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Die Welt ist eine Scheibe - Die Scheibenwelt

Die Welt ist eine Scheibe - Die Scheibenwelt

Im Bereich der Fantasy gibt es wenige Autoren, die so produktiv sind wie Terry Pratchett. In seiner Anfangszeit, als man damit begann, ihn auch innerhalb von Deutschland zu vermarkten, wurde er oft mit Douglas Adams verglichen. Genauso wie dieser in dem Genre der Science Fiction unvergleichlich humorvolle Geschichten produziert hat, tat das und tut das immer noch auch Terry Pratchett, der in seinem Kosmos der Scheibenwelt immer neue und unbekannte Ecken findet, die er gemeinsam mit dem Leser entdecken kann. Doch längst ist dieser berühmte Mann mit dem schwarzen Schlapphut weit darüber hinaus gegangen, lediglich unterhaltsame Geschichten zu schreiben, die in einer fantastischen und absurden Welt spielen. So wie der Autor selbst sind auch die Romane reifer und erwachsener geworden. Und die Scheibenwelt wurde immer detaillierter, facettenreicher und erreichte immer größere Ähnlichkeit mit ihrem runden Vorbild, das wir Erde nennen.


Wo noch niemand zuvor gewesen ist

Das Wichtigste an einem Roman aus dem Bereich der Fantasy ist die Möglichkeit, eine komplett neue Welt zu erfahren. Hierdurch kann man als Leser den Alltag aussperren, die Beine hochlegen und von einer Welt träumen, die im genialen Geist eines Autors entstanden ist, und wo man für einige Lesestunden Urlaub vom Trubel der normalen Welt machen kann. Die Scheibenwelt, auf der Terry Pratchetts Romane spielen, ist eine solch fantastische Welt, die den Leser in unbekannte Bereiche entführt. Die komplette Welt selbst ist eine Scheibe, ruhend auf den Rücken von vier Elefanten, die auf dem Panzer einer großen Schildkröte stehen, die sich durch das All bewegt. Sonne und Mond sind kleine Himmelskörper, die selbstständig leuchten und in geregelten Bahnen um diese flache Scheibe kreisen. Es ist eines der wenigen Systeme, in denen ein Elefant einen Fuß heben muss, damit die Sonne vorbeigleiten kann. Diese Scheibenwelt ist voller Magie und Zauberer, die sich dieser mächtigen Kräfte bedienen können. Auch Hexen und Geister haben auf der Scheibenwelt ihre Nische gefunden, ebenso wie Vampire, Zwerge, Werwölfe und Dämonen. Also wirklich eine Welt, die nichts mit unserer gemein hat, oder doch?

Den kenne ich doch!

Sicher, der absurde Aufbau der Welt, auf der Terry Pratchett seine Romane stattfinden lässt, hat nicht allzu viel mit der Realität zu tun. Dennoch kann kein noch so brillanter Autor komplett Neues erfinden. Die Vorbilder für seine kreativen Ideen stammen stets von der Erde und als solche kann man sie meist erkennen. Irgendwann nimmt in jedem fantastischen Roman ein Held einfach ein Bier zu sich, statt ein Getränk mit einem absonderlichen Namen zu trinken, das lediglich anders heißt aber dennoch die gleichen Auswirkungen zeigt. Dieses Deja vu Erlebnis hat man oft als Leser, gerade im Bereich des Fantastischen, schon allein wenn man bedenkt, wie viele Romane sich am Urgestein, dem "Herr der Ringe" orientieren. Ist es also bloße Faulheit oder Unachtsamkeit, dass man gerade auf der Scheibenwelt so oft auf Dinge trifft, die einem seltsam bekannt und vertraut erscheinen? Denn jeder, der sich ein wenig in die Scheibenweltromane eingelesen hat, kann ohne Probleme den Weihnachtsmann, die Apokalyptischen Reiter, die Zahnfee und sogar Einkaufszentren entdecken. Klischees und Prototypen gibt es ebenfalls auf der Scheibenwelt in Hülle und Fülle: Die Zwerge sind kleine mürrische Buddler, die "vielfältige" Lieder über Gold singen. Elfen können durch Metall über der Tür und einer Schüssel Milch vor dem Haus davon abgehalten werden, Unheil zu verbreiten. Werwölfe sind durch Silber zu verletzen und Vampire zerfallen durch Sonnenlicht in handliche Aschehaufen. Hinzu kommt die ausländische Familie in der Großstadt, die ein Restaurant eröffnet, der personifizierte Tod als Skelett mit wehendem Umhang und Sense und ein großer heiliger Berg, auf dessen Gipfel die Götter mit dem Schicksal der Menschen spielen oder sich einfach nur langweilen.

Alles nur geklaut?

Bei so vielen gestohlenen Ideen und Vorbildern müsste doch eigentlich ein Aufschrei der Entrüstung durch die Leserschaft gehen. Man sollte nicht meinen, dass Pratchetts Bücher so vielfach gekauft werden, wenn sie doch nur schlichte zusammengewürfelte Abgüsse von schon mal da gewesenem darstellen, oder? Was macht denn dann den Reiz für den Leser aus? Worin besteht die Anziehungskraft der Scheibenweltromane, die sich wie geschnitten Brot verkaufen? Der Reiz der Werke dieses genialen Autors liegt eben genau in diesen Parallelen zu unserer Welt. Pratchett versteht es, dem Leser in Form von Mythen und Sagen, hier also in Form von Romanen über die vielgeliebte Scheibenwelt, seinem Leser einen Spiegel vorzuhalten. Genau wie frühere Satiriker und Autoren versteht er es, mit humorvollen Erzählungen sehr ernsthafte Themen anzuschneiden. Und genau dadurch, dass brisante Themen in Humor und Übertreibung verpackt werden, sind sie auch für den Leser viel leichter zu verdauen. Doch nun gilt es erst einmal einen genaueren Blick auf die flache Welt zu werfen, die Mittelpunkt so viele Romane, Sachbücher und auch Landkarten ist.

Die Scheibenwelt im Überflug

Geographisch gesehen bildet die Scheibenwelt viele Länder und geschichtlichen Orte der Rundwelt, der Erde, ab. Das kleine Königreich Lancre, voller Klippen und Hänge, begrenzt von schroffen Bergen und bedeckt mit ein paar Hektar Wald ist der hinterwäldlerische und ländliche Bereich, in dem Pratchett seine an Shakespeare angelehnten Geschichten wie "MacBest", spielen lässt. Hier ist auch die Heimat der berühmtesten Hexen, die in mehreren Romanen die Hauptrollen spielen. Die Sto-Ebene ist einer der langweiligsten Flächen der Welt. Das berühmteste und wohl einzige Gemüse, das dort angebaut wird, ist Kohl. Und viel mehr gibt es über diese Gegend auch nicht zu erzählen. Einzigartig macht sie lediglich die Nähe zur großen Stadt Ankh-Morpork, die größte Stadt der Scheibenwelt, in der eine Vielzahl von Romanen spielen. Ephebe und Tsort hingegen sind zwei verfeindete kleine Staaten am Runden Meer. Der Puffer zwischen beiden ist das an Ägypten angelehnte Königreich Djelibeby ("Pyramiden"). Während Ephebe ein Volk von Philosophen ist, ärgern sich die Bewohner von Tsort immer noch, dass sie auf den Trick mit dem hölzernen Tier hereingefallen sind. Überwald dagegen ist ein von dichtem Wald bedecktes Land, das von Vampiren und Werwölfen besiedelt wird. Der bedeutendste Exportartikel sind die dort hergestellten Kuckucksuhren. Klatsch hingegen ist das Reich der Kamele und Turbanträger. Durch die großen kulturellen Unterschiede bieten sich viele Möglichkeiten, um Streit oder Krieg anzufangen. Davon abgesehen gäbe es ohne dieses Reich keine leckeren Currygerichte in Ankh-Morpork zu kaufen, was Tod sicher sehr bedauern würde. Ein großes Kaiserreich, das es selbst mit der Bedeutung von Ankh-Morpork aufnehmen kann, ist das Achatene Reich, das auf dem Gegengewichtkontinent liegt. Dort gibt es Unmengen von Metallen, weswegen Gold einen sehr geringen Wert besitzt. Dies ist ein Umstand, der dem ersten Touristen der Scheibenwelt, einem gewissen Zweiblum, sehr entgegenkommt. Zum Schutz gegen Dämonen und böse Geister wurde eine riesige Mauer um das Reich errichtet, damit die Bewohner in Ruhe und Frieden ihrer Arbeit nachgehen können. Der gefährlichste Kontinent ist wohl Viericks oder XXXX. Hier gibt es mehr gefährliche und giftige Tiere und Pflanzen als woanders. Einzig die Schafe sind mehr oder minder friedlich. Dieser mit rotem Staub bedeckte, brütend heiße, gefährliche und vom Regen vergessene Weltteil hat sicher nur zufällig gewisse Ähnlichkeiten mit Australien. Sicher gibt es noch viel mehr interessante und gefährliche Orte, die in den diversen Romanen erwähnt werden, doch sind hier wenigstens die wichtigsten Regionen genannt.

Völker und Wesenheiten

Um einen groben Überblick über die verschiedenen Rassen der Scheibenwelt zu bekommen, braucht man lediglich durch die dreckigen Straßen Ankh-Morporks zu laufen. Selbst die Stadtwache, die sich aus der ehemaligen Nachtwache entwickelt hat, bietet eine große Fülle an unterschiedlichen Individuen, die das große Spektrum der Bevölkerung der Scheibenwelt abdecken. Einen großen Teil der Bewohner machen die Menschen aus, auch wenn einige Mitglieder dieser Spezies, wie zum Beispiel Nobby Nobbs, ihrer ganz eigenen Rasse anzugehören scheinen. Vampire sind eher eine Unterrasse der Menschen, die sich ganz nach dem klassischem Schema verhalten. Aber auch für die gibt es in der großen Stadt am Fluss Ankh eine Menge von Beschäftigungsmöglichkeiten als Reporter, Spione oder bei der Stadtwache. Selbst Werwölfe werden in der Metropole geduldet, auch wenn sie nur im Überwald wirklich ihre tierischen Triebe ausleben können. Beide Rassen spielen im Roman "Ruhig Blut" eine besonders große Rolle. Zwerge und Trolle hingegen sind sich allein darin einig, dass sie sich aufs Blut nicht ausstehen können. Seit dem Kampf im Khomtal gibt es ständig Krieg und Streit zwischen den beiden Völkern. Eventuell mag das auch daran liegen, dass Zwerge sich durch Felsen graben und Trolle eben aussehen wie Felsen, was ebenfalls schon oft zu Zwischenfällen geführt hat. Gnome sind wesentlich kleiner als Zwerge, lassen sich aber sehr gut zur Luftaufklärung verwenden. Auch Wasserspeier, Gnome, Untote, Igors und Schwarze Männer bekommen in den Romanen von Pratchett eine Stimme, eine Persönlichkeit und manchmal sogar ein Clubhaus. Die sagenumwobenen Elfen tauchen ebenfalls in einem Roman der Scheibenwelt auf. Ihre Schönheit und Anmutigkeit wird lediglich von ihrer Grausamkeit übertroffen. Zwar erinnern sich die Menschen noch daran, dass sie wunderschöne Lieder sangen, doch an deren Texte erinnern sie sich nicht. Erst die Hexe Oma Wetterwachs kann die Elfen wieder von der Scheibenwelt verbannen, ehe sie auch außerhalb von Lancre Unheil stiften.

Magie und Zauberhaftes

Einer der Gründe für die vielen Seltsamkeiten auf der Scheibenwelt ist die allgegenwärtige magische Hintergrundstrahlung. Ihretwegen fließt das Licht langsamer über die Welt als anderswo und sie ist auch die Ursache dafür, dass es sehr seltsame Arten von Niederschlägen in Lancre und anderen ländlichen Gegenden zu berichten sind. Diejenigen, die die Herrschaft über diese Kraft für sich gepachtet zu haben scheinen, sind die Zauberer in der Unsichtbaren Universität in Ankh-Morpork, der größten Stadt auf der Scheibenwelt. Da jedoch die meisten der dortigen Dozenten mehr damit beschäftigt sind, sich die Zeit vom Frühstück bis zum Mittagessen zu vertreiben, ist die Anwendung bestimmter Zauber und deren Erfolg reine Glückssache. Diesen Umstand haben sie alleine ihrem Erzkanzler Mustrum Ridcully zu verdanken. Bevor er sein Amt antrat, wurde das Problem der mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten in die arkanen Ränge oft durch Mordanschläge mit Zauberei oder Gift beseitigt. Ridcully jedoch, der leidenschaftlicher Jäger ist und mitunter der körperlich fitteste unter den Zauberern, hat bisher jedem Anschlag getrotzt, weswegen das einzige Schlachtfeld der Universität nun lediglich der Essenstisch ist. Das einzige Mitglied der Unsichtbaren Universität, das verständig genug wäre, den Unwissenden über die tiefen Geheimnisse der arkanen Kunst aufzuklären, ist der Bibliothekar. Wissenschaftliche Gespräche mit ihm werden allerdings durch den Umstand erschwert, dass er aufgrund eines bedauerlichen magischen Zwischenfalls in einen Orang-Utan verwandelt wurde. Rincewind, sein Assistent, ist einer der wenigen, der den Äußerungen des Bibliothekars folgen kann. Allerdings ist Rincewind auch der einzige Zauberer, der so gut wie gar keine magischen Fähigkeiten besitzt. Allein die Tatsache, dass er noch am Leben ist, ist entweder einer seltsamen Überlebensmagie, purem Glück oder göttlichem Willen zuzuschreiben. Nicht einmal der Tod weiß, wann Rincewinds Todesstunde gekommen ist. Experimentelle Magie betreiben lediglich die jüngeren Mitglieder der Universität wie Ponder Stibbons. Er hat gemeinsam mit anderen jungen Zauberern HEX entwickelt, einen Apparat, der komplizierte magische Aufgaben innerhalb kürzester Zeit erledigen kann. Seine "Schaltkreise" funktionieren durch Ameisen, die durch kleine Rohre laufen. Seit jedoch eine Maus ihr Nest in das System integriert hat, kommt es immer wieder zum "Kein Käse mehr"-Fehler. Doch auch die Natur ist erfüllt vom Einfluss der magischen Kraft. Ein guter Beweis dafür ist intelligentes Birnbaumholz, aus dem besonders mächtige Zauberstäbe hergestellt werden. Die gemeingefährliche und sehr anhängliche Truhe mit Hunderten von Beinen ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sehr vorsichtig sein sollte, was man aus diesem magischen Holz herstellt.

Du sollst keine anderen Götter ...

So vielfältig wie die Kulturen sind auch die Religionen der Scheibenwelt. Bedeutende Götter bekommen einen Sitz in Würdentracht, der Heimat der Götter, welches auf dem Gipfel von Cori Celesti, einem hohen Berg in der Mitte der Scheibenwelt, liegt. Götter gibt es viele, doch nur wenige erlangen wirkliche Macht. Hierfür benötigen sie den Glauben der Menschen, den sie durch irgendeine Weise erringen müssen. Viele Religionen wurden aus diesem Grund von einem verirrten halb verhungerten Menschen gegründet, der eine Vision hatte, auch wenn sie zu ihrem ersten Zeitpunkt lediglich aus einer reich gedeckten Tafel und hübschen willigen Damen bestand. Einige mächtige Götter sind der blinde Io, der sich aufgrund wechselnder Bärte und Schilde von einer Vielzahl von Völkern verehren lässt, der Krokodilgott Offler, der ein Anhänger eher urtümlicher Völker ist, sowie Om, der eine Hauptrolle im Roman "Einfach Göttlich" spielt. Wenn die Götter nicht gerade mit Der Lady um das Schicksal von Menschen spielen, streiten sie sich mit den Eisriesen, die das Radio zu laut gestellt haben oder seit Ewigkeiten den Rasenmäher geliehen haben, aber nie daran denken, ihn zurückzubringen.

Ankh-Morpork

Ein sehr großer Teil der Scheibenwelt-Romane spielt in Ankh-Morpork. Diese Stadt ist vor langer Zeit aus zwei Einzelstädten zusammengewachsen, die durch den Fluss Ankh getrennt waren. Sie ist die mächtigste Metropole auf der Scheibenwelt und zeigt die typischen Eigenschaften einer Großstadt. Hierher kommen junge Leute aus der ganzen Welt um ihr Glück zu machen und enden meist ohne Geld und mit einem Messer im Rücken in irgendeiner dunklen Gasse. Geleitet wird die Stadt durch ein Patriziat. Der momentan amtierende Patrizier ist Lord Havelock Vetinari. Dem gelernten Assassinen war schon bei seinem Amtseintritt klar, dass er das Verbrechen in der Stadt nicht ausrotten kann. Deswegen beschloss er, dass Gilden gegründet werden müssten, in der sich nicht nur die Handwerker, sondern auch die Diebe, Mörder und anderen Verbrecher zu organisieren hatten. Deswegen ist es nun in Ankh-Morpork möglich eine gewisse Jahressumme an die Diebesgilde zu zahlen und man kann den Rest des Jahres sicher sein, dass man nicht überfallen und ausgeraubt wird. Freischaffende Verbrecher haben ein hartes und kurzes Leben vor sich, da die einzelnen Gilden streng über ihre jeweiligen Bereiche wachen. Das große schwammige Etwas in der Mitte der Stadt ist der Ankh, wohl der einzige Fluss, in dem man nicht schwimmen, sondern auf dem man laufen kann. Die einzige Art von Stadtsäuberung, die die Ankh-Morporker Bevölkerung kennt, sind die jährlichen Flussüberschwemmungen, welche die Slums am Ufer wegspülen. Eine solch große und mächtige Stadt wie Ankh-Morpork zieht auch eine ganze Menge Feinde an, die bestrebt sind, die Stadt in ihr eigenes Reich einzuverleiben. Doch die meisten Eroberungsheere wurden dadurch gestoppt, dass sie mit offenen Armen empfangen wurden und ihre Mitglieder sich irgendwann mittellos mit einem Beutel Souvenirs in den Händen in den winkligen Straßen der Stadt wiedergefunden haben. Was Verkaufen angeht, kann niemand den Bewohner von Ankh-Morpork das Wasser reichen. Diese Stadt hat schon Hungersnöte, verheerende Brände, Epidemien, machtgierige Zauberer, die Rock and Roll Welle und jährliche Überschwemmungen überlebt. Ankh-Morpork ist eine jahrhundertalte Stadt und so riecht sie auch.

Magische Stadtpersönlichkeiten

Eine so berühmte und große Stadt beheimatet auch eine große Menge an berühmten, berüchtigten oder interessanten Gestalten. Doch bei der großen Zahl an Personen, die in den einzelnen Romanen vorkommen, kann man lediglich eine breit gestreute Auswahl der wichtigsten treffen, die vorgestellt werden können. Von den Zauberern der Scheibenwelt, die in der Unsichtbaren Universität wohnen, wurden schon Erzkanzler Ridcully, passionierter Jäger und einer der überlebensfähigsten Magier, Rincewind, der einzige "Zaubberer", der keine Zauber beherrscht, der aufstrebende Ponder Stibbons und der nicht mehr ganz menschliche Bibliothekar erwähnt. Ebenfalls eine prominente Figur in den Romanen ist der Quästor, der sehr unter dem Jagdfieber von Ridcully zu leiden hat, da dieser mehrmals mit seiner Armbrust Zielversuche in seiner extremen Körpernähe unternommen hat. Wegen des daraus resultierenden desolaten Gemütszustands muss der Quästor getrocknete Froschpillen einnehmen, die ihn für kurze Zeit wieder in die Realität befördern. Einer der ältesten Zauberer der Universität ist Windle Poons, der zwar starb, aber wegen der Pensionierung Tods (Alles Sense) dennoch weiterlebte und in den "Klub des Neuen Anfangs", eine Vereinigung untoter Wesenheiten, eingetreten ist. Aber es gibt auch weibliche Vertreter des magischen Standes. Frau Evadne Kuchen ist eine städtische Hexe und begeisterte Anhängerin aller Religionen. Sie ist die Person, die für neue Blumen in den Vasen der Tempel sorgt und den Priestern gehörig auf den Wecker geht. Ebenso irritierend ist ihre Sicht in die Zukunft, die dazu führt, dass sie Antworten auf Fragen gibt, die noch nicht gestellt wurden. Wegen ihrer Tochter Ludmilla, die ein Werwolf ist, eröffnete sie eine Pension für Personen, die untot oder anders sind.

Die Nacht- und Stadtwache

Geleitet wird die Stadtwache von Sir Samuel Mumm, der das typische Bild eines Polizisten darstellt. Nichts ist im Wichtiger als Ruhe und Ordnung und die Freiheit, keine Kleidung mit Rüschen oder Schnallen tragen zu müssen. Seit er mit Lady Sybil Käsedick verheiratet ist, ist er in den Adelsstand erhoben worden und fühlt sich dort etwas deplaziert. In der Wache wird er besonders durch den menschlichen Zwerg (adoptiert) Karotte Eisengießersohn unterstützt. Dessen natürliches Charisma und absolut naives, aber striktes Auftreten, führt dazu, dass er bei allen Bürgern Respekt genießt. Niemand anders würde es überleben, zwei aufeinander prallende Mobs von Zwergen und Trollen dazu aufzufordern "Brav zu sein". Aber wenn Hauptmann Karotte dies fordert, bleibt ihnen kaum eine Wahl, da ihn niemand enttäuschen möchte. Seit einiger Zeit bildet er mit Feldwebel Angua, die eine Werwölfin ist, ein Liebespaar. Ihre feine Nase und ihre ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden halfen schon oft dabei, schwierige Fälle aufzuklären. Auch der Troll Detrius gehört zur Wache, nachdem er mehrere Arbeiten als Rausschmeißer, Schuldeneintreiber und Darsteller in Flimmerfilmen beschäftigt gewesen ist. Schon allein seine Statur schüchtert viele Verbrecher ein. Und wenn das nicht ausreicht, dann sorgt seine Belagerungsarmbrust für den nötigen Respekt. Zwei langjährige Mitglieder der Stadtwache sind Feldwebel Fred Colon und Korporal Cecil W. St. J. "Nobby" Nobbs. Fred Colon ist ein etwas dicklicher und einfältiger Polizist, der eine glückliche Ehe führt, da er und seine Frau lediglich durch Zettel miteinander kommunizieren. Nobby Nobbs hingegen ist ein Dieb, Schwindler und Betrüger, der vielleicht ein Mensch ist. Dennoch hat er ein Herz aus Gold und ist Mitglied im Volkstanzverein. Im Laufe der Romane entwickelt sich aus der demotivierten und unterbezahlten Nachtwache ein gigantischer vollständig funktionierender Polizeiapparat.

Ankh-Morporks weitere Bürger

Lord Havelock Vetinari ist der Patrizier der Metropole. Er regiert nach dem Prinzip "Jedem Bürger eine Stimme", wobei er DER Bürger ist und damit DIE Stimme besitzt. Die Gilde der Assassinen hat schon lange damit aufgehört, Aufträge gegen ihn anzunehmen, da ihr bewusst wurde, dass die Stadt ohne ihn schlechter funktionieren würde als mit ihm. Lord Vetinari kontrolliert geschickt die Bürger der Stadt und bezieht durch seine Informanten jede Information aus erster Hand. Er ist der vollendete Puppenspieler. Einer seiner ständigen "Gäste" ist der geniale Wissenschaftler und Erfinder Leonard von Quirm. Solange er vom Patrizier mit genug Papier und Schreibmaterial versorgt wird, ist er glücklich damit, in der Kammer im Palast eingesperrt zu sein. Leonard schätzt die unterhaltsamen Gespräche mit dem Patrizier und zeigt ihm begeistert seine Pläne für tödliche Belagerungswaffen und geschickt konstruierte Fluggeräte. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper ist der tüchtigste und verschlagendste Geschäftsmann in Ankh-Morpork. Er beteiligt sich an jedem Geschäft, das ihm lukrativ genug erscheint, landet damit aber meist auf der Nase. Zwischen seinen verschiedenen Geschäftsideen verkauft er aus seinem Bauchladen seine berühmten Würstchen, die nur deswegen berühmt sind, da man ihren Geschmack noch nach Tagen nicht vergessen kann. Laut seinen Beteuerungen (siehe auch Nanny Oggs Kochbuch) enthalten die Würstchen nur bestes Schweinefleisch. Vorsichtige Tester können bestätigen, dass zumindest irgendwelche tierischen Teile drin enthalten sein müssen. Ein wenig tiefer auf der sozialen Leiter stehen die Mitglieder der Grässlichen Gruppe. Zu ihnen gehören Arnold Seitwärts, Stinkender Alter Ron, Henry Husten, Insgesamt Ingobert und der Entenmann. Sie sind eine Gruppe von Bettlern, die in vielen Stadtromanen auftaucht. Zeitweise ist auch Tod eines ihrer Mitglieder, sowie der sprechende Hund Gaspode, der für diesen Zeitraum das Gehirn der Gruppe bildet. Natürlich gibt es noch viele andere, doch deren Nennung würde den gegebenen Rahmen sprengen.

Hexen der Scheibenwelt

Eine große Zahl der Hexen, die in den Scheibenweltromanen einen Rolle spielen, kommt aus Lancre in den Spitzhornbergen. Das berühmteste Hexentrio besteht aus Oma Wetterwachs, Gytha "Nanny" Ogg und Margrat Knoblauch. Bei ihrem ersten Auftritt darf natürlich das berühmte "Wann werden wir drei uns wiedersehen?" (MacBest) nicht fehlen. Oma Wetterwachs ist das Oberhaupt der Gruppe und auch die erfahrendste und älteste der Hexen. Ihrer Meinung nach hat Hexerei wenig mit Zaubern und Magie, sondern vielmehr mit Überzeugungskraft und "Pschikologie" zu tun. Ihre besondere Fähigkeit ist die des Borgens. Damit kann sie in den Körper von verschiedenen Tieren schlüpfen und diese eine gewisse Zeitlang steuern. Im Laufe der Romane stellt sich erst heraus, wie mächtig Oma Wetterwachs wirklich ist, jedoch läuft sie dadurch Gefahr, sich der dunklen Seite der Magie zuzuwenden. Wenn Oma Wetterwachs die alte Jungfer darstellt, so ist Nanny Ogg eher das leichte Mädchen. Auch wenn Nanny längst nicht mehr so jung und hübsch ist, blickt sie doch auf eine interessante Vergangenheit zurück. Daraus resultiert auch ihre vielköpfige Kinder- und Enkelschar. Im Gegensatz zu Oma Wetterwachs greift Nanny jedoch lieber zu schlichten Mitteln wie Faustschlägen. Ihr steter Begleiter ist ihr Kater Greebo, ein hässliches, gefräßiges und äußerst gefährliches Tier, der durch konsequente Inzucht der Vater fast aller Katzen in Lancre ist. Das jüngste Mitglied der Gruppe ist Margrat Knoblauch. Sie war es auch, die angeregt hat, sich zu treffen, da Hexen normalerweise Einzelgänger sind. Margrat sieht aus wie ein Plättbrett mit Erbsen und besitzt strohiges Haar, das sich zu keiner Frisur formen lässt. Dennoch entwickelt sich zwischen ihr und dem Hofnarren eine etwas komplizierte Liebesgeschichte. Sie ist strikte Vegetariern und schwört auf die Wirkung von Amuletten und Talismanen.

Fortsetzung folgt

Wie man sieht ist die Scheibenwelt ein komplexer und ausgestalteter Mikrokosmos, der in vielerlei Hinsicht unsere Rundwelt kopiert. Die vielen Romane der Scheibenwelt begeistern durch ihren Humor und Wortwitz. Pratchett gelingt das Kunststück fesselnde Geschichten auf hohem Niveau mit sprühendem Witz und Energie zu versehen. Wer einmal vom Geschehen auf der Scheibenwelt gefangen genommen worden ist, der kann sich und will sich nur schwer wieder davon lösen. Doch zum Glück ist kein Ende der Erfolgsgeschichte abzusehen. Und wer sich bis zum Erscheinen des nächsten Romans hinwegtrösten möchte, der kann sich den vielen Bildbänden, Kochbüchern, Landkarten und Reiseführern zum Thema Scheibenwelt widmen. Bisher sind auch zwei Quizbücher erschienen, in denen man sein Wissen über die Scheibenweltromane und ihre Hauptfiguren überprüfen kann. Für handwerklich geschickte gibt es gar einen Bastelbogen der Unsichtbaren Universität. Dann bis zum nächsten Roman und "möget Ihr in interessanten Zeiten leben".

Daniela Hanisch