Media-Mania.de

Eclipse - Bis(s) zum Abendrot: Die deutsche Stimme von Bella
Interview mit Annina Braunmiller
Gerade läuft „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“ in den deutschen Kinos an. Kristen Stewart (Bella), Robert Pattinson (Edward) und Taylor Lautner (Jacob) kennt mittlerweile die ganze Welt. Eher unbekannt dagegen sind die deutschen Stimmen der drei Charaktere aus dem Film. Dabei sind es doch genau die, die neben dem Bild die Verantwortung für das realistische Empfinden der dargestellten Emotionen zeigen. Media-Mania.de sprach mit Annina Braunmiller, der deutschen Synchronsprecherin von Bella, die unter anderem auch die ungekürzte Lesung des ersten Teils der Tetralogie gesprochen hat.

Hallo Annina,
danke, dass du dir so kurz vor dem Filmstart die Zeit für ein Interview nimmst. Freust du dich auf „Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“?
Na klar freu' ich mich auf den Film! Ich habe Eclipse zwar bereits gesehen, als Vorbereitung für die Synchronisation, allerdings war das Bild kaum zu erkennen, da es einen hohen Kopierschutz gab und deshalb alles verschwommen war. Und im Studio sehe ich dann ja nur die Szenen, in denen Bella dabei ist, weshalb ich auf den endgültigen Film schon sehr gespannt bin!

Vampirromane und -filme sind nun wirklich keine Seltenheit. Was hebt deiner Meinung nach die Bücher von Stephenie Meyer und deren Verfilmungen von der breiten Masse ab?
Edward ist in vielerlei Hinsicht ein Traummann. Da er aus einer anderen Zeit stammt, hat er noch Werte, die viele Frauen heutzutage sicher vermissen.
Optisch ist das ja dann auch gut umgesetzt worden :-)
Und gerade Twilight hatte eine besondere Machart, die einen ganz eigenen Zauber entwickelte ...


Wie lange habt ihr an den einzelnen Filmen gearbeitet bis die Synchronisation abgeschlossen war?
Für „Twilight“ und „New Moon“ hatten wir sechs Aufnahmetage, für „Eclipse“ waren wir jetzt fünf Tage im Studio.

„Eclipse – Bis(s) zum Abendrot“ ist der mittlerweile dritte Film, in dem du Bella deine Stimme leihst. Außerdem hast du auch eine sehr lange, ungekürzte Lesung des ersten Teils aufgenommen. Entwickelt man da eine Beziehung zu seiner Figur? Wie würdest du diese Beziehung zu Bella beschreiben?
In gewisser Weise ist sie ein Teil von mir geworden. Wenn ich z. B. den Film vor den Synchronarbeiten ansehe, habe ich schon im Hinterkopf, dass ich genau das durchleben werde. Oder wenn ich, wie jetzt, „New Moon“ vorbereite, um es als Hörbuch einzulesen, weiß ich, dass ich schon bald diese Gefühle für Bella durchmachen werde. Das ist toll, auch wenn ich die Gute manchmal (aber nur ganz selten) gern schütteln würde, wenn ich finde, sie sollte nicht ganz so viel jammern oder mal auf den Tisch hauen … :-)

Am 28. September erscheint auch von „Bis(s) zur Mittagsstunde“ die ungekürzte Lesung unter dem Silberfisch-Label von Hörbuch Hamburg. Sind auch schon ungekürzte Lesungen zu den beiden anderen Teilen der Tetralogie geplant?
Noch nicht. Das hängt immer davon ab, wie sich die bisherigen Hörbucher verkaufen – schließlich ist so eine ungekürzte Ausgabe für den Verlag ein gewisses finanzielles Risiko. Aber ich hoffe sehr, dass wir die beiden anderen Bände auch noch machen werden – ich hab nämlich großen Spaß an der Leserei!

Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Synchronisation eines Films und der Aufnahme einer Lesung?
Bei der Filmsynchronisation bin ich ausschließlich Bella. Beim Hörbuch dagegen, muss ich alle Rollen sprechen, was eine große Herausforderung ist. Außerdem gibt es da lange Erzählparts – im Film hingegen komme ich mehr zum Schauspielern, weil es ja fast nur direkte Rede ist.
Außerdem hat man beim Synchron immer wieder kleine Pausen, wenn z. B. der Regisseur oder Cutter eine Anweisung gibt, oder man die Szene nochmal im Original ansieht. Beim Hörbuch dagegen, spricht außer mir keiner, das heißt, ich muss mich durchgehend konzentrieren, was ziemlich anstrengend aber auch aufregend ist …


Was gefällt dir an deinem Beruf? Wieso hast du dich dafür entschieden?
Ehrlich gestanden, wollte ich schon immer Schauspielerin werden! Es ist toll, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und Charaktere ausleben zu können, die mit mir persönlich gar nichts zu tun haben. Aber auch die Sprecherei fand ich immer schon reizvoll. Umso schöner, dass es geklappt hat und ich das wirklich zum Beruf machen konnte.
Ich liebe die Abwechslung, die meine Arbeit mit sich bringt. Mal sprech' ich eine Zeichentrickfigur und am nächsten Tag eine Psychopathin; oder ganz seriös einen Kommentar, oder ein Hörbuch …ich glaube, in fast keinem anderen Beruf gibt es so viele verschiedene Arbeitsmöglichkeiten. Und ich kann mich in meinen Rollen ausleben und austoben, das ist einfach phantastisch!
Der Vorteil beim Synchron ist auch, dass man viel mehr Rollen in kürzerer Zeit spielen kann, als ein Schauspieler, der den Film selber dreht, da die Synchronarbeiten ja viel schneller gehen. Und wann hat man sonst schon als Deutscher die Chance in einer Hollywood-Produktion mitzuwirken?


Ist es nicht manchmal frustrierend, wenn die Menschen deine Stimme hören und dabei Kristen Stewart alias Bella vor Augen haben? Wie wirkt sich das auf deinen Alltag aus?
Nein, eigentlich gar nicht. Ich nehm' es sogar als Kompliment dafür, dass ich meine Arbeit gut mache, wenn die Leute mich nicht erkennen und nicht drauf kommen, dass Bella und Kahlan (aus „Legend of the Seeker“) oder Silver (aus „90210“) die gleiche Stimme haben. Oder eben, dass ich manchmal Kristen Stewart spreche. Somit wirkt sich das auch gar nicht auf meinen Alltag aus und ich kann mein Leben ganz normal führen, ohne dass Leute anfangen zu tuscheln, wenn ich im Restaurant essen bestelle, weil ihnen meine Stimme bekannt vorkommt …

Arbeitest du parallel noch an anderen Projekten bzw. sind andere Projekte geplant, von denen du uns erzählen kannst? Was erwartet uns in Zukunft von dir?
Ganz aktuell ist natürlich „Bis(s) zur Mittagsstunde“ – die ungekürzte Hörbuchausgabe, die ich derzeit in Hamburg einlese. Im Herbst erscheint zudem das Hörbuch „Nach dem Sommer“ in dem ich den Part der Grace eingelesen habe. Bald läuft auch „Camp Rock 2“, das Staffelfinale von „90210“ und „Legend of the Seeker“ und im August beginnt die Synchronisation der 2. Staffel von „Sonny Munroe“. Und ich habe Kristen Stewart in dem Film „The Cake Eaters“ synchronisiert, was eine besondere Herausforderung war, da sie dort ein Mädchen mit einer Behinderung spielt, die sich auch auf die Sprechweise auswirkt. Außerdem habe ich für die Augsburger Puppenkiste in „Ein Sommernachtstraum“ die Rolle der Hermia eingesprochen – das Stück hat im Herbst Premiere und ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis. Zudem werde ich in den nächsten Folgen der Hörspielserie „Dragonbound“ als Sara zu hören sein. Aber natürlich hoffe ich, dass da noch viel, viel mehr kommt, denn (so abgedroschen das klingt) am glücklichsten bin ich, wenn ich arbeite!

Dann wünsche ich weiterhin viel Erfolg und bedanke mich ganz herzlich für das Interview!
Sehr, sehr gern!


Photo: ©Chris Hirschhäuser
Geführt von Vera Schott am 04.07.2010