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 Chinaman

Liebe süß-sauer


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Keld ist traurig. Nach fünfundzwanzig Jahren Ehe hat ihn seine Frau verlassen. Er kann sie nicht verstehen, lebt er doch schon lange ohne Leidenschaft und Willen zu Veränderung vor sich hin. Er schließt sein Geschäft, verkauft alle seine Möbel und geht jeden Abend in das Chinarestaurant gegenüber seiner Wohnung. Er wird für den Chef dort fast zu einer Art Freund.
Eines Tages, seine Scheidung ist auf Betreiben seiner Frau ohne das vorschriftsmäßige Trennungsjahr vollzogen worden, hat Feng, der Besitzer und Chefkoch des Chinarestaurants eine ungewöhnliche Bitte an Keld. Ling, seine Schwester, ist aus China zu Besuch und da ihr Visum bald abgelaufen ist, soll sie zurück in ihre Heimat. Dort aber, so Feng, ist es für eine alleinstehende Frau sehr schwierig. Er bittet Keld, die junge und sehr hübsche Ling zu heiraten. Er bietet ihm dafür 25.000 Kronen, später sogar 50.000 Kronen an, so lange den Ehemann zu spielen, bis die Ehe amtlich und die Aufenthaltserlaubnis zu einer dauerhaften Duldung geworden ist.
Nach anfänglichem Zögern willigt Keld ein. Da seine junge Frau kein Wort Dänisch und er kein Wort Chinesisch spricht, gestaltet sich der Alltag schwierig. Dennoch stellt sich zwischen den ungleichen Menschen so etwas wie Vertrautheit ein. Keld ist sogar bald davon überzeugt, dass er sich verliebt hat. Doch traut er sich nicht, es ihr zu sagen. Entsetzt bemerkt er eines Tages, dass Ling sehr krank zu sein scheint, niemand aber will ihm die Wahrheit sagen.

Dieser kleine, stille dänische Film erzählt eine einfache, ruhige Geschichte. Kein Abenteuer, kein Sex, keine besonderen Vorkommnisse, keine Action. Einfach nur die Geschichte von Keld, einem Mittvierziger, der verlassen wird und nicht mehr weiß, was er vom Leben erwarten soll. Er hängt immer noch an seiner Frau und will zu ihr zurück, findet aber keinen Weg. Die Scheinehe kommt ihm gerade recht, seinen finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihr nachzukommen. Daraus entwickelt sich keine Romanze, keine herkömmliche Liebesgeschichte, kein Happy End. Da auch die Schauspieler zunächst wenig sympathisch erscheinen und der gesamte Film kaum Dialoge aufweist und wenn, dann untertitelte chinesische Brocken von ihr oder kurze, einfache Sätze von ihm.

Und dennoch nimmt den Zuschauer die melancholische Atmosphäre gefangen, beginnt man mit dem traurigen Mann mitzufühlen und hofft auf eine bessere Zukunft für ihn. Der Film fasziniert, ohne dass man den Grund genau ausmachen könnte, er reißt mit, ohne Feuer oder Schwung zu entwickeln, er begeistert durch seine Schlichtheit, Ehrlichkeit und seine tiefen Gefühle. Am Ende vergießt man ein paar Tränen und bedauert, dass der Film schon zu Ende ist. Er ist eine Lehrstunde wider den modernen Zeitgeist, in jedem Film möglichst viel passieren zu lassen.
In diesem Film geschieht nichts, nur eine kleine, feine Geschichte wird erzählt. Und die möchte der Zuschauer nicht mehr missen.

Wer Filme liebt, die sich mit viel Gefühl und weiser Zurückhaltung mit wenigen Menschen, ihren Sehnsüchten und Sorgen beschäftigen, liegt bei dieser dänischen Produktion genau richtig.

Extras gibt es leider keine, Bild und Ton sind gut, leider aber eine etwas teure Scheibe in Anbetracht des kurzen, wenig auf das breite Publikum zielenden Films.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Januar 2007 | FSK: 12 | Laufzeit: 88 Minuten | Originaltitel: Chinaman - It?s hard to say I Love You | Preis: 15,90 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Dänisch

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