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 Ärger im Bellona-Club


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


General Fentiman, einer der ältesten und regelkonformsten Kriegsveteranen des Bellona-Clubs, sitzt stoisch in seinem hohen Lehnstuhl. Hinter seiner Zeitung kann man den uralten Veteranen nur vermuten. Doch der im Club übliche Witz über die in Frieden entschlafenen Mitglieder bewahrheitet sich zum Entsetzten des Clubchefs. Der General ist tot. Auch der herbeieilende Arzt kann nichts Ungewöhnliches feststellen. Nur ein Kniegelenk lässt sich entgegen den Gepflogenheiten der Totenstarre frei im Gelenk bewegen. Der Arzt stellt den Totenschein ohne weitere Untersuchungen auf "natürlicher Tod" aus.
Doch das komplizierte Testament der ebenfalls verstorbenen Schwester General Fentimans verändert die Sachlage schlagartig. Nun ist es entscheidend, wer zuerst gestorben ist. Entweder erben die Neffen des Generals oder eine entfernte Verwandte der von der Familie verstoßenen Schwester das beträchtliche Vermögen.
Der Hobby-Detektiv Lord Peter Wimsey, ehrenvolles Mitglied des Bellona-Clubs, wird mit der Klärung des Sachverhalts betraut.
Doch die sehr seltsamen und komplexen Abläufe der Nacht, in der General Fentiman und seine Schwester starben, machen ihm zu schaffen. Schließlich wird eine Exhumierung des Generals veranlasst. Sie soll klären, wann der genaue Zeitpunkt des Todes anzusetzen ist. Sir James Lubbock übernimmt diese Routineaufgabe, die zu einem für alle Beteiligten überraschenden Ergebnis führt.

Der vierte Kriminalroman von Dorothy L. Sayers, in dem Lord Peter Wimsey ermittelt, beschert dem Leser alle Eigenschaften, die sie in späteren Romanen zur Perfektion führt: Der Ermittler ist hochintelligent, sehr instinktsicher und unter seiner manierierten, unnahbaren Schale ein zutiefst von den Folgen seiner Ermittlungen verstörter und innerlich aufgewühlter Mensch, der darunter leidet, dass das Schicksal ihn mit diesem Verstand gesegnet hat.
Seine Unruhe und Nervosität, seine manisch-depressiven Schwankungen machen ihn zu einem äußerst sympathischen Menschen, der zum Mitleiden anregt und die Fälle sehr intensiv miterleben lässt. Gehandicapt durch die Folgen einer schweren Kriegsverletzung psychischer Art (er wurde bei einem Bombenangriff verschüttet und lebendig begraben), fiebert er geradezu darauf, mit einem neuen Fall konfrontiert zu werden und seine Konzentration diesem zur Gänze zu widmen.
Leider fehlt diesem Roman noch der sprühende Witz, der vor allem in der privaten Konfrontation mit Harriet Vane in späteren Romanen so zu fesseln vermag. Doch der ironische Witz und die Amüsiertheit, mit der Lord Peter seinen Mitmenschen begegnet, ist auch in diesem Roman bereits grandios umgesetzt.

Hauptgrund sich dieses sehr teure Hörbuch zuzulegen ist aber der Sprecher. Christian Brückner verwandelt die teilweise trockene Lektüre, die gelegentlichen Längen des Buches und den manchmal fehlenden Witz in einen spannenden, humorvollen Vortrag. Ihm gelingt es, Lord Peter lebendig werden zu lassen. Seine Stimme pendelt so gekonnt zwischen dem amüsierten Adeligen, den echauffiert klingenden Söhnen des Generals, dem trockenen, sachlichen Inspektor Parker und den grundverschieden intonierten weiblichen Charakteren, dass es sehr unterhaltsam ist, dem Handlungsverlauf zu folgen. Unter der Regie seiner Frau Waltraud läuft Brückner zu seiner absoluten Bestform auf und fesselt auch über die ungewöhnlich lange Dauer von fünfhundertacht Minuten.

Wäre nicht der exorbitant hohe Preis, dieses Hörbuch wäre unbedingt dem Buch vorzuziehen. So aber ist es wohl nur für Fans Christian Brückners und lesefaule Zeitgenossen eine Empfehlung wert.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 7 | Erschienen: 01. Februar 2002 | ISBN: 9783933199751 | Laufzeit: 508 Minuten | Originaltitel: The Unpleasantness at the Bellona Club | Preis: 39,95 Euro

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