Michael Palin kennen viele noch aus seiner Zeit bei der Monty Python-Truppe. Wesentlich weniger bekannt sind seine Reisereportagen, die er nach seiner Zeit als Comedian gedreht hat. "In 80 Tagen um die Welt" stellt den dokumentarischen Versuch dar, die berühmte Reise des Phileas Fogg und seines Dieners Passepartout aus Jules Vernes Roman zu wiederholen.
Ebenso wie der literarische Vorgänger reiste Michael Palin nicht mit dem Flugzeug, sondern mit Eisenbahn und Schiff sowie seinem Diener Passepartout - der in diesem Fall aus einer mehrköpfigen BBC-Filmcrew bestand.

Die spannende Reise - schließlich gilt es, wie Phileas Fogg die beschwerliche Reise um den Globus in achtzig Tagen zu schaffen - beginnt mit dem Warum und dem Wie. Michael Palin nimmt den Leser mit zur Bank und auf Ämter, um alle wichtigen Vorbereitungen zu treffen. Dann geht die eigentliche Reise am Londoner Bahnhof endlich los. Für Fans der ehemaligen englischen Komikertruppe ist die Anwesenheit von Terry Gilliam und Terry Jones zur Verabschiedung ihres Freundes und Kollegen ein besonderer Leckerbissen.
Aber schon gleich in der ersten Folge wird deutlich, dass das Ziel "In 80 Tagen um die Welt" schwieriger zu erreichen ist als gedacht. Bereits auf den ersten Reisestationen verliert Palin einige Tage, die er im Folgenden unbedingt aufholen muss, um seinen Zeitrahmen nicht bereits am Anfang seiner Reise zu sprengen, sonst wäre das Projekt früh gescheitert.
Und so jagt Palin immer wieder den verlorenen Tagen hinterher. Sein Weg führt ihn über Venedig und Kairo, Bombay und Hongkong, über Japan und die USA wieder zurück nach London. Er lernt, Shisha zu rauchen, verbringt einige Tage per Dhau auf hoher See, kehrt in einem Restaurant ein, das Schlangen als Spezialität vorweist und vieles mehr. Aber wird es ihm gelingen, wie Phileas Fogg rechtzeitig anzukommen, bevor die Frist verstrichen ist?

Jede der insgesamt sieben Folgen der Reisedokumentation dauert etwa eine Dreiviertelstunde, manchmal ein paar Minuten mehr. Da als Grundlage die Frist von achtzig Tagen dient, bieten die Folgen immer wieder spannende Cliffhanger. Wird Michael Palin sein nächstes Schiff erreichen? Wird er beim nächsten Aufenthalt noch mehr Zeit auf seine literarische Vorlage verlieren oder wieder ein paar Tage wettmachen? So ist die Sichtung der Folgen nicht nur unterhaltsam und informativ, sondern dazu noch spannend. Immer wieder zieht Palin den Vergleich zum literarischen Vorbild heran, um die Frist von achtzig Tagen im Auge zu behalten. Eingeblendete Karten helfen dem Zuschauer, Palins Weg genau mitzuverfolgen, er fiebert bei den Telefonaten mit, die Palin für die folgenden Reisemöglichkeiten führen muss, er drückt die Daumen, wenn ein Schiff Verspätung hat und ein anderes erreicht werden muss.
Der Informationsgehalt hätte manchmal allerdings noch höher ausfallen können. Die gezeigten Bilder spiegeln nicht immer das jeweilige Land oder die jeweilige Region mit allen Eigenheiten und Besonderheiten wider, die Dokumentation verlässt sich manchmal zu sehr auf Michael Palins Wirkung als Leitfigur des Ganzen. Charmant und humorvoll übertrumpft er auch tatsächlich ein ums andere Mal die besuchten Örtlichkeiten. Mit unwiderstehlichem britischem Witz, der ihn auch schon bei Monty Python ausgezeichnet hat, jedoch nie aufdringlich lässt er sich in jeder möglichen - und manchmal auch unmöglichen - Situation filmen.

Insgesamt aber kann die Reisedokumentation aus dem Jahr 1989 trotz ihres Alters empfohlen werden. Liebenswert und humorvoll präsentiert sich Michael Palin als Reiseführer und lässt keinen Zweifel an der Tatsache, dass ihm das Vorhaben trotz Stress und drohender Niederlage auf jeder Reisestation viel Spaß bereitet. Und dieser Spaß überträgt sich auch auf den Zuschauer.

Außer der Originalsprache Englisch, die der deutschen, unpassenden Synchronisation unbedingt vorzuziehen ist, und deutschen Untertiteln - die leider recht fehlerhaft ausgefallen sind - hat die DVD-Box immerhin drei Discs mit allen sieben Folgen der Reihe sowie ein Interview mit Palin zu bieten. Für den Preis ist das absolut passabel; jedoch wären ein Blick hinter die Kulissen oder nicht verwendetes Filmmaterial noch ein Sahnehäubchen gewesen.