Media-Mania.de

Buch "Grausame Städte"
Interview mit Markus K. Korb
Hallo Markus!
Danke, dass du die Zeit für dieses Interview gefunden hast. Ich hatte das Vergnügen, dein Buch "Grausame Städte" zu rezensieren. Wie bist du dazu gekommen, dieses Buch zu schreiben?


Das Buch "GRAUSAME STÄDTE" entstand in einem langen Prozess. Zunächst hatte ich eine Geschichte geschrieben, die in Venedig spielte ("Carnevale a Venecia"). Ich hatte mich bereits mit Hilfe von Reiseführern in das Thema "Venedig" eingearbeitet und während des Schreibens der Story hatte ich bereits die Idee zu einer zweiten ("Concetta"). Offensichtlich bot das Szenario mir vielfältige Möglichkeiten. Ich dachte also darüber nach, einen gesamten Storyzyklus in Venedig spielen zu lassen und suchte nach einer Idee, damit die Geschichten nicht unverbunden nebeneinander stehen. Als ich diese gefunden hatte, ergaben sich die weiteren Geschichten nahezu automatisch.
Aber das war noch zu wenig für einen eigenständigen Band. So nahm ich mir vor, weitere Erzählungen in einer zweiten Stadt spielen zu lassen - Berlin kam mir in den Sinn, wo ich schon mehrfach gewesen war. Auch diese Stories sollten Verbindungen haben, also achtete ich schon beim Entwurf darauf.
Schließlich wollte ich auch noch Querverweise zwischen den beiden Zyklen haben, daher sortierte ich die Reihenfolge der Geschichten, spielte mit kleinen Reminiszenzen herum, bis ich zufrieden war.

Das Buch gehört ja der Reihe an, die du Edgar Allan Poe gewidmet hast. Was verbindet dich mit diesem Schriftsteller?

Im Alter von ungefähr 13 habe ich zum ersten Mal einen kompletten Band mit Poes Geschichten in die Hände bekommen. Gleich die erste Story "The Tell-Tale Heart" (Das verräterische Herz) hat mich elektrisiert. So etwas Faszinierendes hatte ich bislang nicht gelesen. Ich verschlang alles, was ich von Poe in die Finger bekam und wurde nicht satt.
Seitdem treffe ich immer wieder auf Edgar Allan Poe in meiner "Laufbahn". Mal zufällig, mal absichtlich.

Wie ich gesehen habe, hast du auch an der Reihe "Saramee" mitgeschrieben. Was kannst du uns denn über dieses Projekt erzählen und wie kam die Idee auf?

Hierzu wurde ich von Chris Weidler, dem Organisatoren des Projekts, eingeladen. Als ich zögerte und meinte, dass ich doch als Autor von unheimlicher Phantastik weniger für eine Fantasy-Serie geeignet wäre, hielt er mir entgegen, dass man sehr wohl eines dunklen Einflusses in der Serie bedürfe. Da ich experimentierfreudig bin, wagte ich den Einstieg und siehe da - sofort fielen mir Ideen wie reife Früchte entgegen. Ich war erstaunt und schon in Sorge um mein Schaffen als Autor von unheimlicher Phantastik. Aber da hat sich eine Seite in mir Bahn gebrochen, die gut tut - "buntes" Fabulieren mit schillernden Ideen, abgehoben vom Realitätsbezug. Und Unheimliches kann ich immer noch schreiben, wie ich festgestellt habe.

Was machst du denn, wenn du keine Bücher schreibst? Was arbeitest du und wie verbringst du deine Freizeit am Liebsten?

Oh, da gibt es viele Aktivitäten. Ich verbringe einen Teil meiner Freizeit damit, die Reihe "Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek" im BLITZ-Verlag herauszugeben. Hierfür suche ich sowohl nach neuen deutschen und internationalen Horror-Autoren, als auch nach alten deutschen Autoren aus der Weimarer Zeit.
Ansonsten leben ich recht "normal" mein Leben, verbringe viel Zeit mit der Familie und Freunden, lese, rezensiere Bücher, und so weiter.

Als Schülerin bin ich es eigentlich eher gewöhnt, dass unsere Lehrer (insbesondere Deutschlehrer) eine Vorliebe für schwere literarische Kost haben. Wie verbindet sich das dann mit deiner anscheinenden Vorliebe für Fantasy und Phantastik?

Schwere literarische Kost und Phantastik sind nicht zwingend Gegensätze. Franz Kafka ist beileibe kein "einfacher" Autor und gehört meines Erachtens auch zum Genre der Phantastik.
Aber ob ein Text leicht oder schwer ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Ich kenne viele, die mit sogenannter leichter Kost nichts anfangen können, da sie ihnen zu wenig Inhalte zum Nachdenken bietet. Andererseits mag ich es, ab und an mal das Denken abzuschalten und lediglich mit Spaß am Erzählen unterhalten zu werden.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir dann wünschen?

Weltfrieden. ;-)
Nein, im Ernst. Ich würde mir wünschen, dass deutsche Autoren mehr von den Lesern und Verlagen wahrgenommen würden, als dies momentan der Fall ist.

Vielen Dank für das Interview, ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bei deinen Projekten.
Geführt von Vera Schott