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 Hautnah USA

Vom Wahnsinn einer Traumgesellschaft


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Seine Kindheit ist geprägt von einer großen Leidenschaft, die sein Vater ihm vermittelt hat: Die Wildwest-Romantik. Er wächst auf mit Fernsehserien wie "Bonanza" und "Rauchende Colts". Und in seiner Fantasie durchlebt er die Abenteuer von Billy the Kid, steht auf staubigen Straßen und träumt von der wahren Männerfreundschaft, wie er sie aus unzähligen Westernfilmen kennt.
Die Sehnsucht, dieses Land mit eigenen Augen zu sehen, lässt ihn nicht los. Erwachsen geworden und lange nach dem Tod seines Vaters macht sich der Autor auf, Amerika auf seine Art zu entdecken.
Er nimmt den Leser in diesem ungewöhnlichen Reisetagebuch mit auf seine ganz persönliche Entdeckungsreise. Old Speedo nennt er liebevoll sein schrottreifes Wohnmobil, das er für viel zu viel Geld kauft. Es dauert Wochen, bis das Fahrzeug so weit hergerichtet ist, dass er sich wirklich auf den Weg machen kann, begleitet nur von seinem Hund Goldbär, den er auch Bronco nennt.
Episode an Episode reiht sich aneinander. Die Ausdrucksweise ist genauso chaotisch wie der Autor selbst. Gleichwohl fasziniert aber diese ungewöhnliche Art der Beschreibung und lässt ein Bild von den USA entstehen, wie man es wohl nur bekommt, wenn man wie der Autor versucht, seine Träume in der Realität wiederzufinden. Immer wieder streut er Szenen aus Filmen und Fernsehserien in seine Gedanken ein.
Leicht zu lesen ist es nicht, dieses Buch. Aber wenn man sich darauf einlässt, lässt einen die Spannung nicht mehr los.
Es entstehen Bilder vor den Augen des Lesers, die so gar nichts gemein haben mit dem, was man in den gängigen Reiseführern findet. Und gerade diese Bilder sind es, die neugierig machen.
Der Autor trifft auf seiner Reise Menschen, ehrliche, einfache Menschen, die ihn an ihrem Leben teilhaben lassen. Die Rassenproblematik der Südstaaten, die allgegenwärtige Macht der Polizei und auch die Armut und teilweise Ausweglosigkeit in dieser Wohlstandsgesellschaft werden auf sehr realistische Art und Weise dargestellt. Und obwohl sich die Erlebnisse dieser Reise kaum mit den Fantasien seiner Kindheit in Einklang bringen lassen, lässt dieses Land den Autoren nicht los.
Aus den ursprünglich geplanten sechs Monaten wird eine Reise, die länger als ein Jahr dauert. Eine Reise, bei der der Leser das Gefühl bekommt, er hätte selbst am Steuer von Old Speedo gesessen.
"Hautnah USA" ist ein sehr persönliches Buch. Kein Gedanke, kein Gefühl wird verschwiegen. Die Ausdrucksweise und der Schreibstil sind sehr ungewöhnlich. Es besticht durch die kurzen Kapitel, die dazu verführen, noch rasch ein weiteres zu lesen. Die grafische Aufmachung ist sehr gut gelungen.
Dieses Buch öffnet den Blick für das Wesentliche, für die Dinge, die ein Land ausmachen, für die Menschen, die dort leben. Und es zeigt auch auf unverwechselbare Art und Weise, dass es sich lohnt, sich auf die Spuren der eigenen Träume zu begeben. Es ist mehr als nur ein Buch, es ist die Geschichte eines Mannes, der etwas geschafft hat, wovon viele nur träumen: Einfach aufzubrechen, um sich selbst ein Bild zu machen. Ein Bild, dass er farbenfroh, lebhaft und auch mit einer Portion Melancholie vor dem Leser ausbreitet.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, die USA auf eigene Faust zu erkunden, sollte "Hautnah USA" gelesen haben.

Renate Behr



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2008 | ISBN: 9783934918306 | Preis: 14,90 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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