Media-Mania.de

 Drawn in Blood

Mach dir ein Bild vom Unvorstellbaren


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Marian, Mitarbeiterin eines großen Kunstaktionshauses, reist mit einer unerfreulichen Aufgabe nach Berlin: Ihr Bruder Michael hat Selbstmord begangen. Marian will seinen Leichnam nach Amerika überführen.
Als Marian die Wohnung ihres Bruders aufsucht, begegnet ihr dessen unheimlicher Nachbar Bergen. Der ist zwar freundlich, aber seine kriecherische Höflichkeit und sein bohrendes Nachfragen, ob Michael sich tatsächlich umgebracht hat, machen Marian Angst.
In Michaels Wohnung wartet viel Arbeit auf die Schwester. Michael ist Fotograf. Überall stehen Aktenschränke voller Fotos herum. Dann trifft Marian beim Einkaufen Eric, einen Freund ihres Bruders. Eric ist ein erfolgreicher Comiczeichner. Seine Serie ’Cycle of Pain’ bringt die sadistischen Fantasien eines Messermörders in düsteren Farben auf Papier.
Marian stellt fest, dass man von der Wohnung ihres Bruders in Erics Wohnung hineinsehen kann. Sie beobachtet ihn eines Abends bei Sadomaso-Praktiken. Am Tag darauf findet sie ähnliche Bilder von Erics Sexpraktiken in Michaels Wohnung. Als sie dann noch eine große Menge Geld in einem Schließfach entdeckt, fragt Marian sich, ob ihr Bruder nicht den Comic-Zeichner erpresst hat und vielleicht von ihm umgebracht worden ist.
Doch hier hört das Grauen, in das Marian sich hineingezogen fühlt, nicht auf. Zusammen mit einer Jugendfreundin, Susann, findet sie heraus, dass einige der Frauen, mit denen Eric geschlafen hat, auf bestialische Weise umgebracht worden sind oder als vermisst gemeldet wurden; doch Marian ist durchaus nicht klar, ob Eric tatsächlich all diese Verbrechen verübt hat. So findet sie in der Wohnung des seltsamen Nachbarn genaue Aufzeichnungen über die Morde und die Comics von Eric, deren düstere Mordszenen die echten Morde inspiriert haben. Aber auch Susann kennt die Comics in- und auswendig und reagiert stellenweise bizarr. Schließlich ist da noch der Kommissar, der, obwohl er den Fall für abgeschlossen hält, weiterhin "irgendetwas" im Hintergrund zu ermitteln scheint. Oder, das muss Marian sich fragen, vielleicht auch verdecken möchte?

"Manchmal", so wird Sigmund Freud in diesem Film zitiert, "ist eine Zigarre nur eine Zigarre." Und manchmal ist ein hervorragender Film einfach nur ein hervorragender Film und sollte weiter empfohlen werden, ja aufgedrängt werden.
"Drawn in Blood" ist ein solcher Film. Er kommt ohne aufgesetzten Schnickschnack daher, ohne intellektuelle Spielereien und Attitüden und ist gerade deshalb so intelligent. Wenn die VideoWoche schreibt, der Film sei "Voyeurismus der hohen De-Palma-Schule", kann ich dies nur unterstreichen. Solchen verkaufsfördernden Vergleichen sollte man im Allgemeinen misstrauen, hier aber nicht. Die Bilder sind ästhetisch und kühl. Sie wirken von Beginn an völlig verstörend. Dies ist dem Regisseur so gut gelungen, dass der Film mich nicht losgelassen hat, auch beim zweiten und dritten Sehen nicht.
Hervorragend sind die Leistungen der Schauspieler, allen voran Anna Fin, die hier ihr Kinodebüt gibt. Anna Fin spielt die Marian als unterkühlte, amerikanische Geschäftsfrau, die bereits an dem Tod ihres Bruders zerbrochen ist und im Laufe des Filmes weiter zerbricht. Fin spielt ihre Rolle mit solcher Überzeugungskraft, dass einem der Atem stockt. Aber auch Tim Williams als der Comiczeichner Eric, Tomas Spencer als dessen verklemmter Texter Steve oder Luise Bähr als hübsche und zwischen Naivität und Unheimlichkeit schwankende Susann sind perfekt in den Film integriert und fügen sich gelungen mit ihrer Arbeit ein. Großes Lob verdienen auch Dan van Husen als bizarrer Nachbar und Helmut Rühl als verstörender Kommissar.
Weiteres Lob verdienen die beiden Komponisten Moritz Denis und Eike Hosenfeld, die mit einem Streichquartett, einem Klavier und spärlichen elektronischen Klängen den Film atmosphärisch genau untermalen.
Schließlich muss man Henning Rogge für die tollen Comicbilder danken und dem Animationsteam für die animierten Stellen im Film. Péter Palátsik ("Wie man seinen Ex verlässt") verbindet diese in dem Drehbuch von Derek Meister und Bennett Owen ("Dein Mann wird mir gehören") zu einem meisterhaften Thriller.

Manchmal ist ein hervorragender Film nur ein hervorragender Film.
Dieser verstörende und durchgängig spannende Film bietet nicht nur eineinhalb Stunden Seelenreise oder Düsternis, sondern ist rund vom Anfang bis zum Ende hin. Er spart mit der offenen Gewalt und wirkt deshalb umso brutaler. Er ist kunstvoll gemacht, aber überhaupt nicht vergeistigt. Vom Drehbuch bis zur Musik, vom Schnitt bis zu den Schauspielern ist dieser Film beste Unterhaltung. Nein, den Vergleich mit den besten Filmen von de Palma braucht dieser Film wirklich nicht zu scheuen.

Frederik Weitz



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Oktober 2006 | FSK: 16 | ISBN: 4009750219829 | Laufzeit: 92 Minuten | Preis: 13,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Nothing to loseZelleFar NorthDas Komplott über dem OzeanUpstairs