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Friederike Schmöe im Gespräch
Interview mit Friederike Schmöe
Media-Mania.de: Frau Schmöe, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, meine Fragen zu beantworten. Nachdem ich bereits drei Kriminalromane von Ihnen lesen durfte, bin ich ein wenig neugierig auf die Autorin Friederike Schmöe selbst. Daher auch die erste Frage: Welche Bücher lesen Sie am liebsten und darf es auch mal ein Hörbuch sein?

Friederike Schmöe: Ich lese am liebsten Krimis. Aber auch ab und zu Biografien ungewöhnlicher Menschen oder Reisebücher.

Media-Mania.de: Wann haben Sie mit dem Schreiben begonnen und welche Ziele haben Sie damit verfolgt?

Friederike Schmöe: Im Jahr 2000. Ich machte es zu meinem eigenen Vergnügen, versuchte es dann mit dem Publizieren, und als das klappte, blieb ich dabei.

Media-Mania.de: Finden Sie neben ihrer Tätigkeit als Autorin und Dozentin noch Zeit, einem oder mehreren Hobbys nachzugehen und welche sind das in diesem Fall?

Friederike Schmöe: Aber sicher. Ich liebe zum Beispiel Steptanz.

Media-Mania.de: Neben dem Jugendbuchbereich haben Sie sich dem Schreiben von Kriminalromanen gewidmet. Wird das auch in Zukunft so sein oder planen Sie nebenher noch andere Projekte?

Friederike Schmöe: Ich plane immer eine ganze Menge, aber ich rücke erst damit raus, wenn die Planung in trockenen Tüchern ist ...

Media-Mania.de: Und wo wir gerade beim Schreiben sind, welches Buch entsteht derzeit unter ihrer Feder beziehungsweise an Ihrem PC?

Friederike Schmöe: Ein neuer Krimi mit Kea Laverde als Hauptfigur. Es wird um ein Thema gehen, das mich seit langem beschäftigt: um Demenzerkrankungen. Ausgangspunkt für meine Recherchen war die Frage, was eigentlich passiert, wenn es einen Zeugen für ein Verbrechen gibt, dieser aber an Alzheimer leidet. Ausgehend von diesen Überlegungen strickte ich dann den Plot.

Media-Mania.de: Bei einem Kriminalroman ist es ja so, dass die Handlung bis ins Detail feststeht, bevor der Autor zu schreiben beginnt. Wie ist es eigentlich mit den Figuren? Passiert es Ihnen auch mal, dass sie sich während des Schreibens anders entwickeln als ursprünglich geplant?

Friederike Schmöe: Genau! Plötzlich entstehen sogar Figuren, die ich gar nicht geplant hatte. Sie kriechen quasi zwischen den Seiten hervor und drängen sich auf. Ich bin immer stolz, wenn meine Figuren eigenständig agieren. Das signalisiert, dass sie authentisch sind, keine Abziehbilder, die nur dafür da sind, die Handlung aufrecht zu erhalten.

Media-Mania.de: Katinka Palfy und Kea Laverde sind recht toughe und intelligente Frauen, die mitten im Leben stehen und sich nicht so schnell von gefährlichen Situationen und unlösbar erscheinenden Problemen einschüchtern lassen. Als Leser fragt man sich, wie viel von Friederike Schmöe selbst steckt in diesen beiden Ermittlerinnen?

Friederike Schmöe: Das sollen die Leser, die mich kennen, selbst entscheiden. Vermutlich ist es so, dass in jeder Figur etwas von mir selbst steckt ...

Media-Mania.de: Als Leser habe ich immer wieder Parallelen zwischen Katinka Palfy und Kea Laverde gefunden. So sind beide letztendlich mehr oder weniger mit einem Kommissar liiert, der immer zur Stelle ist, wenn es brenzlig wird. Ist das ihre bevorzugte Kombination oder wird es in einem der nächsten Romane auch mal eine andere Konstellation geben?

Friederike Schmöe: Für die Kea-Laverde-Krimis brauchte ich unbedingt eine Polizei-Figur, denn Kea ist ja keine Ermittlerin. Aber irgendjemand muss die Polizeiarbeit machen. Also erfand ich den Kommissar. Ich persönlich finde, dass Kea ein viel härterer Brocken ist als Katinka. Kea ist nicht nett. Sie ist desillusionierter, hat mehr hinter sich, hat ja auch gar keine rechte Lust auf eine feste Beziehung. Nero will mit ihr zusammenziehen, aber sie will das nicht ... Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und auch ich als Autorin bin gespannt, wie sich Keas und Neros Beziehung entwickelt.

Media-Mania.de: Um bei neuen Konstellationen zu bleiben. Es wäre doch mal spannend, die beiden Frauen während einer Ermittlung aufeinandertreffen zu lassen. Wäre das eine Option für Sie?

Friederike Schmöe: Habe ich mir auch schon überlegt. Mal sehen.

Media-Mania.de: Beide Ermittlerinnen sind stolze Besitzer von Haustieren. Haben sie bei sich zu Hause auch einen Stubentiger herumschleichen?

Friederike Schmöe: Nein, weder Tiger noch Gänse.

Media-Mania.de: Ein Buch von Ihnen, welches ich gelesen habe, ist "Käfersterben". Hier kommt eine recht ungewöhnliche Art von Morden vor. Aber auch in ihren anderen Romanen sind die Ambitionen der Täter und ihre Methoden schon teilweise ein wenig außergewöhnlich. Woher nehmen Sie die Ideen für Motive und Täter?

Friederike Schmöe: Themen und Motive drängen sich mir einfach auf. Das geschieht ohne mein Zutun. Es genügt eigentlich, die Welt zu beobachten, sich mit Menschen zu beschäftigen. Dann wird man mit ausreichend Stoff ‚beliefert’.

Media-Mania.de: In Ihrem Buch "Fliehganzleis" haben Sie die unrühmliche Vergangenheit und die ungeheuerlichen Machenschaften der Staatssicherheit der DDR verarbeitet. Da Sie als Bürgerin des so gern als westlicher Teil Deutschlands bezeichneten Gebiets damit nicht viel zu tun hatten, bleibt da bei einem solch sensiblen Thema nicht immer eine Restangst, dass man als Autor etwas falsch darstellt?

Friederike Schmöe: Ich finde, dass wir Deutschen eine gemeinsame Geschichte haben. Ein Teil dieser Geschichte ist die Trennung in Ost und West. Ich habe kein Sachbuch geschrieben, das eine objektive Darstellung anstrebt, sondern ich habe eine individuelle Geschichte erzählt, was subjektive Sichtweisen mit sich bringt. Die historischen Fakten sind allerdings haargenau recherchiert. Ich habe auch immer ein paar Zeitzeugen, mit denen ich mich unterhalte, um einen Einblick in ein Leben von der Art zu bekommen, das ich gerade schildere.

Media-Mania.de: Sie haben gewiss schon einige Leserreisen hinter sich gebracht und einige Autogrammstunden absolviert. Welches war ihr ungewöhnlichstes/kuriosestes Erlebnis während dieser?

Friederike Schmöe: Besonders spaßig ist eigentlich immer, wenn man mit den Zuhörern über die Figuren diskutiert, als seien sie gemeinsame Arbeitskollegen. Einmal klingelte ein Handy im Publikum, der Besitzer dieses Telefons hatte die Geistesgegenwart, den peinlichen Moment zu überspielen, indem er behauptete, er hätte Katinka Palfy an der Strippe...

Media-Mania.de: Auf ihrer Internetseite bieten Sie Krimilesungen mit Musik an. Welche Rolle spielt die Musik in Ihrem Leben und inwieweit inspiriert Sie diese beim Schreiben?

Friederike Schmöe: Ich höre gerne Musik beim Schreiben. Mitunter begleitet mich eine bestimmte CD ein ganzes Projekt lang. Am liebsten mag ich Klassik und Jazz.

Media-Mania.de: Des Weiteren bieten Sie Schreibworkshops an. Ist es Ihnen dabei schon einmal passiert, dass Schüler Ihre Texte verrissen haben und wenn, wie geht man damit als Autor und Dozent um?

Friederike Schmöe: Sachliche, konkrete und begründete Kritik ist immer ein Gewinn. In meinen Schreibworkshops arbeite ich mit den Teilnehmern aber vornehmlich daran, Zugang zu den inneren Schätzen, zur eigenen Kreativität zu finden. Es geht darum, überhaupt erst einmal etwas zu Papier zu bringen und den inneren Zensor so lange abzuschalten.

Media-Mania.de: Bei soviel mörderischer Phantasie drängt sich mir unweigerlich die Frage auf, haben Sie seit Sie Krimis schreiben im Dunkeln mehr Angst aus dem Haus zu gehen oder schaffen Sie es, Realität und Phantasie strikt zu trennen?

Friederike Schmöe: Ich bin schon immer ein eher vorsichtiger Mensch gewesen. Extrem brutale Krimis lese ich nicht, wenn ich beim Fernsehen auf einen blutrünstigen Film stoße, schalte ich um. Aber deswegen habe ich nicht mehr Angst im Dunkeln als andere Leute auch. Wahrscheinlich weil ich gerne in Pfützen trete ...

Media-Mania.de: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihren Büchern.

Friederike Schmöe: Danke!
Geführt von Dorit Wiebke am 19.10.2009