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 Brotherhood

Regisseure: Kang Je-gyu
Schauspieler: Won Bin, Jang Dong-Kun, Choi Min-sik
Verlag: e-m-s

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Südkorea, im Jahre 1950. Jin-tae und Jin-seok sind zwei Brüder - und beste Freunde. Der ältere Jin-tae versucht als Schuhputzer die Familie zu ernähren und vor allem seinem jüngeren Bruder die Gelegenheit einer guten Ausbildung zu verschaffen.
Doch dann fallen die Soldaten Nordkoreas in das Land ein, Krieg bricht aus. Als Jin-seok eingezogen werden soll, versucht Jin-tae ihn zu schützen - und muss prompt mit in den Krieg. An vorderster Front dienen die beiden in derselben Einheit. Jin-tae setzt es sich daraufhin in den Kopf, seinen schwächeren jüngeren Bruder zu beschützen und riskiert immer wieder Kopf und Kragen, in der Hoffnung, eine Medaille zu bekommen und Jin-seok nach Hause schicken zu können.
Der betrachtet die Aktionen seines älteren Bruders zunächst mit Sorge. Als Jin-tae jedoch immer mehr Ansehen in der Einheit genießt, befördert wird und dabei immer mehr abhärtet, sich von ihm entfernt, schwingt die Sorge in Zorn um - das einstmals unzertrennliche Band der beiden Brüder droht zu zerreißen.


Südkorea etabliert sich auf dem internationalen Filmmarkt immer mehr als feste Größe. Allerspätestens seit dem tollen "Oldboy" mit Choi Min-sik, der auch hier eine kleine Nebenrolle spielt, ist die Halbinsel jedem Filmfreund ein Begriff, aber auch andere kleine Filme wie "My Sassy Girl", "Sympathy for Mr. Vengeance" oder "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" konnten sich hier in Deutschland längst einen Namen machen. Mit steigender Bekanntheit steigen auch die Budgets, was sich spätestens an dem seit Kurzem erfolgreichsten koreanischen Film aller Zeiten, "The Host", einer Monster-Horrorkomödie mit relativ aufwändigen Computereffekten, zeigte. Auch "Brotherhood" muss ein für koreanische Verhältnisse enormes Budget gehabt haben, denn der Film zeichnet ein Schlachtenepos sondergleichen. Sicherlich dreißig Prozent des gesamten Films bestehen aus Kampfszenen, in denen die Geschichte um die beiden Brüder weiter gesponnen wird. Doch geht mit dem hohen Budget in "Brotherhood" leider auch ein wenig koreanische Identität verloren, zumindest was den Stil betrifft. Regisseur Kang Je-gyu ging offensichtlich auf die Steven Spielberg-Filmakademie, denn der Look seines Films ähnelt - wie es bei vielen aktuellen Kriegsfilmen der Fall ist - frapide "Der Soldat James Ryan", der 1999 den Stil der ausgewaschenen Bilder, der mitten im Geschehen befindlichen, verwackelten Kamera und der dreckigen, blutigen Gewaltdarstellung vorweg nahm. "Brotherhood" wirkt im Anwenden eben dieser Stilmittel "westlicher" als jeder andere koreanische Film, auch, was den Aufbau der Geschichte und Figuren betrifft.

Aber das muss ja nichts Schlimmes sein, wenn es gut umgesetzt ist - und dem wird hier niemand widersprechen wollen. "Brotherhood" wurde auf höchstem filmischen Niveau inszeniert. Die Schlachtszenen sind aufregend, dramatisch, dreckig, realistisch, die beiden Hauptfiguren werden so gut eingeführt, dass ihre Entwicklung einem sehr zu Herzen geht, die Geschichte ist ein großes, bewegendes Drama darüber, was der Krieg mit uns allen anstellen kann. Nichts davon ist innovativ, aber alles wurde mit unbestreitbarer Exzellenz umgesetzt. Eigentlich ist "Brotherhood" also ein ganz toller, vielleicht sogar ein großartiger Film - wären da nicht einige Details, die einen immer wieder ins Grübeln bringen.

Beispielsweise stellt "Brotherhood" die Realität des Kriegs in all seiner Härte und Dreckigkeit dar. Herausfallende Gedärme, blutige Kopfschüsse, zerberstende Körper, all das muss man während des Films verdauen, während einem Krieg als Hölle präsentiert wird. Und dann wieder kommt man sich vor wie in einem beliebigen Actionspektakel, etwa wenn sich ein Wagen nach dem Tod des Fahrers überflüssigerweise noch mal überschlagen muss, wenn ein abgeschossenes Flugzeug unbedingt in eine Flakstellung reinsausen und explodieren muss, wenn ein Charakter schwer verwundet heldenhaft mit einer MG in Zeitlupe die heranstürmenden Feinde niedermähen muss, bevor er selbst das Zeitliche segnet. Diese immer wieder sporadisch auftretenden Szenen der Heroisierung des Kriegs wirken deplatziert, vielleicht sogar ein bisschen geschmacklos.
Und ist die Geschichte nicht vielleicht doch "nur" ein großes Drama über die Entzweiung zweier Figuren, das halt gerade zufällig vor dem Hintergrund des Kriegs stattfindet? Aber vielleicht drückt sich ja auch gerade darin eine tiefe Verbitterung über die tiefe, unnötige Feindschaft zu den nordkoreanischen Nachbarn und Brüdern aus? Soll man diesem Film nun vier oder fünf Sterne geben? Lassen wir das Bonusmaterial dieser Special Edition entscheiden!

Dieses fällt leider unterdurchschnittlich aus. Mehrere Trailer sind auf der Bonus-DVD, einige kurze, nichtssagende Interviews mit Regisseur und Darstellern sowie ein vierzigminütiges Making-Of. Ironischerweise ist dessen Präsentation eher von der westlichen Machart abgegrenzt, wo es anders herum besser gewesen wäre. Stattdessen bekommt man viele, sporadisch untertitelte Filmschnipsel des Herstellungsprozesses von "Brotherhood" präsentiert, die miserabel geschnitten sind, keinen O-Ton und keinen roten Faden enthalten - zumindest sind die koreanischen Zwischentitel, die diesen andeuten, nicht übersetzt. Und das ist schwach!

Alle abwägenden Überlegungen beiseite geschoben ist "Brotherhood" jedoch auf jeden Fall ein sehr sehenswerter Film, ein tolles Drama, großes Kino und der definitive Beweis dafür, dass Südkorea zu den großen Kinonationen der Welt zählt. Die wesentlich billigere Edition mit nur einer DVD wird dafür jedoch sicherlich ausreichen.

Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Dezember 2006 | FSK: 16 | ISBN: B000GJ0IWU | Laufzeit: 143 Minuten | Originaltitel: Taegukgi | Preis: 28,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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