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 Der siebte Tod

Autoren: Paul Cleave
Herausgeber: Martin Ruf
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Jeder hält sich Joe für einen ganz gewöhnlichen Mann, doch das entspricht nicht der Wahrheit, denn Joe hat ein ziemlich ungewöhnliches Hobby.
Tagsüber putz er bei der Polizei von Christchurch und spielt den geistig zurückgeblieben, damit keiner auf die Idee kommt, dass er der Schlächter ist, der nachts Frauen vergewaltigt und dann umbringt. Die Polizei sucht den Schlächter verzweifelt, da dieser schon sieben Frauen brutal ermordete und es trotzdem noch keine heißen Spuren gibt.
Die Zahl der Frauen stimmt zwar, aber nicht die der Opfer, die gefunden wurden. Denn während Joes Opfer Nummer sieben in einem Kofferraum schmort, hat jemand ihm eine andere Tote untergeschoben. Und so was kann sich ein Serienkiller von Welt nicht gefallen lassen. Also nutzt Joe seinen Job bei der Polizei, um Informationen über den neuen Killer zu sammeln und selbst zu ermitteln. Schließlich hat er gerade die ideale Person entdeckt, der er seine sieben Morde in die Schuhe schieben kann.

Die Idee, einen Thriller aus der Sicht des Killers zu schreiben, ist immer noch relativ ungewöhnlich, wenn auch nicht ganz neu. Auch ermittelnde Bösewichte laufen dem Leser ab und zu schon mal über den Weg. Doch selten ist ein Held so definitiv böse wie Joe. Er ist nicht nur schuldig, er mordet auch noch gerne und beinahe schon ohne Motiv.
So zieht sich von der ersten Seite an schwärzester Humor durch die Geschichte, lässt den Leser schmunzeln und gleichzeitig den Kopf schütteln.
Die Geschichte wird von Joe selbst vorgetragen, was dem Humor meistens sehr hilfreich ist, denn Joe ist sarkastisch bis zynisch und zumindest in seinen Gedanken gnadenlos ehrlich zu seiner Umwelt.
Gleichzeitig bedingt diese Erzählweise, dass der Leser über einige Ungereimtheiten in Joes Leben stolpert. Als Beispiel sei hier Joes Mutter genannt, die Joe am liebsten umbringen würde (und auch einige Versuche unternimmt), während er auf der anderen Seite panische Angst hat, sie zu verlieren. Erst im Laufe der Handlung wird dem Leser klar, dass Joe wirklich nicht so normal ist, wie er behauptet - und das hat nicht nur mit seinem Hobby zu tun.
Ein zweiter, weitaus kürzerer Handlungsstrang widmet sich Sally, einer Kollegin von Joe. Sally ist eine gläubige Christin und herzensgute Frau, die in jedem und allem immer nur das Gute sieht - besonders in Joe, der sie an ihren geistig behinderten Bruder erinnert.

So ist es eine besondere Ironie des Autors, wenn Joe und Sally den jeweils anderen für geistig zurückgeblieben halten und sich auch so verhalten, was wiederum die Einschätzung über den jeweils anderen nur bestärkt.
Etwas verklemmt wirkt dagegen das Verhältnis des Autors zur Sexualität. Es wirkt schon komisch, wenn es in einem Roman explizit um Sexualverbrechen geht, diese aber konsequent ausgeklammert werden. Auch wird nie genau erklärt, was den Opfern angetan wurde oder warum das eine oder andere Verbrechen besonders brutal ist. Hier wird der Leser komplett im Dunkeln gelassen, was nicht nötig wäre. Auch wird nirgends angedeutet, ob dieses Ausklammern von Sex mit Joes Sichtweise der Welt zu tun hat oder nicht. Ohne voyeuristisch in Details zu gehen, hätte hier der Autor etwas erklärend eingreifen können.
Auch die Episode mit Melissa ist nicht so ganz gelungen und nimmt dem Buch viel von seiner Dynamik.

Letztendlich verpasst der Autor die Gelegenheit, ein Buch mit einem wirklich bösartigen Helden zu Ende zu schreiben. Spätestens im letzten Drittel ändert sich der Ton der Geschichte und nimmt ihr somit leider auch viel von ihrer anfänglichen Dynamik.
Das Ende wirkt zwar immer noch spannend und ist gut erzählt, fesselt aber nicht so sehr wie die erste Hälfte des Buches.

Wer einen guten Thriller in den Fußspuren eines Serienkillers erleben will, sollte hier zugreifen. "Der siebte Tod" unterhält mit einem originellen "Helden" und schwärzestem Humor, ohne dabei zu brutal zu sein. Zwar kann der Autor die Qualität der Geschichte nicht ganz bis zum Schluss durchhalten, trotzdem bekommt man eine spannende und logische Geschichte mit einem "guten" Ende. Für einen Debütroman ist dieses Buch mehr als gelungen.

Susanne Fischer



Taschenbuch | Erschienen: 01. Mai 2007 | ISBN: 9783453432475 | Originaltitel: The Cleaner | Preis: 8,95 Euro | 416 Seiten | Sprache: Deutsch

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