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 Das Treffen

Autoren: Richard Laymon
Übersetzer: Kristof Kurz
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Fünf junge Frauen treffen sich jedes Jahr, um gemeinsam eine Woche Urlaub zu verbringen und ein Abenteuer zu erleben. In der College-Zeit waren sie absolut unzertrennlich, und auch jetzt freuen sie sich wieder auf gemeinsame Tage. Als besonderen Clou hat sich Helen etwas ausgedacht, das die anderen zunächst so gar nicht begeistert: Sie wollen die nächsten Tage in einem alten, verlassenen Gästehaus mitten im Wald verbringen. Das Haus hat seit mehr als zehn Jahren keine Gäste mehr beherbergt, und die Tatsache, dass dort einst in einem wahren Massaker 28 Leute ermordet wurden, trägt auch nicht gerade zur Stimmung bei. Helen, die auf Horrorfilme und Gruselgeschichten schwört, ist jedenfalls hingerissen. Die anderen folgen eher zögernd, und man beschließt, zumindest eine Nacht in dem unheimlichen Gebäude zu verbringen.
Der Genre-versierte Leser ahnt es schon: Das kann nicht gut gehen. Alsbald scheinen die Gespenster der Vergangenheit aufzutauchen und der harmlose Ausflug wird zum mörderischen Überlebenskampf. Als eine der Freundinnen brutal ermordet wird, beschließen die restlichen vier, sich auf ihre alten Abenteuer zu besinnen und den Mörder auf eigene Faust zur Strecke zu bringen ...

Richard Laymon, verstorben 2001, war ein bekannter Verfasser von Horrorgeschichten, die teilweise mit Preisen ausgezeichnet wurden. "Das Treffen" erschien bereits 1992 unter dem Originaltitel "Blood Games"; auf die deutsche Veröffentlichung in der Reihe "Heyne Hardcore" mussten Fans des Autors also mehr als fünfzehn Jahre warten.

Die Geschichte beginnt vielversprechend; im flüssigen, sehr anziehenden Plauderton berichtet Laymon vom Treffen der Freundinnen, in zahlreichen Rückblenden erfährt der Leser zudem, wie sie sich im College kennengelernt und was sie gemeinsam erlebt haben. Hier baut sich schnell Spannung auf, ein ungutes Gefühl meldet sich, die Anzeichen, dass sehr bald etwas passiert, häufen sich rasant - und natürlich wird man hier auch nicht enttäuscht.
Die fünf Frauen sind recht stereotyp beschrieben. Helen ist dick und etwas ängstlich, Finley burschikos und mutig, Vivian bildschön und etwas zimperlich und so weiter - aber die Klischees sind nicht so übermäßig, dass sie extrem stören würden. Natürlich nimmt die Geschichte haufenweise Anleihen bei anderen Vertretern des Horrorgenres; man fühlt sich vor allem an "Beim Sterben ist jeder erste" erinnert, ein Klassiker des Genres, auf dessen berühmte Banjo-Szene der Autor auch augenzwinkernd hinweist. Auch die anderen Motive wissen nicht wirklich zu überraschen: Ein verlassenes Haus mitten im finsteren Wald, blutrünstige Hillbillys, eine grauenhafte Schauergeschichte aus der Vergangenheit - was soll da auch anderes passieren als Mord und Totschlag? So ist der Plot natürlich im Großen und Ganzen vorhersehbar, aber nichtsdestotrotz unterhaltsam und leichtfüßig geschrieben, denn schließlich erwartet man ja genau das: Blut und Horror.

Die Beschreibung der sauf- und abenteuerlustigen Freundinnen ist gut gelungen und macht Spaß, besonders die Schilderungen aus der vergangenen Zeit sind locker und witzig, auch wenn sie die spannende Handlung natürlich immer wieder unterbrechen. Einerseits ist es Laymon ziemlich gut gelungen, eine Gruppe ausgelassener Frauen beim gemeinsamen Ausflug zu beschreiben - als weibliche Leserin wird man sich hier teilweise tatsächlich wiederfinden -, andererseits irritiert es doch, dass die Protagonistinnen immer sehr leicht bekleidet durch die schwüle Hitze rennen und der Schweiß wahlweise an blanken Brüsten oder glänzenden Schenkeln herunter trieft. Die Beschreibungen der körperlichen Vorzüge bleiben gerade noch so im Rahmen, sind aber doch ein klein wenig trashig. Über weite Strecken sind alle halbnackt oder praktischerweise sogar ganz.

"Das Treffen" ist keine Perle des Genres und recht einfach gestrickt, im Großen und Ganzen aber doch gelungen, auch wenn das Ende nicht unbedingt halten kann, was der Spannungsaufbau mit viel Tamtam verspricht. Laymon erfüllt den Anspruch, reine Unterhaltung zu liefern, aber noch gut. Insgesamt ein kurzweiliges Lesevergnügen.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2008 | ISBN: 9783453675438 | Originaltitel: Blood Games | Preis: 9,95 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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