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 Warum Frauen glauben, sie könnten nicht einparken - und Männer ihnen Recht geben

Über Schwächen, die keine sind


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Die meisten Leser werden es sofort merken: Dieses Buch ist die Antwort auf "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" von Barbara und Allan Pease, das Buch, das wohl in fast jedem Paar-Bücherschrank steht und so manches Mal als Erklärung für anscheinend geschlechtsspezifische Eigenheiten herangezogen wird.
Doch wie viel von diesem "typisch Mann - typisch Frau" stimmt wirklich? Dieser Frage sind die Autorinnen Claudia Quaiser-Pohl und Kristen Jordan nachgegangen.

Das Buch beschäftigt sich vor allem mit der Frage des räumlichen Denkens und ob es hier wirklich geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. In zwölf Kapiteln und einem Resümee wird der Frage nachgegangen, warum es Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt - denn dass diese existieren, ist unbestritten.
Die Autorinnen nehmen sich bestimmte Theorien von Barbara und Allan Pease vor und widerlegen diese systematisch und fundiert. Sie erklären, dass das Ehepaar Pease sich zwar auf Statistiken und Untersuchen gestützt hat, aber oft einfach nur einen passenden Teil betrachtet und alles Unpassende unter den Teppich gekehrt hat. So haben Männer tatsächlich im Vergleich die größeren Gehirne, doch dies gleich als Grund für den besseren Orientierungssinn anzusehen, ist doch ein wenig weit hergeholt, wie im Kapitel "Größere Gehirne - bessere Leistungen?" erläutert wird. Überhaupt beschäftigen sich die Autorinnen viel mit den menschlichen Gehirnen, auch die unterschiedliche Arbeitsweise ebendieser wird unter die Lupe genommen. Auch mit den Sexualhormonen, der Evolution, verschiedenen Strategien beim räumlichen Denken, dem Zurechtfinden in der realen und der virtuellen Welt, wozu Computerspiele gut sein können und der Frage der "Angst im Raum" beschäftigen sich die beiden Autorinnen.
Auch, dass räumliches Denken sich nicht nur in Stadtplanlesen und Nie-nach-dem-Weg-Fragen äußert, wird angesprochen. Gehört es nicht auch zum räumlichen Denken, auf Anhieb die Butter im Kühlschrank oder zielstrebig im Supermarkt das Gewünschte zu finden? Aufgaben, mit denen mancher Mann schnell überfordert zu sein scheint ?

Dabei fangen die Autorinnen mit ihren Erklärungen da an, wo das Ehepaar Pease aufhörte. Ja, es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede, doch liegen diese wirklich im Gehirn oder sind sie nicht viel eher die Folge aus rollenspezifischer Anpassung? Welche Frau wird schon von sich aus behaupten, besser einparken zu können als mancher Mann - selbst wenn es so ist? Und welcher Mann wird zugeben, lieber seiner Frau das Steuer überlassen zu wollen?
In fast jedem Kapitel gibt es einen kleinen Test, mit dem man sein eigenes Denken testen kann; die Lösungen finden sich im Anhang, ebenso wie umfangreiche Quellenangaben und Literaturtipps zum Weiterlesen.

Den wissenschaftlichen Hintergrund der Autorinnen merkt man durchgehend: Hier werden nicht nur ein paar Ergebnisse präsentiert, sondern auch der Weg der Studie wird beschrieben: Welche Probanden, wie viele, wie kam man zum Ergebnis, all dies ist für den Leser nachvollziehbar aufgeschlüsselt. Und dass eine Neurobiologin und eine Professorin für Psychologie "etwas" geeigneter als ein Hobbywissenschaftler-Paar sind, die große Frage nach dem kleinen Unterschied zu erklären, dürfte auf der Hand liegen. Doch nun soll keiner befürchten, das Buch wäre zu wissenschaftlich oder theoretisch. Viele kleine Abbildungen und Fallbeispiele lockern den Text auf.

Die Zeit war schon lange überfällig für dieses Buch und wird wohl vielen Frauen wie gerufen kommen, wenn ihr Mann sich mal wieder auf die Peases beruft und ihnen den Autoschlüssel aus der Hand nimmt, mit den Worten "Schatz, das kann ich besser, steht in allen Büchern".
Ein wenig bedauerlich ist allein der Umstand, dass die Autorinnen sich so sehr auf das räumliche Denken konzentrieren und die vielen anderen kleinen Unterschiede, die in Peases Buch angesprochen werden, nicht widerlegen. Aber vielleicht kommt das ja noch, das Ehepaar Pease bringt schließlich auch fast alljährlich ein neues Buch auf den Markt ?

Anja Thiemé



Taschenbuch | Erschienen: 1. April 2007 | ISBN: 9783423344005 | Preis: 9,50 Euro | 191 Seiten | Sprache: Deutsch

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