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 Letzte Tage, jetzt

Autoren: Jan Drees
Verlag: Eichborn Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Meine Küsse: sind längst Abschied. Auch der Kuß, wie Nebils ständige Liebesbekundungen, ist nur Ritual." Das Ende einer dreijährigen intensiven Liebesbeziehung zwischen zwei jungen Menschen ist Thema des Buchs "Letzte Tage, jetzt" von Jan Drees.

Eine Frau, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, liebt ihren Freund unbändig. Mit Nebil ist ihr Leben leicht, aufregend, wunderbar, ein großes Riesenrad der Gefühle. Doch die große Liebe verblasst langsam, aber unaufhaltsam, entwickelt sich zum Irrtum zugunsten abgenutzter Zärtlichkeiten. Sex ist bald nur noch Ersatz für verschwiegene Worte, und alle Lust verfliegt, Nebil beim Sex vor Lust den Rücken zu zerkratzen.

Was bleibt: die Ahnung "diesen Sommer packen wir nicht, niemals". Und die Gewissheit, nichts dagegen tun zu können, weil nur das eine Leben existiert: "Ich glaube nicht mehr an uns. Es geht mir darum, ein Leben zu bekommen, irgendeines.". Die Erzählerin will vergessen, aber wünscht sich gleichzeitig doch, "dass alles ein bisschen wie früher wird, dass alles wie früher werden kann."

Drees lässt seine Erzählerin mit gefühlvollen Worten ihr verlorenes Glück schildern. Der kreative Stil ist durch abgehackte Sätze und neue Wortschöpfungen mitunter ein wenig konfus, aber genau dies macht auch den Reiz der Geschichte aus. Die fünfzehn Kapitel auf 138 Seiten wirken wie eine Kette von Gedankensplittern - ein Schwanken zwischen glücklich sein, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung und Akzeptanz der unausweichlichen Situation. Der Wuppertaler Kulturredakteur erzählt nicht nur das Ende einer intensiven Beziehung, sondern auch die Hilflosigkeit, Glück dauerhaft festzuhalten.
Das Buch zieht den Leser durch die emotionalen Äußerungen schnell in seinen Bann und überträgt die Gefühlswelt aus Schmerz und Euphorie auf ihn. Man leidet schrecklich mit der Romanfigur.

Besonders lobenswert ist die Aufmachung des Buches. Das rosafarbene Cover mit der roten Erdbeere springt sofort ins Auge. Auch der Innenteil ist gut gestaltet. Jedes Kapitel beginnt mit der ausgeschriebenen Nummer, auf die sechs Zeilen, die nur aus Pünktchen bestehen, folgen. Bei jedem großen Sinnabschnitt ist der Anfangsbuchstabe fett markiert; die Seitenzahlen befinden sich rechtsbündig.

Insgesamt wirkt die Gestaltung modern, genauso wie die verwendeten Exempel im Buch. Die Erzählerin erinnert sich beispielsweise an den gemeinsamen Sommer, in dem sie und Nebil zusammen Lieder der Bands Tocotronic, Kettcar und Junimond gehört haben. Drees, selbst 1979 geboren, gelingt es, auf nachvollziehbare Weise das Glück und den Schmerz über den Anfang und das Ende einer jungen Liebe zu erzählen.

"Letzte Tag, jetzt" ist ein kurzweiliges Buch, das durch das kleine 13cm-mal-18cm-Format in jede Tasche passt und durch seinen interessanten Schreibstil besticht. Menschen mit Liebeskummer ist das Buch allerdings weniger zu empfehlen, weil die Lektüre depressiv macht und wenig Hoffnung auf Besserung herüberbringt. Das Lebensmotto des Autors lautet übrigens: "Modern life is rubbish!"

Nikola Poitzmann



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2006 | ISBN: 3821857773 | Preis: 12,90 Euro | 138 Seiten | Sprache: Deutsch

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