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1994 erschien "Die wahre Geschichte von allen Farben" von Eva Heller. Das mit vielen Bilder versehene Büchlein erläutert auf eine spielerische Art und Weise Grundfarben, Mischfarben und ihre Anordnung im Farbkreis. Anfang 2007 erschien nun der Versuch, diese Geschichte in Form eines Theaterstücks umzusetzen.
Rot tritt auf. Es brüllt, ist der Star und schreit laut auf. Etwas gebremst vom
Weiß, verharrt es einen Moment und verschwindet wieder.
Blau erscheint und strahlt ruhig und überlegen. Doch da erscheint
Rot wieder und vertreibt den Störenfried. Es will alleine sein und fühlt sich vom
Blau bedrängt.
Doch lange kann es sich nicht ausruhen, denn plötzlich ist da das schreiende, lärmende, lustige und immer vergnügte[/i]Gelb[/i]. Es strahlt, verrät Geheimnisse und pickst das
Rot immerzu. Solange bis
Rot und
Gelb mit einem Mal verschwinden und
Orange Platz machen. Es brüllt, schreit und führt sich wie ein Pop-Star auf, typisch
Orange eben. Erst versucht
Blau es zu beruhigen, dann erscheinen auch das etwas neidische
Gelb und
Rot, können aber nichts machen.
Als auch noch
Grün und
Violett erscheinen, ist der Streit vorprogrammiert und das reinste Chaos bricht zwischen den Farben aus. Erst das
Weiß versucht, Ordnung und Ruhe zwischen ihnen zu erreichen.
Das Theaterstück in zwei Akten, versehen mit einer Fülle an Regieanweisungen, nimmt zwar "Die wahre Geschichte von allen Farben" (Rezension
hier nachzulesen ) als Vorlage, entfernt sich aber sehr schnell von der kleinen Farbenlehre. Stattdessen beginnt auf der Bühne ein meist hektischer Streit, der den Farben nicht nur eindeutige und nachvollziehbare Charaktere zuordnet, sondern ihnen auch ein meist unfreundliches Verhalten zuordnet, das aufgesetzt wirkt.
Durch die offensichtliche Notwendigkeit, "Action" auf die Bühne zu bringen, geraten die Farben selbst und ihre Bedeutung, ihre Wärme oder Kälte, ihre Farbtemperatur, völlig aus dem Blickwinkel des Betrachters. Hier streiten nur noch Egomanen um Bedeutung und Alleinherrschaft.
Ein weitere Gesichtspunkt fällt sehr stark negativ auf. Sind es im Buch von 1994 noch die Bilder, Farbkleckse und Zeichnungen, die im Mittelpunkt stehen und den Text wie eine notwendige Erläuterung wirken lassen, sind es in diesem Theaterstück die Regieanweisungen und der Dialog, der zentrale Bedeutung erlangt. Bilder sind nicht oder nur als nichtssagende Skizzen beigefügt.
Die "Umarbeitung" des Bestsellers "Die wahre Geschichte von allen Farben" zu einem Theaterstück ist teilweise misslungen. Dieses Thema verträgt die Dialoglastigkeit nur bedingt. Zwar bleibt der Einfall der Autorin, die Farben zu personifizieren und gegeneinander antreten zu lassen einsichtig und nett umgesetzt, doch einzig die Kostüme der Kinder weisen auf den Kern der Geschichte hin, können aber - im Gegensatz zum gemalten Bild - die Mischung der Farben weniger gut illustrieren. Diese Manko weicht einer hektischen, actionlastigen Auseinandersetzung zwischen den Schauspielern, die ohne rechte Logik oder nachvollziehbare Motivation urplötzlich zur Ordnung wird.
Dieses Buch kann nur als Theaterstück Verwendung finden, nicht jedoch als Bilderbuch oder zum Vorlesen. Dies sollte man beachten.