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 Kommissar Erlendur: Tage der Schuld


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Eine männliche Leiche wird in einem abgelegenen, sonderbaren See in einem isländischen Lavagebiet gefunden. Offensichtlich kam der Mann durch einen Sturz aus sehr großer Höhe zu Tode – der Fundort kommt hierfür definitiv nicht infrage.
Erlendur und Marian, Arnaldur Indridasons Ermittlerduo, stellen sogleich Nachforschungen an. Da der Tote original amerikanische Kleidung trägt – 1978, dem Jahr, in dem der Krimi spielt, eher eine Rarität auf der Insel -, hatte er möglicherweise etwas mit der nahen US-Militärbasis zu tun. Doch offensichtlich handelt es sich um einen Isländer.

Parallel zu diesem Fall greift Erlendur mehr oder weniger in Eigenregie einen weiteren auf, der allerdings schon ein Vierteljahrhundert zurückliegt, ihn aber nicht loslässt. Auch hier könnte es einen, wenn auch indirekten, Bezug zum amerikanischen Militär geben.

Wenn ein Mordopfer aus großer Höhe gestürzt sein muss und der ominöse Fundort hierzu nichts bereithält, wenn dann die Kleidung des isländischen Opfers einen engen Bezug zu Amerika vermuten lässt, bleibt den Ermittlern aus Reykjavik kaum eine andere Möglichkeit: Der junge Kommissar Erlendur findet zusammen mit seinem Kollegen Marian auf die Suche nach einem geeigneten Platz zu dem US-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt, wo es einen unglaublich hohen Hangar gibt - wie sonst nirgends in Island. Bald scheint es eindeutig, dass der ohne viel Aufwand identifizierte Mann an dieser Stelle starb. Doch die offiziellen Stellen auf der Basis möchten nicht mit der isländischen Polizei zusammenarbeiten. Was soll hier offensichtlich vertuscht oder geheimgehalten werden?

Über zweieinhalb Jahrzehnte zuvor verschwand in der Gegend ein junges Mädchen spurlos auf dem Weg zur Schule. Es tauchte nie wieder auf - auch nicht seine Leiche. Erlendur, von einem Kindheitserlebnis im Zusammenhang mit dem Verschwinden eines geliebten Menschen umgetrieben, engagiert sich für diesen "kalten" Fall, während er und Marian weiterhin den Mord auf der Militärbasis untersuchen. Und tatsächlich erinnern sich einige Menschen noch. Doch nicht alle möchten ihr Wissen teilen.

Ein Kommissar, zwei voneinander völlig unabhängige Fälle; der eine spielt im Jahr 1978, der andere in den 1950ern. Das macht einen gezielten Spannungsaufbau schwer - dem Autor ist er nicht wirklich gelungen. Da werden Leute befragt und erzählen etwas oder schweigen einfach nur. Die Ermittler geraten auf Abwege, haben mit skurrilen Personen zu tun, finden dann doch die Lösung. Das war's eigentlich schon.

Klar, Indridason ist ein Meister der Stimmungen. Der düstere isländische Winter passt gut zu Mord, Angst, Vertuschung. Und gegen Ende wird es doch noch recht spannend, kommt es sogar zu einem Showdown. Auch das Thema besitzt eine gewisse Brisanz, zumindest für den "Best Ager"-Anteil der Leserschaft, denn der Krimi befasst sich mit einigen Auswirkungen des immer wieder aufgeheizten Kalten Krieges auf ein eigentlich unbeteiligtes kleines, machtloses Land, das für die USA lediglich durch seine Lage von strategischem Interesse ist.
Über Erlendurs Persönlichkeit und Geschichte erfährt der Leser nicht allzu viel, diese kann sich in späteren Folgen entwickeln. Wir werden sehen.

Nicht nur Fans von Erlendur sollten diesen Krimi lesen, auch "Neueinsteiger" finden sich gut zurecht und dürften über einen solchen Quereinstieg durchaus Lust auf die Reihe bekommen.
Ein guter Krimi, für Erlendur-Leser sowieso ein Muss, der aber auch - nicht zuletzt wegen des historisch brisanten Themas - für andere Interessierte etwas zu bieten hat.

Reinlesen ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 25. Mai 2018 | ISBN: 9783404176816 | Originaltitel: Kamp Knox | Preis: 11,00 Euro | 446 Seiten | Sprache: Deutsch

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