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 Andere Stimmen, andere Räume

Autoren: Truman Capote
Übersetzer: Heidi Zerning
Verlag: Kein & Aber

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Spannung


Berühmtheit erlangte Truman Capote vor allem durch seinen Roman "Frühstück bei Tiffany", welcher mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle verfilmt wurde und zum Kassenschlager avancierte. Doch bereits Capotes erster Roman "Andere Stimmen, andere Räume", welchen er im zarten Alter von 24 Jahren veröffentlichte, wurde als ein sensationelles Debüt gefeiert.
Die Geschichte von "Andere Stimmen, andere Räume" hat relativ viel mit Capote selbst zu tun, wie er einmal gesagt hat. Vor allem das komplizierte Vater-Sohn Verhältnis ist etwas, das Capote auch aus dem eigenen Leben kannte.

Die Geschichte beginnt damit, dass der 13-jährige Joel Knox nach dem Tod seiner Mutter zu seinem Vater nach Noon City, Alabama ziehen soll, was an sich schon eine schlechte Idee ist, weil sein Vater für Joel ein völlig Unbekannter ist - er weiß noch nicht einmal wie er aussieht.
Schon Joels Reise dorthin gestaltet sich sehr abenteuerlich und abstrus. So landet er zwischenzeitlich in einer schmuddeligen Bar und legt sich mit einigen Älteren an, bevor er schließlich mit einem alten Greis auf einer Kutsche zu dem Farmhaus seines Vaters fährt. Als er mitten in der Nacht dort ankommt, erwartet ihn seine Stiefmutter Miss Amy, die sich um Joel kümmert, aber nicht unbedingt den sympathischsten Eindruck auf den Jungen macht.
Die weiteren Bewohner des Hauses sind Joels Vater und sein Cousin Randolph, die er allerdings nicht sofort kennenlernt. Es scheint ohnehin, als seien die beiden Hausbewohner nur eine Art Gespenster. Joel begegnet ihnen zumindest anfangs praktisch nicht und auch auf seine Nachfragen bei seiner Stiefmutter bekommt er nur höchst ausweichende und unzulängliche Antworten.
Schließlich lernt Joel seinen Cousin doch noch kennen und erfährt von Randolph einige spannende Informationen aus der Vergangenheit der Familie. Ein weiterer großer Punkt bleibt aber auch noch das Verhältnis zwischen Joel und seinem Vater ...

Es ist wirklich ein beachtlicher Debütroman, den Capote da hingelegt hat. Der zum Veröffentlichungszeitpunkt gerade mal 24 Jahre alte Autor hat eine eindrucksvolle Geschichte geschrieben über einen 13-jährigen Jungen, der auf der Suche nach sich selbst und seiner Familie ist, dabei allerdings auf den Widerstand seines Vaters und der Stiefmutter stößt.
Es ist eine Art Selbstfindungsroman, vielleicht auch ein Stück Vergangenheitsbewältigung des Autors selbst, heißt es doch im Klappentext "Der Roman war, sagte Capote, sein Versuch, Dämonen auszutreiben, sein eigener Vater blieb Zeit seines Lebens für ihn ein Phantom."

Die Hauptperson des Buches, Joel Knox, ist eine vielschichtige und interessante Figur. Der Junge sucht seinen Platz im Leben, was für ihn relativ schwierig ist, da er zum einen mit dem Tod seiner Mutter klarkommen muss und zum anderen auch noch einen Vater hat, der ihm dabei nur sehr wenig bis gar nicht hilft.
Joel wird mit seinen Problemen also praktisch allein gelassen und ist völlig auf sich selbst gestellt.

Fazit: Truman Capotes Debütroman ist es wirklich wert gelesen zu werden. Bekannt geworden ist er zwar vor allem durch den Kurzroman "Frühstück bei Tiffany", lesenswerter beziehungsweise literarisch anspruchsvoller ist allerdings "Andere Stimmen, andere Räume" und deshalb sehr empfehlenswert.


Tobias Thieme



Hardcover | Erschienen: 01. September 2006 | ISBN: 9783036951584 | Originaltitel: Other voices, other rooms | Preis: 18,90 Euro | 252 Seiten | Sprache: Deutsch

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