glück zu überlassen, Fortunas Gunst ist aber doch deutlich spielbestimmend.

Leider steht "Nations" in allen anderen Belangen jedoch deutlich hinter den artverwandten Wandel-der-Zeiten-Spielen zurück. Es kommt keine rechte Spannung auf im Spiel. Die einzige direkte Überschneidung mit den Gegnern liegt in der gemeinsamen Auslage und der Kulturleiste, die jedoch meist schnell in den Hintergrund tritt, wenn ein einzelner Spieler hier dominiert. Die Entwicklungsmöglichkeiten der eigenen Nation sind sehr beschränkt, und lassen daher auch nur ein Minimum an taktischem Vorgehen zu. Ein Wiederspielreiz, der sich bei den meisten Spielen durch verschiedene Optionen im taktischen Vorgehen ergibt, fehlt hier leider. Den anderen Weg zum Sieg, den der Spieler unbedingt beim nächsten Mal ausprobieren möchte, gibt es einfach nicht.
Daher ist "Nations" zwar ein vollständig funktionierendes Spiel, dass aber gerade für Vielspieler, kaum einen besonderen Reiz ausmacht, obwohl es als Kennerspiel deklariert ist.

Kennerspiel?

[PIC]In seinem Aufbau und der Leichtgängigkeit würde es sich auch durchaus als Familienspiel mit etwas älteren Kindern eignen. Lediglich in der Frage, wie viele Bücher der Spieler für die Kulturphase bereithält, ist manchmal das Einschätzen der Gegner notwendig, doch meist liegt alles offen auf dem Tisch. Auch die knappe Spielzeit von 20-40 Minuten ist familientauglich. Ob die Einstufung als Kennerspiel also trifft, ist fraglich. Doch ähnlich wie die Altersgrenzen bei der Freiwilligen Selbstkontrolle von Filmen (FSK) sind auch die Grenzen der Spieleinteilung, nach Familien-, Kenner und Expertenspiel oft schwer nachzuvollziehen und immer fließend.

Spielmaterial
Das Spielmaterial von "Nations" ist einfach gehalten. Die Spielertableaus sind aus recht dünner Pappe und wirken daher nur wenig wertig. Die Anleitung ist übersichtlich gestaltet und gut strukturiert, aber leider auch etwas trocken. Gerne hätte die eine oder andere Mechanik, etwas mehr ausgestaltet werden können, wie etwa die Kulturleiste und den dazugehörigen Mechanismus. Ein Wettstreit der Gelehrten, ein Wettrüsten der Bibliotheken: Ein einzelner kleiner Satz zur Betitelung der nüchternen Mechanik kann sowohl das Lesen der Regeln als auch das spätere Spiel deutlich bereichern.

Bewertung
"Nations" ist ein einfaches und leichtgängiges Würfelspiel, das leider nur wenige taktische Möglichkeiten lässt. Auch die Interaktion mit anderen Spielern ist eingeschränkt, daher ist es eher am ganz unteren Ende der Komplexität von Kennerspielen, einzuordnen. Die Spielmechanik funktioniert einwandfrei, lässt aber leider an Spannung fehlen. Hinter ähnlich aufgebauten Spielen liegt es daher deutlich zurück.

Claudia Heinzelmann



Brettspiel | Erschienen: 23. Oktober 2017 | Preis: 34,95 Euro | für 1 - 4 Spieler | Sprache: Deutsch

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