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Beim vorliegenden Band handelt es sich um den 2007 erschienenen zweiten Nachdruck der verbesserten Neuauflage von 2001. Er umfasst 350 Seiten, über fünfhundert SW-Abbildungen sowie Faksimiles und Vierfarbcover. Ob Video, Internet, Comics, Musik oder Literatur - kein Bereich der Populärkultur, in dem es nicht mehr oder weniger drastische Zensureingriffe gibt.
Von "Akim" bis "Playboy", von "Bravo" bis "Radikal": Historische und aktuelle Zensurfälle in der deutschen Kulturgeschichte werden anhand zahlreicher Originalmaterialien veranschaulicht. Berühmte wie seltene Beispiele, die weitgehend aus dem öffentlichen Blickfeld verschwunden sind, zeigen - zwischen harmlos und frech, skurril und obszön, von witzig bis fragwürdig oder geschmacklos bis gewalttätig - das Spektrum des Zensierbaren, aber auch die Methoden der Zensur auf. Kürzungen, Indizierungen, Verbote, Retuschen und Überbalkungen sind die häufigsten Mittel beim Umgang mit unliebsamen Medienprodukten. Pornographie, Gewaltverherrlichung, Blasphemie, Beleidigung, Terrorismus, Staatsgefährdung, Geheimnisverrat oder Ehrverletzung sind nur einige der Verbotsgründe. Doch nicht nur tatsächlich inkriminierte, sondern auch konträr diskutierte Medien werden vorgestellt. Anhand vieler bislang unveröffentlichter Dokumente und seltener Materialien wie Gerichtsurteile, Indizierungsbegründungen und Beschlagnahmungsbeschlüsse stellt sich die Frage nach Zeitgeist und Wertewandel in der Gesellschaft, nach den variablen Grenzen des Tolerierbaren.
Im Anhang sind Dokumente zur Geschichte der Indices und die beim Erscheinen aktuellen Verbotslisten reproduziert. Eine annotierte Bibliographie mit relevanten Neuerscheinungen zum Thema Zensur und ein Verzeichnis von Internet-Adressen erleichtern weitere Recherchen.
Eines der seltenen Bücher, das in dieser Form das Thema Zensur behandelt. Es ist ein populärwissenschaftliches Druckwerk, das aber auch demjenigen Freude bereitet, der einfach Spaß an dem Thema hat, dafür sorgen schon die vielen unzensierten Original-Abbildungen ... Es gibt zu allen relevanten Themen Beiträge, auch wenn die Qualität und Aktualität derselben unterschiedlich ist. Inhaltlich ist der Artikel zum Thema Computer-Medien einfach zu veraltet, darin erfährt der CD-Brenner (!) gerade seinen Einzug in die Haushalte Deutschlands. Bei der Bewertung der Band Kiss widerspricht man dann einer Publikation zum Thema "Verteufelter Heavy Metal" aus demselben Verlag, denn dort wird nachvollziehbar erklärt, dass es eben keine Sig-Runen im Band-Namen sind. Beim Thema Layout ist anzumerken, dass man öfters die entsprechenden Texte zu den Abbildungen sucht, das hätte übersichtlicher gestaltet werden können. Die Bewertung der Zensur durch die Autoren ist ziemlich kritisch, aber nicht einseitig. Nachvollziehbare Verbotsgründe, wie sie zum Beispiel bei Kinderpornografie gegeben sind, werden natürlich akzeptiert; wenn auch auf die Gefahr hingewiesen wird, dass bei allen Themen über das eigentliche Ziel hinausgeschossen werden kann. Je gröber das Kaliber, umso eher Kollateralschäden.
Es ist sicherlich kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, und die abgedruckten Verbotsbegründungen und Urteile sind oftmals interessant, aber nur bedingt einfach zu lesen. Aber das Buch kann jedem Interessierten am Thema nur empfohlen werden und das nicht nur, weil es wenige Bücher zum Thema gibt. Da die Kritikpunkte beim Layout den Lesespaß nur leicht behindern, die inhaltliche Überalterung eines Kapitels verschmerzbar ist und die nächste Überarbeitung wohl noch auf sich warten lassen wird, kommt man an diesem Buch kaum vorbei. Das Thema Zensur wird auch tiefgehend und anschaulich beleuchtet, vor allen die Probleme damit und die oftmals unklare Gesetzeslage.