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 Gilead

Autoren: Marilynne Robinson
Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet
Verlag: Brendow

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wenn das eigene Leben langsam endet, besinnt man sich auf die Vergangenheit. Man blickt zurück und erinnert sich an schöne Momente, die man im Herzen bewahrt hat. Ebenso kommen alte Erinnerungen an Fehler und schlimme Ereignisse zurück, aus denen man gelernt, die man vergeben hat oder die auch jetzt noch im Geiste nachhallen.

An diesem Punkt seines Lebens steht der Priester John Ames. Fast sein ganzes Leben hat er in dem kleinen Städtchen Gilead in Iowa gelebt. Er hat ein Alter erreicht, in dem er mit dem, was war, abschließen muss, denn er ist 76 und mit seiner Gesundheit steht es nicht zum Besten. Aber bevor er endlich abtreten und seinen sterblichen Leib ablegen kann, gibt es noch etwas, das er erledigen muss. Denn John Ames hat einen sechsjährigen Sohn, den er gemeinsam mit seiner lieben und um einige Jahre jüngeren Ehefrau aufgezogen hat. Für ihn möchte er seine Vergangenheit in Form eines Tagebuches niederschreiben. Dort drin sollen all die Dinge stehen, die er seinem Sohn auf seinem Lebensweg mitgeben möchte, doch die er ihm nicht mehr persönlich sagen kann.

Aber John Ames erzählt nicht nur von seinem Leben. Auch die Werke seines Vaters und seines Großvaters, die beide ebenfalls Priester gewesen sind, werden dem Leser bildlich beschrieben. John Ames Großvater war ein Heiliger, der jedoch mit seinen Ansichten auch seine Familie vor den Kopf gestoßen hat. Stets half er denen, die mittellos waren, selbst wenn dafür seine eigene Familie darunter leiden musste, dass er die Sonntagskleidung, die Bettwäsche und das letzte Geld verschenkte. Eines Tages jedoch kam es zum Bruch zwischen ihm und John Ames Vater, weswegen er daraufhin als Wanderprediger durch die Gegend zog. Der Vater von John Ames war ebenfalls ein tugendhafter Mann, der jedoch nicht solch radikale Ansprüche an sich und seine Familie wie der Großvater hatte.

Aus diesem reichen Erfahrungsschatz, dem Leben von drei Priestern, die ihre Gemeinde geprägt haben und von ihrer Gemeinde und dem Zeitgeschehen geprägt wurden, berichtet der Roman "Gilead". In Form eines Rückblicks auf das Leben erfährt der Leser viel über die Menschen, kleinere Vergehen und Vergebung. Stets jedoch schwingt bei allen Zeilen die Gewissheit mit, dass das Leben, egal, was auch kommen mag, im Kern voller Wunder und Schönheit steckt. Auch der Erzähler, in Form von John Ames, steckt voller Makel und Fehler. Doch sieht auch er letzten Endes ein, dass all die Ärgernisse und die Streitigkeiten des Lebens im Anblick auf die Ewigkeit, die danach folgt, verblassen.

So schlicht die Sprache dieses Romans auch ist, enthält sie doch die Weisheit eines ganzen Lebens. Während des Lesens muss man sich oft daran erinnern, dass dies lediglich ein Roman ist, da das Geschriebene so realistisch und authentisch erscheint. Nicht umsonst hat dieses Buch auch den Pulitzer-Preis gewonnen.

Ein Stück guter, lesenswerter und besinnlicher christlicher Lektüre voller Gefühl, wie man sie sonst nur selten findet. Dieses Generationenbuch in Form eines Tagebuchs, erzählt in einer simplen, leisen Sprache die Geschichte einer Stadt und ihrer Einwohner, ohne jemals banal zu sein. "Gilead" ist ein wirklich gutes literarisches Werk für alle, die entspannende und nachdenkliche Lektüre suchen.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 01. September 2006 | ISBN: 3865061524 | Originaltitel: Gilead | Preis: 19,90 Euro | 299 Seiten | Sprache: Deutsch

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