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 Corvus Corax: VENUS VINA MUSICA


Cover
Gesamt +++--
Preis - Leistungs - Verhältnis


VENUS VINA MUSICA bedeutet LUST, WEIN und MUSIK und ist der Titel der neuen Scheibe der Könige der Spielleute: Corvus Corax. Es handelt sich um eine musikalische Reise um die Welt des dreizehnten Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht die Odyssee eines fahrenden Spielmanns, der von dem Verlangen besessen ist, die sagenumwobene Tänzerin Sanyogita zu finden. Von dieser indischen Prinzessin wurde in der damaligen Zeit behauptet, sie sei die schönste Frau der Welt. Auf der Suche nach dieser Traumfrau wanderte er durch Europa über Nordafrika und Kleinasien bis in die fernen Länder im Osten, von denen Marco Polo nach seiner Reise entlang der Seidenstraße berichtet hatte. Während seiner jahrelangen Wanderschaft lernte der Spielmann faszinierende fremde Kulturen kennen. Er lauschte am Lagerfeuer den erstaunlichen Geschichten anderer Länder und hörte die seltsamsten Instrumente und Melodien erklingen. So erweiterte er natürlich ständig sein musikalisches Repertoire.

Der Silberling erschien am siebten Juli 2006 und umfasst zwölf Lieder. Das vorliegende Pressemuster umfasst leider nur acht der Stücke. Das erste der Presse-CD ist das Titelgebende VENUS VINA MUSICA und ist die "Heimatmusik" des Helden, der irgendwo im Gebiet zwischen dem heutigen Deutschland und Ungarn lebte. Es ist sozusagen seine persönliche Hymne, denn er war natürlich kein Kind von Traurigkeit und wusste sehr wohl das Leben in vollen Zügen zu genießen. Der Song startet sehr ruhig um dann richtig abzugehen. Da wird getrommelt und getrötet, dass es im Tanzbein juckt. Der lateinische Text spielt eine untergeordnete Rolle. Live sicherlich der Kracher, aber auch digital ein schönes Stück.

Indische und tibetanische Klänge entdeckte der Spielmann im Land seiner Träume, dem Geburtsort der sagenhaften SANYOGITA, die jedoch leider nicht zu Hause war. Eingängiger Rhythmus, im Hintergrund Saiteninstrumente, kaum Text. Den Grundrhythmus machen die Blasinstrumente. Klingt für den Rezensenten zwar nur bedingt nach dem, was er sich unter "indisch und tibetanisch" vorstellt, trotzdem aber gut. Ruhiger als Lieder Eins und ZWEI.

TUSKA bringt uns die Musik der Zigeuner näher, die unser Spielmann immer wieder auf seiner Reise traf und die wie er durch die Lande zogen. Sofort wird es schnell, gar hektisch, es gibt nur wenig ruhigere Passagen. Text gibt es nicht, nur zwischendurch laute Rufe. Wohl eher ein Live-Stück, zum "da sitzen und hören" nur bedingt geeignet.

Auf seiner Wanderschaft hörte er die unterschiedlichsten Berichte, wo die von ihm Gesuchte gesehen worden war. Auch sie war nämlich ständig unterwegs und betörte die Männer in ständig wechselnden Gegenden mit ihrem Tanz. So verschlug es ihn in den südlichen Balkan, wo er die Melodie zu KATRINKA bei einem ausschweifenden Saufgelage zu Gehör bekam. Weder Balkan noch Saufgelage ist für den Laien zu entdecken. Ein instrumentales Mid-Tempo-Stück, das von Blas- und Schlaginstrumenten geführt wird.

Wenige Monate später dann lagerte er in der Bretagne und nahm von dort die Idee für TERTIO mit auf seinen Weg. Wieder ein instrumentales Mid-Tempo-Stück, mit unter zwei Minuten Länge sehr kurz geraten.

Seine weiteste Reise brachte ihn in ein Land, das selbst Marco Polo nicht kannte und von stolzen Kriegern bewohnt wurde, die heute als Samurai bekannt sind. Die Kunst des Trommelns, die er dort erlebte, beeindruckte ihn sehr und er verband diese Erfahrung mit den nicht minder erstaunlichen Klängen aus den Hochebenen des Himalaya-Gebirges. Heraus kam BIBIT ALEUM, mal im mittlerem, mal im schnellerem Tempo. Man hört schon die diversen und "anderen" Instrumente heraus. Ein ganz gutes Stück, aber das Trommeln hätte ruhig japanischer sein können und die "Himalaya-Klänge" deutlicher.

Im arabischen Raum traf er auf den berühmten Gelehrten Cafin`ddin al URMAWI, der ihm als Dank für ihre langen Gespräche ein Instrumentalstück mit auf den Weg gab. Als Unterlegung einer Rollenspielszene in einem orientalischen Setting könnte ich mir für mich passenderes vorstellen. Etwas wenig Abwechslung.

Zuletzt ein Lied, das der Spielmann unter besonderen Bedingungen kennen lernte: Eine Zeit lang begleitete er einige Mönche auf ihrem Pilgerweg. Zu seinem Erstaunen hatten diese ganz spezielle Probleme mit seinem ausschweifenden Leben, denn sie sangen ein altes, von Augustinus überliefertes Lied, wenn sie durch sein schlechtes Vorbild von der Fleischeslust ergriffen wurden: Die Klage über die Enthaltsamkeit, LAMENTATIO COELIBATUS.

Fazit: Mit Dudelsack, Trommeln und dem Einsatz von Instrumenten aus den verschiedensten Ländern gehen Corvus Corax auf Wanderschaft rund um die Welt. Für den Rezensenten ist aber diese musikalische Reise gar nicht so abwechslungsreich wie erwartet, auch klingen manche Lieder nicht so, wie er sie für den Hintergrund vermutet hat. Letztlich fehlt die Abwechslung. So riesig unterschiedlich klingen die Lieder gar nicht. Ohne Frage können Corvus Corax ihre Instrumente spielen, technisch gibt es nichts zu bemängeln. Aber eigentlich drücken viele Lieder Lebenslust und Erdhaftigkeit aus, was live auch klappt dank Tempo, Lautstärke und "Live-Effekt", digital klingt das aber schon eine ganze Ecke weniger lebendig. Was auch am fehlenden Gesang liegt, beziehungsweise ist er vorhanden, dann eher als Rufe, welche aber nur bedingt Emotionen ausdrücken können.

Um es auf den Punkt zu bringen: Trotz Kodo-Trommeln, balinesische Cymbeln und Fatzwerk aus aller Herren Länder und Olive von Faun in einigen Tracks an der Harfe klingt die CD nach Corvus Corax, nicht nach einer musikalischen Weltreise. Wer die Band und ihre Veröffentlichungen mag, wird auch diese CD mögen. Aber sie ist leider nicht das, was man hätte erwarten können.

Durch die vielen Instrumentale kann sie teilweise als Rollenspielhintergrund eingesetzt werden, aber dann nur bei hektischeren Szenen. Mir wäre sie dafür aber zu dominierend. Und als Untermalung landesspezifischer Szenen halte ich sie nur für bedingt geeignet. Ob Orient, Balkan, Himalaya oder Indien, ich würde andere Stücke aussuchen.

Bernd Wachsmann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Juni 2006 | ISBN: B000FVRSMC | Preis: 12,97 Euro

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