Wenigen nicht domestizierten Tieren begegnet man in unserer Gesellschaft auf so vielseitige Art und Weise wie dem Bären. Man spricht von einem Bärenhunger oder davon, auf der Bärenhaut zu liegen. Das populärste Plüschtier ist und bleibt der Teddybär. Und dank der Medien sind auch die echten Bären wie Problembär Bruno oder Eisbärenbaby Knut stets in unserem kulturellen Gedächtnis präsent. Aber sind das überhaupt noch echte Bären? Was sind die "echten" Bären überhaupt? Wolf-Dieter Storl, der bekannte Ethnobotaniker, versucht in seinem Buch "Der Bär - Krafttier der Schamanen und Heiler" diese Frage zu beantworten - und nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit von Mensch und Bär.

Das Buch ist in grob 21 Kapitel unterteilt, die sich mit den verschiedenen Themen rund um den Bären auseinandersetzen. Wie bei einem Buch von Storl nicht anders zu erwarten, zieht sich vor allem der Schamanismus wie ein roter Faden durch die einzelnen Abschnitte des Buches.

Vorherrschendes Thema des Buches ist die vermeintliche Rolle des Bären im Schamanismus der Naturvölker, wie sie in den Schriften von Eliade und Campell vertreten wurde - zwei Namen, die sich auch im Literaturverzeichnis des Buches wiederfinden. In diesem Kontext würde man sich wünschen, dass Storl dieses Thema etwas differenzierter behandelt hätte, da die These eines weltweiten Bärenkultes von der neueren Wissenschaft eher kritisch betrachtet wird.

Doch abseits dieser Problematik bietet "Der Bär" eine reichhaltige Auswahl interessanter Texte. Ebenfalls nicht fehlen darf der Exkurs in die Botanik. In dem sehr interessanten Kapitel "Bärenpflanzen, Bärendreck" geht Storl intensiver auf Pflanzen ein, die mit dem Bären in Konnotation stehen.

Eine weitere Stärke des Buches liegt in den grauen Textkästen, die über das gesamte Werk verteilt sind. Hier werden zum einen Märchen und Geschichten über Bären erzählt und zum anderen Fakten über Meister Petz in konzentrierter Form wiedergegeben.

Das Buch ist eine Sympathie- und gleichzeitig Respektserklärung für und vor dem Bären. Auch wenn er sich in ethnologischer Hinsicht teilweise auf ungenauen Pfaden bewegt, hat Storl hiermit eine kleine Geschichte des Bären vorgelegt, die sich vor allem für naturverbundene Menschen sehr lohnt.