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 Das Reich der Grasländer 1: Der letzte König von Osten Ard 2


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Für Prinz Morgan wird es Zeit, erwachsen zu werden, und zwar schnell. Jahrelang konnte er sorglos leben und Wein und Frauen genießen, nun muss er nach einem Angriff alleine in den Wäldern von Aldheorte um sein Überleben kämpfen. Dabei steht es schlecht um sein zukünftiges Reich, Osten Ard. König Simon und seine Frau Miriamel stehen nach 30 Jahren Frieden vor einem weiteren Krieg mit den Elben und auch ihre Verbündeten schmieden ihre eigenen Pläne.

Es ist kompliziert, anders lässt sich die Geschichte Osten Ards nicht mehr beschreiben. Seit 1991 erzählt Autor Tad Williams nun die Geschichte um die Nornenkönigin und Osten Ard und die von ihm erdachte Welt ist so unglaublich vielschichtig und umfassend geworden, dass Neueinsteiger es schwer haben werden, in die Handlung einzusteigen. Hierbei hilft auch die sechzehnseitige Zusammenfassung zu Beginn des Romans nur bedingt. Als praktischer erweist sich da schon das Glossar am Ende des Buchs, in dem die wichtigsten Figuren und ihre Bedeutung sowie bedeutende Orte aufgezählt werden. Auch dieses präsentiert sich umfangreich und erstreckt sich über immerhin dreißig Seiten. Wie erwähnt, die Geschichte ist mittlerweile sehr umfangreich.

Eine leichte Lektüre für Einsteiger erwartet den Leser also nicht, zumal „Das Reich der Grasländer“ nahtlos an die Bände um die Hexenholzkrone anschließt. Wie bei diesen Büchern ist die Geschichte übrigens zweigeteilt, so dass beide Bände nötig sind, um die Handlung abzuschließen. Da bereits der erste Band auf nahezu 700 Seiten kommt, erweist dies als ganz sinnvoll.

Wie in allen seinen Büchern nimmt Tad Williams sich die Zeit, die Geschichte gründlich zu erzählen, noch dazu aus mehreren Blickwinkeln. So begleitet der Leser nicht nur den Kronprinzen auf seiner Reise, sondern aus Miriamel, Simon, Nezeru, Tzoja und viele weitere Figuren, die jede für sich über einen interessanten Hintergrund verfügen. Ob Mensch oder Elb, jeder von ihnen hat Verpflichtungen, Geheimnisse und ein ausreichendes Motiv, so zu handeln, wie er es gerade tut.

Teilweise wechselt die Erzählperspektive bereits nach wenigen Seiten wieder und wenn der Leser nicht einen wichtigen Hinweis verpassen will, dann muss er auf der Hut bleiben. Bei dieser Geschichte kann bereits die Beschreibung der Kleidung einer Figur, eine hochgezogene Augenbraue oder eine verdächtige Redepause einen Hinweis darauf geben, dass etwas im Argen liegt. Dabei wird schnell klar, dass Unheil nicht nur droht, es schlägt förmlich die Trommel und verlangt Aufmerksamkeit. Von allen Seiten erreichen schlechte Nachrichten das Königspaar und die Stimmung des Buchs könnte gar nicht düsterer sein.

Bei einem weniger talentierten Autor gäbe es durchaus Gründe, die Lektüre abzubrechen, doch Tad Williams ist einer der Großen seines Genres. Seine Geschichte glänzt mit durchdachtem Handlungsbogen, gibt sich in sich schlüssig und strotzt vor Hinweisen auf Dinge, die noch kommen werden. Da fällt es nicht schwer, neugierig zu bleiben, wenn auch sechshundert Seiten dem Leser Ausdauer abverlangen. Nein, dieses Buch ist nicht einfach dahin geschrieben, es verlangt Aufmerksamkeit und fordert dazu auf, sich in die Geschichte fallen zu lassen. Wer das kann, wird einige spannende Stunden in Osten Ard verbringen, mit Helden und Schurken, die lebendig wirken und ihn nicht unberührt zurücklassen.


Eine Leseprobe findet sich auf der Klett-Cotta-Seite.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 14. März 2020 | ISBN: 9783608949544 | Originaltitel: Empire of Grass | Preis: 22,00 Euro | 664 Seiten | Sprache: Deutsch

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