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Die ganze Tintenwelt unterm Weihnachtsbaum
Interview mit Rainer Strecker
Media-Mania.de: Guten Tag Herr Strecker,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Media-Mania.de hat auf der Frankfurter Buchmesse die 58 CDs schwere Box „Die ganze Tintenwelt“ gefunden. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für Groß und Klein. Sie haben nun schon mehrere Titel von Cornelia Funke gelesen. Wie kam es dazu?


Rainer Strecker: Jemand vom JUMBOverlag sah mich auf der Bühne des Schauspielhauses in Hamburg und fragte danach, ob ich Hörbücher aufnehmen möchte. Die erste Arbeit war „Herr der Diebe“.
Danach bestand Frau Funke darauf, dass ich ihre weiteren Arbeiten einspreche.

Media-Mania.de: Die einzelnen Teile der Tintenwelt-Trilogie umfassen 16 bis 18 CDs. Wie lange haben Sie an den einzelnen Hörbuchern gearbeitet?

Rainer Strecker: Ein Buch lese ich drei Mal, bevor ich es aufnehme. Im Studio dann fünf bis sechs Stunden, zwei Wochen lang.

Media-Mania.de: Wie kann man sich Ihre Arbeit im Studio vorstellen?

Rainer Strecker: Hier zeigt sich die gute Vorbereitung. Ich weiß in der Regel, wie ich die Texte interpretieren möchte und lese einfach, so lange ich kann

Media-Mania.de: Wie lange kann man überhaupt am Stück lesen bzw. wie viel Text schafft man ungefähr an einem Tag?

Rainer Strecker: Es ist abhängig vom Stoff. Handelt es sich um einen spannenden Jugendroman, in dem es mehr um Aktion geht als um Form, schaffe ich zwei CDs (Anm. der Red.: ca. 160 Minuten). Wenn ich Lyrik aufnehme und dann auch noch verschiedene Autoren hintereinander, brauche ich sehr viel mehr Zeit, um Räume zu schaffen.

Media-Mania.de: Ich habe gelesen, dass Sie eine Schauspiel-Ausbildung gemacht haben. Wie kamen Sie dann zum Sprechen von Hörbüchern?

Rainer Strecker: Die Frage klingt so verwundert. Schauspieler, die eine Ausbildung erhalten haben, sind Sprachspezialisten. Man lernt trotz streng formaler Sprache Ausdruck zuzulassen. Kleist, die alten Griechen, Heiner Müller, Shakespeare. Das muss man, wenn man die Sätze dechiffriert hat, erstmal sprechen können. Verwunderlicher ist vielmehr, wenn jemand nur Promi ist und Hörbücher macht oder sogar TV/Theater.

Media-Mania.de: Heiß diskutiert in den letzten Wochen war der Verkauf von Hörbüchern und Hörspielen auf SD-Cards. Was halten Sie davon? Wird diese Idee zukunftsweisend sein oder eher ein Schattendasein führen?

Rainer Strecker: Keine Ahnung ob ein anderer Datenträger die Hörgewohnheiten ändert. Keine Ahnung, worum geht’s? Kann man damit leichter Umsatz machen, mehr Menschen erreichen? Für gute Literatur braucht man gute Leser bzw. Hörer, die sich Zeit und Raum nehmen zum Zuhören. Wenn sich dieser Kreis durch SD-Cards vergrößert, wunderbar! – Glaub ich aber nicht.

Media-Mania.de: Das Thema der ersten Ausgabe des Media Mania Magazins lautet „Lesen“. Lesen Sie auch privat gerne mal ein Buch?

Rainer Strecker: Oh ja! Wenn ich zwischen den Vorbereitungen einer Lesung oder Hörbüchern Zeit finde, sofort!

Media-Mania.de: Haben Sie einen Lieblingsort, an den Sie sich zum Lesen zurückziehen?

Rainer Strecker: Komischerweise lese ich gerne, wenn um mich rum was los ist. Also kein Kamin mit dezent klassischer Musik, sondern Cafés, Restaurants, U-Bahn, Zug.

Media-Mania.de: Welches Buch lesen Sie gerade bzw. was war das letzte Buch, das Sie gelesen haben?

Rainer Strecker: Ich lese gerade „Der Botschafter“ von Bragi Olafsson, den ich in Hamburg bei den nordischen Literaturtagen vorlesen werde.

Media-Mania.de: „Die ganze Tintenwelt“ ist unsere Geschenkempfehlung zu Weihnachten in diesem Jahr. Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Rainer Strecker: Ich wünsch mir gar nichts, bin so sehr froh, dass ich eigentlich nichts brauche. Trotzdem freue ich mich immer sehr, wenn ich dann was bekomme.
Auf die Weihnachtszeit selbst freue ich mich. Mit den Menschen zu sein, die ich mag, für sie zu kochen ...

Media-Mania.de: Wie feiern Sie Weihnachten?

Rainer Strecker: Ich feiere mit meinem Sohn, seiner Mutter und Freunden bei Salzburg auf einer verschneiten Alm ...

Media-Mania.de: Welche Projekte haben Sie für 2010 geplant? Worauf können sich Ihre Fans freuen?

Rainer Strecker: Auf jeden Fall „Skulduggery 4“ für die Hörcompany und, da freue ich mich sehr, eine Neuaufnahme von „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner für Oetinger Audio.

Media-Mania.de: Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine schöne Weihnachtszeit!
Geführt von Vera Schott am 27.10.2009