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 Deutschlands vergessene Kinder

Hoffnungsgeschichten aus der Arche


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Anspruch
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Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Das Kinder- und Jugendzentrum "Die Arche" in Berlin hat in letzter Zeit viel von sich reden gemacht. Der Kinder- und Jugendtreff im Berliner Stadtteil Hellerdorf, den täglich rund 200 Kinder und Jugendliche besuchen, ist nur ein Teil des Hilfswerks "Die Arche - Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V. , Berlin", das im Jahr 1995 von Pastor Bernd Siggelkow gegründet wurde. Inzwischen gibt es eine weitere Arche in Hamburg und eine München, außerdem eine Schule. Weitere Projekte sind in Planung. Die Kinder von der Straße zu holen, ist das Hauptziel der Einrichtung, ihnen einen ruhigen und sicheren Platz zu bieten, warmes Essen, Unterstützung, Hausaufgabenbetreuung, sinnvolle Freizeitbeschäftigung und einen Ort, an dem sie einfach Kind sein können.

In "Deutschlands vergessene Kinder" erzählen Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher, Journalist und Sprecher des Projekts, Geschichten aus der Arche. Es handelt sich, wie der Untertitel schon besagt, um Hoffnungsgeschichten - diese haben es aber in sich. Erzählt wird von Kindern, die schon mit neun Jahren die Verantwortung für die kleinen Geschwister tragen, weil die Mütter es nicht mehr können oder wollen. Die Väter sind sowieso häufig nicht vorhanden, haben sich davon gemacht oder wurden nie kennen gelernt. Die Geschichten erzählen von Kindern, deren alkoholkranke Eltern schon mittags nicht mehr ansprechbar sind. Von Familien, denen der Strom abgestellt wurde, die praktisch gar keine Möbel besitzen und die seit Tagen kein Essen für ihre Kinder mehr kaufen konnten. Von einem Dreijährigen, der nachmittags mit dem Bus alleine den Weg zur Arche antritt. Von Kindern, deren Eltern seit Jahren ihren Geburtstag vergessen. Die Hoffnung schöpft man als Leser aus den vielen Hilfen, die die Arche und Bernd Siggelkow den betroffenen Kindern und Familien zukommen lassen, und die teils große, teils kleine Veränderungen der Situation bewirken. Dabei geht es zwar auch häufig um materielle Hilfen - Lebensmittel, Möbel, Kleidung, die erste Rate für die Stromnachzahlung, Weihnachtsgeschenke -, genauso oft oder noch öfter um Zuneigung, Geborgenheit, ein offenes Ohr für Probleme - auch bei "Problemkindern", von denen die meisten sich abwenden oder schlicht urteilen: "Selbst schuld." Denn die seelische Armut ist mindestens ebenso schlimm wie die materielle.

Kinderarmut in Deutschland ist ein Thema, das nur selten und mit Widerwillen zur Sprache kommt. Zwar sind der Aufschrei der Bevölkerung und die folgende Betroffenheit groß, wenn einmal wieder Kinder in einer verwahrlosten Wohnung gefunden wurden, oder wenn Kinder durch Vernachlässigung und Misshandlung zu Tode kommen, doch auch diese Entrüstung und das Entsetzen klingen schnell ab, sobald das Thema aus der Tagespresse verschwunden ist. Dabei sind langlebige Projekte wie die Arche auf ebenso langfristige Aufmerksamkeit angewiesen, denn die Arbeit der Arche finanziert sich zum größten Teil aus Spenden.
Schon im Jahr 1977 hat die Autorin Leonie Ossowski in ihrem bekannten Roman "Die große Flatter" auf Zustände von Kinderarmut und verwahrlosten Familien aufmerksam gemacht, die schon damals keiner so recht glauben mochte. Solche Armut im reichen Deutschland? Menschen, die sich und ihren Kindern nichts zu essen kaufen können? Ja - und es handelt sich nicht um ein Randphänomen. "Deutschlands vergessene Kinder" erinnert uns daran, dass auch heute noch - oder gerade heute - sehr viele Familien in Armut leben, die sich die meisten wohl nicht vorstellen können. Und dass die Kinder keine Schuld daran tragen und trotzdem die Leidtragenden sind.

Ein Euro von jedem verkauften Exemplar von "Deutschlands vergessene Kinder" geht direkt an die Arche. Stilistisch sind die aufgeschrieben Anekdoten teilweise nicht der ganz große Wurf, aber darum geht es ja auch nicht. Wichtig ist, dass ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, dass in Deutschland mehr als zwei Millionen Kinder (!) unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Erzählungen sind wahr und authentisch, wurden jedoch zum Schutz der Kinder anonymisiert. Sie rühren und rütteln auf. Sie erinnern uns daran, dass Armut und Leid nicht nur in Dritte-Welt-Ländern zu finden sind, sondern vor der eigenen Haustür. Und dass es nicht so schwer ist, zu helfen.

Mehr Informationen zur Arche: www.kinderprojekt-arche.de

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783865911872 | Preis: 14,95 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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