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 Goodbye Bafana


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Einen Film über Nelson Mandela, wohl einen der wichtigsten Freiheitskämpfer des 20. Jahrhunderts, zu drehen, ist eine große Herausforderung an Schauspieler und Produktionscrew. Der dänische Regisseur Bille August hat sich dieser Aufgabe gestellt und mit Dennis Haysbert einen hervorragenden Mandela-Darsteller gefunden.

Erzählt wird nicht die Zeit des aktiven Freiheitskampfes, sondern Mandelas Zeit in der Gefangenschaft, aus der er erst 1990 nach 27 Jahren entlassen wurde; als Vorlage dienten vor allem seine Memoiren. Während dieser Zeit hatte er eine enge freundschaftliche Beziehung zu seinem Gefängniswärter James Gregory aufgebaut. Der Film wird aus dessen Perspektive erzählt und beginnt Ende der Sechziger mit seiner Ankunft auf der Gefängnisinsel Robben Island nahe Kapstadt, wo er aufgrund seiner Kenntnis des Xhosa, der Sprache der "Kaffer", gleich zum Leiter der Zensurabteilung ernannt wird: Künftig geht jeder Briefverkehr von oder zu den Gefangenen über ihn. Dort sitzt auch Nelson Mandela ein, der nur deshalb nicht am Galgen baumelt, weil er nicht zum Märtyrer werden soll. Gregory ist ein einfacher Mann, der an die Apartheid glaubt und in den Schwarzen eine Gefahr für alle Weißen sieht. Erst durch den Kontakt zu Mandela und die heimliche Einsicht in dessen Freiheits-Charta, die nicht das Volk aufwiegelt, sondern ein friedliches Zusammenleben von Schwarzen und Weißen propagiert, werden ihm langsam die Augen geöffnet. Sein Verhalten macht ihn auf der Insel rasch zum "Kaffer-Freund", eine für ihn und seine Frau Gloria bald unerträgliche Situation. Gregory lässt sich aufs Festland versetzen. Doch das Schicksal führt ihn wieder mit Mandela zusammen, als dieser in ein anderes Gefängnis verlegt wird, und von da an gehen die beiden ihren Weg gemeinsam.

Der Trailer, der auf der DVD zu finden ist, erweckt den Eindruck, "Goodbye Bafana" sei ein rührseliges Freundschafts-Polit-Drama, was jedoch nicht stimmt. Einfühlsam, aber immer knapp am Kitsch vorbei, wird hier die Wandlung eines Rassisten zum toleranten Menschen erzählt. Auf diese Weise gelingt Regisseur August eine wirksamere Darstellung der Persönlichkeit und Wirkung Mandelas, als es mit ihm als zentraler Figur gelungen wäre. Verstärkt wird das durch die Tatsache, dass hier keine fiktive Geschichte erzählt wird - James Gregory hat wirklich gelebt und verstarb 2003.
Der Film ist ruhig und auf die Beziehung dieser beiden Männer zueinander fokussiert, in der die Spannung eher leise im Hintergrund knistert. Action gibt es nicht, Apartheid und Rassenunruhen werden selten direkt dargestellt, sondern über Fernsehen und Dialoge. Dennoch ist die politische und soziale Situation für Gregory, sehr gut und ansprechend gespielt von Joseph Fiennes, immer präsent, sei es durch seine Arbeit als Apartheid-Beamter oder durch seine Frau. Fiennes schafft es, den Konflikt zwischen Pflicht und tief verwurzeltem Rassendenken einerseits und Neugier und dem Wunsch nach Frieden andererseits glaubhaft zu verkörpern. Diane Kruger als Gloria ist immerhin lebhafter - oder mehr gefordert - als in "Troja", aber sicher nicht die Idealbesetzung. Auf Dennis Haysbert dagegen trifft das voll und ganz zu, er strahlt in seiner Rolle die Weisheit, Eleganz und ruhige Überzeugung aus, die man an Mandela bewundert.
Die deutsche Synchronisation ist in Ordnung, besser aber wirkt der Film im Original, weil hier der südafrikanische Akzent, den sich Fiennes und Kruger für ihre Rollen angeeignet haben, voll zur Geltung kommt, außerdem wirkt Gregory anfangs rauer als in der deutschen Fassung. Warum der Film in Deutschland ab sechs Jahren freigegeben ist, ist völlig unersichtlich, ja geradezu schwachsinnig: Gefangene Schwarze werden misshandelt, eine Szene zeigt, wie Polizisten auf wehrlose Frauen einprügeln, man sieht Originalaufnahmen von Straßenkämpfen im Fernsehen - wenn etwas die Abgestumpftheit der heutigen Jugend fördert, dann die unqualifizierten FSK-Freigaben.
Auf der DVD sind neben dem Trailer eine Bildergalerie, Interviews mit dem Regisseur - leider viel zu lang - und den Hauptdarstellern, deren Biographien und ein Making of zu finden, das mit zwei Aussagen von Mandela und Gregory beginnt und dann einen guten Einblick in die Arbeit am Set und das schwierige Thema des Films bietet.

"Goodbye Bafana" ist ein guter Film, vielleicht auch ein wichtiger, über eine der bedeutsamsten politischen Gestalten der jüngeren Weltgeschichte und über die Hoffnung auf mehr Toleranz, Frieden und Zusammenleben. Vielleicht ist er nicht gerade ein Meisterwerk, aber die Filmpreise, die er abgeräumt hat, hat er allemal verdient. Er ist ein bisschen bewegend, ein wenig dramatisch und hintergründig spannend, auf jeden Fall aber anspruchsvoll. Ein ruhiger Film für einen entspannten Abend.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Oktober 2007 | FSK: 6 | Laufzeit: 114 Minuten | Originaltitel: Goodbye Bafana | Preis: 17,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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