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Mord im Grünen

Der Mörder ist immer der Gärtner. Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, der schon seit Ewigkeiten in den Köpfen der Krimiliebhaber rumgeistert?
Erst der Liedermacher Reinhard Mey hat ihn mit seinem gleichnamigen Song publik gemacht, in welchem er auf amüsante Art und Weise darlegt, dass nicht immer der Gärtner der Mörder ist. Eine Erkenntnis, die so alt ist wie der Krimi selbst. Und so gibt es neben einer Unmenge von Motiven auch verschiedenartige Täter, die ihre Zeitgenossen ins Jenseits befördern. Sei es ein Bäcker, der seinen Nebenbuhler mit der Teigrolle erschlägt, eine Erbschleicherin, die ihre gutbetuchte Tante mit Hilfe des Nachmittagstees vergiftet oder, um bei Reinhard Mey zu bleiben, der Butler, der den Gärtner erwürgt. Aber auch Rechtsanwälte, Priester oder Ärzte sind von dieser Untugend nicht ausgeschlossen und morden, was das Zeug hält. Eine Flut von Opfern, die, vorzugsweise in der freien Natur abgelegt, schon so manchen Spaziergänger das Fürchten gelehrt haben. Denn eines ist unumstritten: Ein schattiges Moosbett im Wald, der schilfreiche Uferstreifen am See oder das saftige Grün einer Wiese eignen sich vorzüglich, um nach vollzogener Tat den lästigen Toten loszuwerden.

Ein Schneeengel im Paradiesgarten

[PIC]Auch die Schriftstellerin Gabriele Keiser hat sich in ihrem Buch "Engelskraut" den Umstand zunutze gemacht, dass die Natur vielfältige Möglichkeiten bietet, um verschiedenartige Opfer an frischer Luft verwesen zu lassen. So hatte sie die Idee, dass ihr Mörder sein Opfer auf einem bestickten Seidenkissen mitten im Paradiesgarten ablegt. Ein makaberer Anblick, der sich daraufhin den Journalisten und Besuchern der Bundesgartenschau in Koblenz bietet. Vor allem, weil der Tote nackt und wie ein Schneeengel hergerichtet auf einer kahlen Insel inmitten eines berauschenden Meeres von blauen und gelben Blumen ausgebreitet wurde. Eine Herausforderung für die ermittelnde Hauptkommissarin Franca Mazzari, die zum dritten Mal in Koblenz und Umgebung ermitteln darf und sich neben dem heimtückischen Mord auch mit einer Reihe von Giftanschlägen herumplagen muss.

Mit Pippa Bolle nach Schrebenwerder

[PIC]Gleich eine ganze Serie von Morden bietet das Autorenduo Auerbach und Keller ihren Lesern und lässt sie gemeinsam mit der freischaffenden Übersetzerin Pippa Bolle nach Schrebenwerder reisen, einer beschaulichen Gartenkolonie am Ufer des Tegeler Sees, in der der geplante Bau eines Wellnesshotels für ausreichend Ärger sorgt.
Die idyllische Insel beherbergt neben einigen absonderlichen Laubenpiepern auch einen Mörder und keiner der Anwesenden hat auch nur die leiseste Ahnung, wer von ihnen einen Kleingärtner nach dem anderen ins Jenseits befördert. Ein überaus verzwickter Fall, der einiges an kriminalistischem Spürsinn und gesundem Menschenverstand erfordert. Eigenschaften, die Pippa zur Genüge besitzt und so gelingt es der Berliner Hobbydetektivin schon bald, erste Spuren aufzunehmen. Doch wie immer im Leben geht einiges schief und schon bald gerät auch Pippa ins Visier des Mörders.

Ein mysteriöser Fund im weißen Garten

[PIC]Etwas ruhiger, dafür aber nicht weniger mordlustig geht es in der amerikanischen Stadt Springfield zu, als in dem verfallenen Garten der Familie Peacock eine mumifizierte Babyleiche gefunden wird. Gut verpackt in einer Metallkiste, war das Relikt einstiger Verfehlungen unter Magnolienbüschen vergraben. Ein grausamer Fund, der Zeugnis davon ablegt, was einst geschehen ist. Doch wie es der Zufall will, wird eben diese Kiste von Paula Holliday gefunden, einer überaus regen und eigensinnigen Gärtnerin, die nicht locker lässt, um dem Geheimnis von Halycon auf den Grund zu kommen. Ein gefährliches Unterfangen - denn nicht nur ein der Bewohner von Springfield hat etwas zu verbergen und versucht mit allen Mitteln, alte Geheimnisse ruhen zu lassen, sondern gleich mehrere der ehrenwerten Bürger zeigen sich bemüht, Ereignisse aus ihrem früheren Leben zu vertuschen.

Frauendomäne Garten-Krimi

Drei kurzweilige Kriminalromane, die nicht nur mit raffiniert erdachten Mordfällen, interessanten Charaktere und humorvollen Dialogen aufwarten, sondern auch mit viel frischer Luft und ausreichend grünem Beiwerk. Allerdings werden wir an dieser Stelle nicht verraten, ob in den geschilderten Fällen der Gärtner der Mörder ist. Denn schließlich möchten wir Ihnen den Spaß am Lesen nicht verderben. Eines aber ist, auch ohne zu viel von dem Inhalt zu verraten, augenscheinlich: Ob Ermittlerin, Hobbydetektivin oder Autorin - die wichtigsten Personen in und um unseren vorgestellten Garten-Krimis sind ausschließlich weiblich. Ein Fakt, der verrät, dass die männlichen Artgenossen dieses Genres wohl lieber live auf der Leinwand angeschaut werden.

Die vollständigen Rezensionen zu den drei vorgestellten Kriminalromanen finden Sie hier:


Dorit Wiebke, 02.08.2011