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Kurz vorgestellt, der Egmont Schneider Verlag

Als am 1. April 1913 Franz Schneider sen. seinen Kinderbuchverlag gründete, dachte er sicher nicht daran, dass er damit einen erfolgreichen Traditionsverlag ins Leben rief, der Standards in der Kinderbuchszene setzen sollte. Anfangs war die Zielgruppe sehr eng umrissen, denn lediglich die Altersgruppen von zehn bis vierzehn Jahren waren die ersehnte Leserschar. Jugendliche wollte man mit den harmlosen Jungenstreichen, idyllischen Familiengeschichten und Freundschaftsgeschichten nicht gewinnen. Doch nun, fast hundert Jahre später, ist aus dem kleinen Verlag ein Unternehmen geworden, das, zur niederländischen Egmont-Gruppe gehörend, immer noch den Lesebedarf von Kindern mit neuen spannenden Abenteuern deckt, aber auch die Gruppe der Jugendlichen mit packenden und fantastischen Geschichten anzieht. Das äußere Erkennungszeichen, das berühmte „S“, wurde dafür im Lauf der Zeit lediglich ein wenig modernisiert, zieht sich aber dennoch als roter Faden durch die Verlagsgeschichte.
Und nimmt man heute eines der älteren Schneider-Bücher in die Hand, dann schwingt immer ein wenig Wehmut mit. Mit den beiden lustigen und pfiffigen Zwillingen Hanni und Nanni hat man schon als junges Mädchen unter der Bettdecke schmökernd das Internatsleben entdeckt und auch die „Dolly“-Bücher, die im Internat Möwenfels spielen, verschlingen heutige Mädchen noch gerne.
Für die Jungs gab es dafür dann die alte Burg Schreckenstein, auf der es gruselige und spannende Abenteuer zu erleben galt. Hier konnte man in den pfiffigen Buchreihen den eigenen abenteuerlichen Weg vom Kind zum Erwachsenen nachlesen und erfahren, dass es anderen ebenso geht. Und das hat auch die Schneiderbücher früher ausgezeichnet, dass in ihnen der normale Kinderalltag abgebildet wurde und vielleicht lag genau darin ihre große Anziehungskraft. Auch heute noch fesseln die Internatsserien viele Leser, denn die dort erlebten Geschichten sind zeitlos – immer noch gibt es gruselige Mitternachtspartys, eklige Zicken, Ärger mit Lehrern und Freundschaften, die ewig halten.
Auch mit seinen neuen Reihen braucht sich der Verlag nicht zu verstecken: Klar, „Hanni und Nanni“ sind auch heute noch ein Thema, doch sie bekommen zum Beispiel durch „Bibi Blocksberg“ und den Ableger „Bibi und Tina“ mächtig Konkurrenz. Ganz besonders beliebt bei Jungs und auch bei Mädchen, die Abenteuer lieben, sind die Romanreihen von Thomas Brezina. Er ist sozusagen die Enid Blyton der Gegenwart und immer noch sprudeln neue Ideen für Jugendbücher aus ihm heraus, die spritzig, humorvoll und spannend sind. Besonders beliebt ist die Reihe „Ein Fall für Dich und das Tiger-Team“, da man hier bei spannenden Kriminalgeschichten mitraten kann. Tierischer geht es bei „Vier Pfoten für Penny“ zu, denn auch für Mädchen weiß Brezina passend zu schreiben, was er auch mit „Katie Cat“ und der Reihe „No Jungs - Zutritt nur für Hexen“ unter Beweis stellt.
Allerdings bekommt Brezina, jedenfalls was seine Mädchenreihe angeht, von einer neuen Reihe Konkurrenz, die zu Beginn 2010 als SchneiderBuch ihren Auftakt hatte. Bislang sind unter dem Namen „just girls“ zwei Romane zweier weiblicher Autorinnen erschienen.
Diese Bücher wenden sich speziell an die Leserinnen im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren, da auch die Hauptfiguren in diesem Alter sind und sich somit als gute Orientierungs- und Identifikationsfiguren eignen. Gemäß den alten Statuten des Verlags geht es auch hier um alltägliche Dinge. So kann ein Umzug eine große Problematik darstellen, man fühlt sich einsam, weil die beste Freundin nicht anruft und man fühlt plötzlich ein seltsames Kribbeln im Bauch, wenn der nette Junge aus der Schule einem ins Gesicht lächelt. Hier werden behutsam die zarten aufkeimenden
Gefühle von Mädchen, die erst noch die Anfänge der Pubertät vor sich haben und lernen müssen, mit einer neuen Persönlichkeit und Gefühlen umzugehen, aufgenommen und in Geschichten gekleidet. Natürlich ist auch die Liebe ein großes Thema, auch wenn sie sehr altersgerecht behandelt wird, so dass die Gedankenhaltung der beschriebenen Charaktere zur Gefühlswelt der jungen Leser passt. In die Rolle der frechen Vivi beziehungsweise der einsamen Lilli kann man sich so sehr schnell einfühlen und erlebt dadurch deren Geschichten umso intensiver mit. Schon die Aufmachung der ersten beiden Bände der Reihe - „Das Freundinnen-Wunder“ und „Der Liebesretter-Club“ - weist mit den verwendeten Pastellfarben darauf hin, dass es hier um zarte Gefühle geht. Die starken und pfiffig gezeichneten Mädchen auf dem Cover machen gleich Lust darauf, einen Blick hineinzuwerfen!
Es ist eine lange Zeit vergangen, seit der SchneiderBuch Verlag gegründet wurde und in dieser Zeit hat er einige Umwandlungen hinter sich gebracht, in denen der nun als „Egmont Franz Schneider Verlag“ bekannte Traditionsverlag sich immer wieder neu den Zeiten angepasst hat, um zu der starken Marke zu werden, die er heute ist. Deswegen kann man mit Recht, wie auch in all den Jahren vorher, behaupten: „Kinder lieben Schneiderbücher“.
Denn selten gelingt es einem Verlag, sowohl das Vertrauen der Eltern zu erringen als auch Gefallen bei seinem jugendlichen Publikum zu finden. Und dass Tradition und Liebe zu Büchern sich auszahlen, wird schon allein dadurch bewiesen, dass dieser beliebte Kinderbuchverlag bald sein einhundertstes Jubiläum feiern darf!

Daniela Hanisch, 02.08.2010