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Vom Friedens-Museum zur Hitler-Kaserne - die Neuauflage bei BoD
Interview mit Dirk Weige
MM: Herr Weige, danke, dass Sie sich Zeit genommen haben für dieses Interview.

DW: Gerne.

MM: Erzählen Sie uns bitte kurz etwas über das Antikriegsmuseum.

DW: Ich beziehe mich jetzt auf das aktuelle Antikriegsmuseum, denn zur Historie dieses Museums kommen wir sicherlich noch später. Das Antikriegsmuseum in der Brüsselerstr. 21 in Berlin Wedding wird heute im Großteil von ehrenamtlichen Mitarbeitern betrieben, zu denen ich auch gehöre, und hat sich zur Aufgabe gestellt, all seinen Besuchern die Schrecken von Krisen und Kriegen auf der ganzen Welt zu verdeutlichen. Wir haben uns für den Weg entschieden, aufzuzeigen, was Waffen anrichten können.

MM: Wie kommt es, dass Ihr Museum Werke von Ernst Friedrich herausgebracht hat?

DW: Sie müssen wissen, Ernst Friedrich ist der eigentliche Gründer des Antikriegsmuseums in Berlin gewesen. Er gründete dort 1925 das Antikriegsmuseum, musste aber 1933 der nationalsozialistischen Gewalt weichen und sogar mit seiner Familie sein Heimatland verlassen. Das aktuell von uns herausgebrachte Buch bezieht sich genau auf diese Geschichte. Der Direktor des heutigen Antikriegsmuseums in Berlin ist Friedrichs Enkel, Tommy Spree.

MM: Erzählen Sie uns bitte etwas über den Inhalt des Buches "Vom Friedens-Museum zur Hitler-Kaserne".

DW: Ja, dieses von uns aktuell herausgegebene Buch beschreibt, wie erwähnt, die Geschichte des ersten Antikriegsmuseums, aus einer eigentlichen Bauruine, mit sehr wenigen Mitteln, zu einem respektablen Museum, das übrigens das erste Antikriegsmuseum weltweit war und mit dem sich Berlin, während der kurzen Blütephase der Weimarer Republik, sogar schmückte. Leider ist aber der Kern dieses Buches, wie der Titel schon vermuten lässt, die brutale Zerstörung, sowohl des Museums als auch die versuchte Zerstörung seines Direktors und dessen Freunden.

MM: Nach dem Inhalt könnten Sie jetzt noch etwas über die Veröffentlichungsgeschichte des Buches erzählen?

DW: 1935 verfasste oben genannter Ernst Friedrich dieses Buch in seinem Schweizer Exil. Es gelang ihm die Herausgabe des Buches mit einigen wenigen Mitstreitern in Form einer kleinen Auflage. Erst in den 1970er Jahren fand die Familie Friedrichs einen Verlag, der dieses Buch wieder veröffentlichte. Genau ein Buch aus dieser Auflage gab mir Tommy Spree zu lesen. Da mir das Buch persönlich sehr gut gefiel, konnte ich meine Kollegen aus dem Antikriegsmuseum recht schnell davon überzeugen, dass doch gerade dieses Werk Friedrichs wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte.

MM: Warum genau dieses Buch?

DW: Genau dieses Buch, da in ihm der Autor nicht nur beschreibt, wie es zu dem Museum kam, sondern eben auch verrät, welche Intension ihn zu seinem teilweise extremen Einsatz für den Frieden trieb. Extrem deshalb, weil er auch unpopuläre Meinungen in wirklich schwierigen, wenn nicht sogar lebensgefährlichen Zeiten vertrat.

MM: Könnten Sie noch etwas über die Neuauflage erzählen? Wie wurde sie aufgenommen, wie läuft die Vermarktung?

DW: Die Neuauflage ist seit der Vorstellung wirklich gut, vor allem direkt im Museum, gekauft worden. Natürlich kann man es auch im Buchhandel und über die großen Internetbuchhandlungen beziehen, auch wenn wir dort noch nicht so viele Verkäufe haben. Ansonsten wird das Buch zurzeit nur über das Museum vermarktet.

MM: Wie sind Ihre weiteren Pläne mit dem Buch?

DW: Es wird gerade darüber nachgedacht, dieses Werk Friedrichs auch in anderen Sprachen, wie etwa Englisch, Französisch und Spanisch, zu veröffentlichen. Zurzeit wird im Museum zudem über die Neugestaltung der Homepage des Antikriegsmuseums nachgedacht und im Zuge dieser ? eventuellen ? Veränderung könnte ich mir auch vorstellen, sowohl Lesungen als auch Auszüge aus dem Portfolio des Antikriegsmuseums auf der Homepage zu veröffentlichen.

MM: Erzählen Sie uns bitte etwas über den Prozess der Neuauflage.

DW: Wie oben schon erwähnt, hatte mir Tommy Spree ein Exemplar des Buches zum Lesen gegeben. Doch glücklicherweise hatte die Familie sogar noch ein Original aus der Erstauflage vom 1935, zur Verfügung, so dass wir dieses Original als Grundlage für die Neuveröffentlichung nutzen konnten. Wir gründeten eine kleine Arbeitsgruppe im Museum, teilten das Originalmanuskript in mehrere Teile, die dann von einzelnen Mitarbeitern digitalisiert wurden. Die zusammengefasste Digitalversion wurde dann Korrektur gelesen. Zum Glück konnten wir aus dem Archiv des Antikriegsmuseums noch alte Originalfotographien verwenden. Eine junge Berliner Fotografin brachte alle Fotos aus dem Buchblock und dem noch zu entstehenden Cover in für den Druck nutzbare Form.
Anschließend einigten wir uns auf ein Buchcover und konnten dieses alles an die BoD GmbH senden. Das Buch wurde dann von ihnen verlegt und gedruckt.

MM: Warum wurde das Buch bei BoD verlegt und nicht bei einem herkömmlichen Verlag oder durch Eigenregie herausgebracht?

DW: Wir hatten uns, in der Tat, zuvor überlegt, es durch einen herkömmlichen Verlag wieder neu zu veröffentlichen. Aber durch einen Zufall stieß ich auf die Möglichkeiten von BoD und letztlich entschieden wir uns für diesen Weg.

MM: Erzählen Sie uns etwas über die Vorteile, die Sie durch Ihre Zusammenarbeit mit BoD sahen und noch sehen.

DW: Vorteile sehe ich in der freundlichen Zusammenarbeit mit BoD und ihren direkten Zugang zu großen Buchhändlern. Besonders möchte ich die Möglichkeit des Erhalts einer ISBN-Nummer hervorheben. Dies hat den gesamten Aufwand für uns extrem minimiert und war neben dem Preis der Hauptgrund, sich für BoD zu entscheiden.

MM: Nach Ihren bisherigen Erfahrungen, sehen Sie BoD als Möglichkeit, historische Quellen und ältere Bücher wieder zugänglich zu machen?

DW: Auf jeden Fall.

MM: Können Sie das näher erläutern?

DW: Über das BoD-Portal ist es sehr einfach und komfortabel, Bücher wieder zu veröffentlichen. Man kann dort wirklich selbstständig bestimmen, wie das Werk in den Handel kommen soll und muss sich nicht der Firmenpolitik von einzelnen Verlagen unterwerfen. Man ist einfach sein eigener Souverän. Zudem ist das Angebot überregional greifbar - selbst Australier können sich unser Buch über das Internet bestellen.

MM: Wird das Antikriegsmuseum noch weitere Bücher über BoD herausbringen oder werden Sie, in Zukunft, andere Wege gehen?

DW: Natürlich werden wir auch andere Wege, die sich vielleicht in der Zukunft auftun, prüfen, aber zurzeit kann ich sagen, sind wir doch mit dem Verlauf sehr zufrieden.

MM: Ich danke für das Interview.

DW: Ich danke Ihnen.
Geführt von Susanne Fischer