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 Die Brücke nach Terabithia


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Jesse Aarons, der eher ein Außenseiter ist und sich am liebsten die Zeit mit Zeichnen vertreibt, hat wochenlang trainiert, um der schnellste Läufer an seiner Schule zu sein. Die ganze Zeit träumt der Fünfklässler schon davon, wie die anderen Schüler ihn dann bewundern werden. Zuhause ist Jesses Leben nicht so toll, er ist der einzige Junge in der Familie und hat vier Schwestern, von denen er zwei nicht ausstehen kann und eine zu klein ist, um etwas zu verstehen. Nur die sechsjährige Mary Belle mag er sehr. Jesses Eltern sind arm, er muss daheim ununterbrochen arbeiten und fragt sich, wie er die Schule noch mehrere Jahre lang aushalten soll.
Der große Tag der Läufe auf dem Schulhof kommt, doch dann besiegt ausgerechnet ein Mädchen Jesse - und nicht nur ihn, sondern auch alle anderen Jungen! Leslie Burke ist genauso alt wie Jesse und gerade in das Haus nebenan eingezogen. Zuerst glaubt Jesse, Leslie nicht ausstehen können, denn sie ist anders als alle anderen Mädchen, die er kennt. Mit ihren kurzen Haaren und den jungenhaften Klamotten wirkt sie komisch, und auch sonst benimmt sie sich anders.
Trotzdem freunden sich Leslie und Jesse an, und eine tiefe Beziehung entsteht zwischen den beiden. Sie gründen das verborgene Reich Terabithia, einen geheimen Fantasieort im Wald, zu dem man nur über einen Fluss gelangt und an dem die beiden sich jeden Tag nach der Schule treffen. In Terabithia sind andere Dinge von Bedeutung, es gibt keine unlösbaren Probleme und keine Angst. Und dennoch passiert eines Tages ein Unglück, das alles verändert …

"Die Brücke nach Terabithia" wurde bereits 1977 geschrieben und kann in den USA zu den Kinderbuchklassikern gerechnet werden; der Roman wurde sowohl mit Buchpreisen ausgezeichnet als auch kontrovers diskutiert. In Deutschland war das Buch bislang eher unbekannt; es erschien 1981 auf Deutsch unter dem Titel "Die Brücke ins andere Land". Weil es 2007 eine Disney-Verfilmung des Romans gab, hat der Verlag Ravensburger das Buch unter dem Originaltitel neu aufgelegt, mit einem aufwändigen Cover aus dem Film versehen und im Innenteil auch einige Fotos aus der Verfilmung eingefügt.
Leider war der Kinotrailer zu "Die Brücke nach Terabithia" sehr irreführend und sollte anscheinend auf der angesagten Fantasywelle mitreiten; im Trailer sieht man verschiedene fantastische Wesen, die direkt C. S. Lewis’ Narnia oder anderen Reichen entsprungen scheinen. Tatsächlich ist dieses Buch aber überhaupt kein Fantasybuch, es kommen keinerlei fantastische Elemente oder Monster vor. Das Reich Terabithia wird von Jesse und Leslie erfunden, um einen Rückzugspunkt vom Rest der Welt zu haben; die beiden Kinder bauen im Wald jenseits eines Flusses eine Hütte und spielen, dass sie König und Königin des Reiches sind. Der Vergleich mit Narnia ist also nicht weit hergeholt und von der Autorin Katherine Paterson gewollt - Jesse erwähnt im Roman die Bücher und der Name Terabithia ist fast identisch zu "Terebinthia", einer Insel, die in C. S. Lewis’ Narnia-Romanen vorkommt.

Es gibt viele Kinderbücher, die mehr als 30 Jahre alt sind und die trotzdem vollkommen zeitlos und auch heute noch genauso ansprechend sind wie damals. "Die Brücke nach Terabithia" schafft das nicht so ganz, man merkt dem Buch eben sehr deutlich an, dass es älter ist - was ja im Grunde genommen nicht schlecht ist, nur wirkt die Erzählung sprachlich und vor allem inhaltlich teilweise recht altbacken und, zumindest aus heutiger Sicht, ein wenig brav und weltfremd.
Die Geschehnisse, die sich zutragen, bevor es zum bitteren Schlusspunkt kommt, plätschern eher dahin und dürften eigentlich nur für kleinere Kinder spannend sein. Die Auseinandersetzungen, denen Jesse und Leslie sich in der Schule stellen müssen, wirken fast harmlos und werden vor allem lächerlich schnell aufgelöst. Leider passiert gerade in Terabithia nicht viel, die Kinder spielen zwar dort, aber dennoch erreichen diese Beschreibungen zu keiner Zeit wirkliche Magie, wie sie etwa Astrid Lindgren mit den Brüdern Löwenherz geschaffen hat.
Dennoch ist der Roman, auch wenn er nicht mehr so ganz in die heutige Zeit zu passen scheint, insgesamt unterhaltsam und durch sein trauriges Ende lehrreich und tiefgründig. Ohne die Entwicklung am Schluss wäre die Geschichte allerdings kaum bemerkenswert und würde sich wenig von anderen Kinderbüchern unterscheiden, in denen zwei sehr unterschiedliche Kinder sich anfreunden.

Für Kinder empfehlenswert - hauptsächlich wegen der Thematik der tiefen Freundschaft und der Verarbeitung von Verlust und Trauer - aber nicht ganz so herausragend, wie die neue Aufbereitung des Stoffes uns glauben machen will.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | FSK: 10 | ISBN: 9783473347162 | Originaltitel: Bridge to Terabithia | Preis: 12,95 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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