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 Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2

Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Spannung
Ton


Seit seinem Erfolgsbuch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" sind die Zwiebelfisch-Kolumnen des "Spiegel Online"-Redakteurs Bastian Sick vielen Deutschen ein Begriff. Aufgrund des Erfolges und des Interesses seitens seiner Leser veröffentlichte Bastian Sick nun vor Kurzem eine zweite Sammlung mit kuriosen Anekdoten aus dem "Irrgarten der deutschen Sprache". Zeitgleich erschien beim Audio Verlag eine Auswahl dieser Kolumnen als Hörbuchfassung - gelesen vom Autor selbst.

Zweiundzwanzig ausgewählte Kolumnen umfasst die Hörbuchausgabe von "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2. Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache"; Kolumnen, in denen es um den mehr und mehr verschwindenen Genitiv geht, um "Das Imperfekt der Höflichkeit" ("Wie war doch gleich Ihr Name?"), den richtigen Gebrauch von Imperativ und Konjunktiv oder sogenannte falsche Freunde, vor denen sich vor allem Übersetzer in Acht nehmen müssen. "Die mäßige Verbreitung des Mäßigen" wird behandelt, ebenso das Problem mit den richtungsweisenden Wörtchen "hin" und "her". Auf missglückte Redewendungen wird eingegangen und die Entwicklung der deutschen Sprache in Bezug auf den Einfluss durch französische und englische Wörter (was gestern "passé" war, ist heute "out"!) näher betrachtet. Zudem begibt sich der Autor auf die Suche nach Antworten auf Fragen wie "Wie nennt man das Jahrzehnt, in dem wir leben?", "Warum heißt der Samstag auch Sonnabend?", "Wie nennt man das Ding an der Supermarktkasse, mit dem man seine Waren zu denen seines Nachfolgers abtrennt?" oder "Warum ist der Rhein männlich und die Elbe weiblich?". Diese und noch viele weitere Themen sind Inhalt des vorliegenden Hörbuchs.

Mit viel Humor und Augenzwinkern arbeitet Bastian Sick die Probleme der deutschen Sprache hervor. Wie er selbst betont, geht es ihm dabei jedoch in erster Linie nicht ausschließlich um eine penible Fehlersuche oder um richtig und falsch, sondern oft auch vielmehr darum, zu klären, "warum wir so sprechen, wie wir sprechen". So beschäftigt sich der Autor nicht selten mit Fragen der Etymologie und begibt sich auf die Suche nach der Herkunft bestimmter Wörter, um seinem Leser - beziehungsweise Hörer - dadurch rückschließend erklären zu können, was es denn mit diesem Wort auf sich hat. Dies wird vom Autor nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr spannend beschrieben, wodurch beim Hörer sehr viel mehr hängen bleibt als während der Lektüre eines rein sachlichen Fachbuches. Doch auch die großen Probleme wie das Verschwinden des Genitivs in der deutschen Sprache, der immer häufiger - sowohl im gesprochenen als auch im geschriebenen Deutsch - durch den Dativ ersetzt wird, werden von Bastian Sick angesprochen und abgehandelt - schließlich ist dieses Problem titelgebend für die Bestseller des Autors. Bastian Sick hat seine Kolumnen zudem sehr geschickt aufgebaut. So lässt er zu Beginn seiner Texte stets zuerst Beispiele für stilistisch nicht einwandfreie Ausdrücke, grammatische Fehler oder Stilblüten einfließen, bevor er beginnt, die Fehler nach und nach aufzulösen und die Regeln der deutschen Rechtschreibung mit Witz und Humor und nicht selten in kleine Geschichten verpackt zu erklären.

Während der erste Band von Bastian Sicks Kolumnensammlungen noch von Schauspieler Rudolf Kowalski gelesen wurde, wagt sich nun der Autor selbst an das Vortragen seiner Kolumnen heran. Allein schon der auf dem Cover gegebene Hinweis "Autorenlesung" lässt den potenziellen Käufer kurz zögern; zu viele Autoren scheinen sich dazu in der Lage zu fühlen, einem Hörer ihre Texte glaubwürdig und unterhaltsam vorzutragen, und obwohl es durchaus einige Schriftsteller gibt, die als Sprecher wirklich wunderbar sind, gibt es doch mindestens genauso viele Autoren, bei deren Lesung man sich als Hörer am liebsten die Finger in die Ohren stecken und leise vor sich hinsummen würde. Und schon allein die einleitenden Sätze der vorliegenden Lesung scheinen den grausamen Verdacht wahr werden zu lassen. Die Finger sind schon auf halbem Weg zu den Ohren, da sendet das Gehirn plötzlich ein Signal aus, das den Hörer innehalten lässt und der Gedanke "Hey, wart mal, der Junge scheint doch auch als Sprecher was drauf zu haben" schießt ihm durch den Kopf. Schnell nämlich kommt Bastian Sick in Schwung und jede weitere verstreichende Minute zeugt davon, dass die Entscheidung zur Autorenlesung tatsächlich eine gute Entscheidung war. Bastian Sick ist nicht nur in der Lage, seine Kolumnen sinngemäß wunderbar vorzutragen, sondern er ahmt dabei sehr schön verschiedene Dialekte nach und passt seine Stimmlage der jeweiligen Situation an. So ändert er seine Tonlage und Intonation zum Beispiel, um weibliche oder männliche Personen sprechen zu lassen oder imitiert gar den amerikanischen Akzent einer seiner Freundinnen. So wird Bastian Sicks Lesung zu einem spritzigen, lockeren und gleichzeitig lehrreichen und doch unterhaltsamen Ausflug in den Irrgarten der deutschen Sprache.

Zudem ist Bastian Sick nahezu auf sich selbst gestellt - musikalische Unterstützung ist zwar vorhanden, diese wird jedoch nur sehr knapp eingesetzt. Dabei sind die Musikeinspielungen wirklich wunderbar. Flott und spritzig regen sie den Hörer sofort dazu an, zumindest in Gedanken mit der Musik mitzuschwingen. Dennoch: Durch eine Länge von nur ein paar Sekunden - meist sind es zehn davon - wird die Wirkung, die Lesung etwas aufzulockern und dem Hörer eine kurze Pause zu gönnen, verfehlt. Statt dessen bekommt der Hörer Lust auf mehr dieser Musikbegleitung und ist dann enttäuscht, wenn der ganze Spaß - hat er doch kaum angefangen - schon wieder vorbei ist. Und mal ehrlich: Da diese musikalischen Unterbrechungen auf jeder CD vielleicht vier oder fünf Mal vorkommen, wären Einspielungen von dreißig bis sechzig Sekunden Länge doch wohl keine Unmöglichkeit gewesen, oder?

Die Gestaltung der Zwei-CD-Box aus Pappe, die durch eingeklebte Plastik-Halterungen trotzdem sehr stabil ist, ist recht gut gelungen, hebt sich aber gegenüber der Aufmachung anderer Hörbücher nicht sonderlich hervor. Das Titelbild wirkt dafür doch ein wenig fad und langweilig und kontrastiert zu sehr mit dem plötzlich grellbunten Bookletcover. Die für die Gestaltung gewählten Mokka- und Beige-Farbtöne hingegen wirken sehr weich und ansprechend. Die Idee, die Trackliste unter die durchsichtige Plastikhalterung der jeweiligen CD zu drucken, ist zwar nicht neu, hat sich jedoch als überaus praktisch erwiesen, denn so hat man stets die richtige Übersicht zur Hand. Ein kurzer Booklet-Text enthüllt darüber hinaus einige Fakten über den Duden und das kolumnistische Werden Bastian Sicks.

Fazit:
Bastian Sick schafft es durch seine Kolumnen dem Hörer die deutsche Grammatik mit viel Witz und Humor nahezubringen, ohne dabei jedoch belehrend zu wirken. Als Sprecher kann er seine Texte wunderbar umsetzen und sorgt für lockere, spritzige und dennoch sehr lehrreiche Unterhaltung. Man merkt dem Autor sichtlich an, wie viel Spaß es ihm bereitet, durch die Probleme der deutschen Sprache zu waten, und dieses Vergnügen färbt schnell auf den Hörer ab.

Bartimäus



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 3898134458 | Laufzeit: 151 Minuten | Preis: 19,95 Euro

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