Media-Mania.de

 Maia oder Als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Maia ist Waise. Sie lebt in einem netten Internat im England des Jahres 1910, hat den Tod ihrer Eltern einigermaßen überwunden und weiß, dass sie viel Geld erben wird. Diese Idylle wird gestört, als der Rechtsanwalt ihrer Eltern entfernte Verwandte Maias findet, die sie aufzunehmen bereit sind. Die Carters - so heißen die Verwandten - sind Kautschukfarmer in Manaus am Amazonas. Und obwohl Maia ihre Freundinnen verlassen muss, freut sie sich auf den Urwald. Mit ihr reist Miss Minton. Miss Minton soll zur gleichen Zeit bei den Carters eine Stelle als Erzieherin und Lehrerin antreten, denn die Carters haben zwei Töchter.
Während der Überfahrt nach Südamerika lernt Maia den jungen Clovis kennen, der von einer Schauspieltruppe adoptiert wurde und mit dieser durch die Welt reist. Clovis und Maia freunden sich an und der Junge lädt Maia zu einer ihrer Vorstellungen im Schauspielhaus von Manaus ein. Glücklicherweise liegt die Farm der Carters nicht weit entfernt.
Die Carters, auf die Maia sich so gefreut hatte, erweisen sich als völlig desolat. Die Farm steht kurz vor dem Ruin, der Vater ist ein Betrüger, die Mutter sterilisiert jeden Tag das ganze Haus gegen Ungeziefer und die beiden Töchter sind boshaft und selbstsüchtig. Maia wird im Haus eingesperrt. Von den wilden Tieren und dem Dschungel erfährt sie nichts, und auch die Theatervorstellung mit Clovis kann sie nicht besuchen. Und nur durch Zufall lernt Maia den jungen Finn kennen, dessen Vater ein berühmter englischer Botaniker war, bis dieser bei einem Bootsunglück verstarb. Finns Mutter, eine Indianerin, starb bei dessen Geburt. Finn hat selbst große Probleme. Seine englische Verwandtschaft lässt ihn durch zwei unheimliche Detektive suchen, um ihn nach England zurückzuholen. Finn aber möchte viel lieber im Dschungel den Indianerstamm seiner Mutter finden. Währenddessen geht die Theatergruppe Pleite. Clovis flieht zu Maia, doch die Carters weisen den Jungen ab.
Hier aber greift Miss Minton ein. Die bisher so unterkühlte und unnahbare Frau strickt im Hintergrund die Fäden der Geschichte zusammen. Mit einem genialen Trick und viel Hilfe von Indianern, der Polizei und dem Direktor des naturkundlichen Museums schmiedet sie einen Plan, wie sie Maia, Clovis und Finn zu dem verhelfen kann, was sie sich am meisten wünschen ...
Hier hört die Geschichte noch lange nicht auf. Dumme Zufälle und List auf beiden Seiten drehen die Geschichte noch mehrmals um. Wie Clovis nach England zurückkommt, Finn die Indianer findet und was mit Maia passiert, das sollte jeder selbst nachlesen.

Wie die meisten Bücher von Ibbotson ist auch dieses äußerst spannend und weise, zugleich düster und farbig, grausam, einfühlend und humorvoll, schlicht in der Sprache und komplex in der Bedeutung. Diese Geschichte kommt ohne die sonst bei Ibbotson üblichen Geister, Zombies und Hexen aus. Trotzdem ist sie märchenhaft und gruselig und im besten Sinne des Wortes ein intelligentes Schauermärchen für Kinder und Erwachsene.
Ich kann nicht anders, als dieses Buch zu loben und dringend raten, es zu kaufen.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2006 | ISBN: 3423709979 | Originaltitel: Journey to the River Sea | Preis: 8,00 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Das Geheimnis des wandernden SchlossesAufruhr im SchlaraffenlandAnnika und der Stern von KazanDas Geheimnis der Geister von CraggyfordDas Geheimnis des wandernden Schlosses