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 Die türkischen Meerengen in der internationalen Politik 1900-1917


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Bis zur Oktober-Revolution war es das große außenpolitische Ziel des Zarenreiches, Konstantinopel und die Meerengen zwischen Europa und Asien, die das Mittelmeer und das Schwarze Meer verbinden, zu erobern. Dieses Ziel wurde nie erreicht, aber es war ein Leitstern russischer Außenpolitik und daher ein wichtiger Faktor der internationalen Diplomatie bis 1917.

Heinz R. Richter hat nun eine umfangreiche Studie zur Rolle der Meerengen in der internationalen Politik vor und während des ersten Weltkrieges vorgelegt. Auf über 270 eng bedruckten Seiten stellt er überwiegend chronologisch die Entwicklung der Meerengenfrage dar und bezieht dabei durchgehend immer wieder die Interessen und Handlungen der Großmächte wie auch der Anrainer-Staaten ein. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche Fotos und ein Register.

Heinz R. Richters "Die türkischen Meerengen in der internationalen Politik 1900-1917" ist das Ergebnis einer intensiven Quellensichtung und -auswertung, wie schon die Studien, die er zuvor zu verwandten Themen geschrieben hat. Wie auch in seinen früheren Arbeiten geht er sehr detailliert vor und präsentiert dem Leser eine Unmenge an Informationen und Thesen, so dass der Text oftmals den großen Bogen zu verlieren droht und dem Leser viel abverlangt wird, wenn er noch folgen will.

So wurde dieses Buch vor allem für Experten und wirklich stark interessierte Leser geschrieben, die sich auch mit Details der internationalen Politik der Weltkriegszeit befassen wollen. Um eine allgemeine Einführung handelt es sich bei dem Werk nicht, dafür ist es zu schwer und viel zu detailreich.

Das erscheint alles in allem etwas schade, weil es inhaltlich durchaus an vielen Stellen Interessantes bietet. Da Richter immer sehr nah an den Quellen bleibt, nur leider an manchen Stellen objektive Distanz vermissen lässt und dem Leser sehr deutlich zeigt, wem seine Präferenzen gehören, wird dem Leser hier vieles geboten, was sonst kaum den Weg von den Quellen in die geschichtswissenschaftliche Darstellung schafft.

So lernt der Leser eine Menge über die strategischen Kalküle der beteiligten Regierungen, etwa wenn die Großmächte um Russlands Gunst warben, indem sie dem Zaren Konstantinopel in Aussicht stellten in der Erwartung, dass das Osmanische Reich bald auseinanderbrechen würde. Zwar überbewertet Richter manche Quellen etwas, wenn er Überlegungen oder halbherzige Angebote als Beleg für mögliche Entscheidungen oder strategische Ausrichtungen von Regierungen betrachtet, aber die Darstellung an sich erweist sich als informativ, wenn man sie kritisch zu lesen weiß.

So kann dieses Buch durchaus Interessierten empfohlen werden, die sich schon etwas auskennen und einen kritischen Blick mitbringen; als Einführung oder Lektüre aus allgemeinem Interesse ist es aber nicht zu empfehlen.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 19. Dezember 2017 | ISBN: 9783447109154 | Preis: 40,00 Euro | 274 Seiten | Sprache: Deutsch

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