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 Hostage - Entführt


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Nachdem sein Fehlverhalten bei einer Geiselnahme eine ganze Familie das Leben gekostet hat, verlässt der Verhandlungsführer Jeff Talley Los Angeles und zieht sich in einen kleineren Ort zurück, wo er fortan mit seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hat und seine Ehe zu scheitern droht.
Doch ein Jahr später bahnt sich erneut eine Tragödie an, als eine Gruppe Jugendlicher ins Haus des reichen Walter Smith eindringen. Eigentlich wollten Dennis und sein Bruder Kelly nur das teure Auto der Familie stehlen, doch als eine Polizistin auftaucht und von ihrem undurchsichtigen Komplizen Mars erschossen wird, eskaliert die Situation. Die drei Jugendlichen nehmen die Familie als Geiseln und verschanzen sich in dem teuren Anwesen.
Talley erscheint vor Ort und nimmt sich der Situation an, ist aber froh, durch seine Kollegen aus L.A. abgelöst zu werden. Doch schon bald sieht er sich gezwungen, die Verhandlungen selbst wieder aufzunehmen. Denn im Haus von Walter Smith befindet sich eine DVD mit extrem wichtigen Daten, an der eine weitere, ominöse Partei großes Interesse hat. Und diese Typen schrecken vor nichts zurück, um an die Silberscheibe ranzukommen. Bald schon hängt das Schicksal einer ganzen Familie erneut in Jeff Talleys Händen ...


Schon zwei Jahre vor "Stirb Langsam 4.0" kündigte Bruce Willis mit "Hostage" seine Rückkehr zum Actionfilm an - immerhin das Genre, in dem man ihn kennen und lieben gelernt hat. Nun ist "Hostage" zwar kein testosterongeladenes Spektakel, bei dem alle naselang was in die Luft fliegt, sondern eher ein typischer Geiselthriller, bei dem sich verschiedene Seiten gegenseitig auszustechen versuchen, bevor die Luft dann irgendwann bleihaltig wird, aber die Rolle des Cops mit steinerner Miene ist halt eine typische Willis-Figur. Der knallharte Mr. Proper-Verschnitt, der selbst in den heißesten Situationen einen kühlen Kopf bewahrt - genau so wollen wir ihn sehen, auch wenn er in emotionalen Szenen einen leichten Hang zum Overacting zu haben scheint.

Die Grundausstattung des Films ist jedenfalls solide. Es gibt die klassische Ausgangssituation mit einer Hauptfigur, die dem, was sie am besten kann, abgeschworen hat und nun, lange Zeit danach, die Chance bekommt, sich wieder zu erlösen. Alles bekannt, weiter im Text. Viel interessanter ist die Situation der Geiselnahme, die mehr Ebenen bekommt, als man zunächst gedacht hätte. Was als harmloser Überfall beginnt, wird schnell komplizierter. So hat es Willis einerseits mit drei ahnungslosen Jugendlichen zu tun, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind - und von denen einer freilich unangenehm psychopathische Züge trägt - und auf der anderen Seite mit hochprofessionellen Killern, die eine völlig andere Herangehensweise erfordern. "Hostage" gelingt es sehr gut, diese Situation immer weiter auszubauen und die Spannung über die erste Hälfte des Films stetig zu steigern. Doch dann folgt genauso schnell wieder der Abfall in die Mittelmäßigkeit. Merkwürdige, überflüssige Wendungen fordern in ihrer Glaubwürdigkeit dem Zuschauer so einiges an Gutmütigkeit an, spannende Situationen verlaufen im Sand und irgendwie kommt der Film bis zum Finale nicht mehr voran. Und wo er bis dahin handwerklich eigentlich sehr gut gemacht war, driftet er dann ganz plötzlich in eine höchst lächerliche, religiöse Ikonographie ab, die den Ereignissen ganz gewaltig an Schwung und Dramatik nimmt.

Im Audiokommentar zum Film erklärt der französische Regisseur Florent Siri sehr genau, was er sich bei einzelnen Einstellungen und Bildern gedacht hat, wie er "Hostage" als Hommage an den amerikanischen Film Noir und den Western versteht. Und so, wie er es erzählt, kann man die visuellen Anspielungen auch allesamt wieder erkennen, nur hat die Sache einen Haken: Genremäßig ist "Hostage" weder zum Film Noir noch zum Western auch nur einen Deut verwandt. Weder die Charaktere noch die Handlungsorte oder die Story erinnern an zitierte Vorbilder von "Der Malteser Falke" bis hin zu "Spiel mir das Lied vom Tod" - und so verpufft der eigentlich gute visuelle Stil in einer Rauchwolke.

"Hostage" ist ein im Grunde unterhaltsamer Thriller von angemessener Härte und mit den richtigen Zutaten. Gegen Schluss verspielt er diese Vorteile und damit die Gunst des Zuschauers leider wieder. Unterm Strich kommt somit ein Film heraus, der für einen Videoabend gut geeignet ist, für wiederholtes Schauen jedoch leider nicht.
Das zeigt sich auch auf der technischen Seite. Vor allem der Ton weiß mit seinem guten Mix und der tollen Dynamik voll und ganz zu überzeugen, das Bild genügt ebenfalls hohen Ansprüchen.
Auf der Edition mit zwei DVDs findet sich dann noch eine volle Stunde mit Bonusmaterial, das die meisten Fragen über den Film beantworten sollte.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Mai 2007 | FSK: 16 | Laufzeit: 108 Minuten | Preis: 10 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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