Das kleine schwarze Hundemädchen Lenka bettelt jeden Tag. Sie will endlich auch einen eigenen Menschen haben. All ihre Freundinnen haben einen, nur sie nicht. Doch ihr Papa behauptet, allergisch gegen Menschen zu sein und ihre Mama sagt, Lenka habe doch gar keine Zeit für so ein anstrengendes Wesen. Doch Lenka bettelt. Sie besorgt sich sogar "Paula Pudels Menschen-Ratgeber". Und endlich hat sie es geschafft. Ihre Eltern geben nach. Sie besorgen Lenka die kleine Marie.
Doch so einfach, wie Lenka sich das gedacht hat, ist es nicht, einen kleinen Menschen zu haben. Marie weint, weil sie nicht mehr bei ihrer Familie ist, sie will die Hundekuchen nicht essen, braucht Teller, Tassen und sogar Besteck, wenn sie isst. Alles ist anders und viel schwieriger, als Lenka erhofft hat. Und dann muss sie das kleine Menschenkind auch noch erziehen. Sie muss bei jedem Spaziergang auf Marie achten. Auf die Autos, die Marie einfach immer wieder anfassen will. So macht es Lenka bald überhaupt keinen Spaß mehr, die kleine Marie zu versorgen und ihr dauernd zu sagen, was sie machen soll. Alles, aber auch wirklich alles macht dieser kleine Mensch falsch, nichts scheint sie von sich aus zu können. Und immer, wenn Lenka etwas will, will Marie mit Sicherheit genau das Gegenteil. Doch dann ist Marie plötzlich weg und Lenka merkt, wie lieb sie den kleinen Menschen gewonnen hat.

Sari Peltoniemi, Schriftstellerin und Finnischlehrerin aus einem Ort in der Nähe von Helsinki, schreibt Kinder- und Jugendbücher. Ihr erstes in deutscher Sprache erschienenes Buch ist "Der kleine Hund, der unbedingt ein Mädchen haben wollte". Aus dem sechsundneunzig Seiten langen Buch produzierte "audiolino" mit Hilfe des Schauspielers und Kabarettisten Henning Venske ein sechzig Minuten langes Hörbuch. Mit ein wenig Musik und dem zauberhaften Coverbild von Liisa Kallio wendet es sich an Kinder ab sechs Jahren.

Doch die kleinen Zuhörer reiben sich zunächst erstaunt die Augen. Ein Hund will ein Mädchen haben? Sehr seltsamer Einfall. Doch mit zunehmender Dauer weicht die Überraschung einer gewissen Langeweile. Denn in dieser Geschichte wird eigentlich nur vertauscht, nicht neu erfunden. Der Hund lebt in einem Haus, geht spazieren oder zur Arbeit, macht Urlaub oder liest Bücher. Und der kleine Mensch wird aus seiner Familie genommen, dem Hund anvertraut und erzogen. Sehr schnell verbraucht sich die originelle Idee, weil einfach nichts Überraschendes passiert. Würde man die Begriffe Hund und Mensch auswechseln, ergäbe sich eine ganz gewöhnliche, um nicht zu sagen langweilige Geschichte.

Einziger Lichtblick ist der launige, lässige Vortrag von Venske. Er gibt den Hunden ein Gesicht, variiert gekonnt zwischen Ärger, Liebe und Ratlosigkeit. Und er vermittelt das eigentlich Ungewöhnliche der Geschichte: Dass sie so normal daherkommt, nichts in Frage stellt und nichts an der bekannten Situation verändert - bis auf den Rollentausch eben. So erzeugt er in den kleinen Zuhörern das Bild einer alltäglichen Situation. Das ist irgendwie witzig, denn immer dann, wenn den Kindern plötzlich wieder einfällt, dass hier ein Hund ein Mädchen hat, sieht man ihr Erstaunen und ihre Ratlosigkeit ob der Skurrilität der Situation. Doch da nichts Überraschendes, Neues passiert, weicht dieses Erstaunen schnell wieder dem gleichmütigen Hören und Nachvollziehen. Kaum ist das Hörbuch vorbei, wenden sie sich anderen Dingen zu, wenig beeindruckt und noch weniger interessiert an der Geschichte.

Nein, die Geschichte von Sari Peltoniemi kann nicht begeistern. Sie plätschert so dahin, wird angehört und weggelegt. Kaum ein Kind, dass dieses Hörbuch noch einmal einlegt oder wünscht. Wenn nicht Henning Venske und sein gelungener Vortrag wären, die Produktion wäre ein Desaster.