Das frühe Mittelalter war eine Zeit gewaltiger Umbrüche. Die Franken etablierten sich als führende Macht im Westen des früheren Römischen Reichs, Byzanz verlor einen erheblichen Teil seines früheren Einflusses an die anstürmenden Araber, und diese weiteten ihren Machtbereich in kürzester Zeit in alle Himmelsrichtungen enorm aus.

Das vorliegende Hörbuch gibt einen Einblick in die bedeutendsten Entwicklungen der Epoche vom ausgehenden sechsten bis zum Ende des achten Jahrhunderts. Im ersten Abschnitt erfährt der Hörer, wie die Franken ihr gewaltiges Reich aufbauten, und wie die karolingischen Hausmeier schließlich den königlichen Merowingern die Macht nahmen. Auf diese Weise wurde bekanntlich der Weg für Karl den Großen bereitet, der im ersten Kapitel natürlich eine bedeutende Rolle spielt. Ein kurzer Ausblick zeigt auf, woran zur Zeit seiner Nachfolger das von ihm aufgebaute Reich scheiterte.
Ostrom beziehungsweise Byzanz, das spätestens mit der Kaiserkrönung von Karl seine römischen Wurzeln praktisch verloren hatte, ging einen anderen Weg, einen sehr schmerzlichen und verlustreichen, wie das zweite Kapitel aufzeigt. Innere Schwierigkeiten wie grausame Herrscher oder auch das Bilderverbot (Ikonoklasmus) trugen hierzu ebenso bei wie die Bedrohung durch äußere Feinde, darunter das persische Sassanidenreich und schließlich die muslimischen Araber.
Nicht minder interessant ist der sich anschließende Abschnitt über die Verschmelzung von keltischen Traditionen mit der neuen christlichen Tradition und die daraus entstandene Religion mit ihrer Vielfalt an kultischen Elementen.
Zuletzt schließlich geht es um die Araber, die zwar im Namen Allahs weite Teile der damals bekannten Welt überrannten, letztlich jedoch gegenüber den andersgläubigen Besiegten eine bemerkenswerte Toleranz ausübten.

Es dürfte nicht einfach gewesen sein, diese bemerkenswerte Phase der europäisch-vorderorientalischen Geschichte so weit zu komprimieren, dass im Rahmen eines siebzigminütigen Hörbuchs ein repräsentativer Überblick über die darzustellenden zweihundert Jahre zustande kommt. Gelungen ist das Projekt auf jeden Fall. Denn der Hörer erfährt nicht nur, wie sich im vorgestellten Zeitraum die einzelnen Zentren der Macht und des Glaubens entwickelten, sondern ebenso, wie sie miteinander verflochten waren und interagierten. Dies gilt insbesondere für Byzanz und die Araber, in ähnlicher Weise jedoch auch für das Frankenreich, das vor allem durch die Kaiserkrönung Karls des Großen seinen Platz als Vormacht in Europa einbüßte, nachdem dessen Vorgänger den Ansturm der Muslime im Südwesten aufgehalten hatten.
Im Hörbuch werden zu jedem Thema wesentliche Daten und historische Ereignisse herausgegriffen und, oft mit einleitender Musik- oder Geräuschuntermalung, präsentiert. Ansonsten wirkt die akustische Aufmachung eher sparsam, was für ein Sach-Hörbuch ja auch angemessen ist: Der Leser möchte schließlich nicht über Gebühr abgelenkt werden.
Gert Heidenreich liest den Text ganz vorzüglich, ohne Effekthascherei und dennoch so kurzweilig, wie man ein Sachbuch nur vortragen kann. Da auch die Texte selbst spannend gestaltet sind, macht das Anhören wirklich Spaß.
Zum Lieferumfang gehört neben der attraktiv gestalteten Hochglanz-Kunststoffhülle ein ebenfalls sehr ansprechendes, bebildertes Booklet, das nicht nur die Inhalte aller vier Kapitel kurz zusammenfasst, sondern auch für jedes Kapitel einzeln ein nützliches Glossar enthält.
Ein gut konzipiertes und umgesetztes Hörbuch über einen wichtigen Abschnitt der europäischen und nahöstlichen Geschichte!