Media-Mania.de

 Tobie Lolness, Band 2: Tobie Lolness

Teil 2 - Die Augen von Elisha

Serie: Tobie Lolness, Band 2
Autoren: Timothée de Fombelle
Illustratoren: François Place
Übersetzer: Sabine Grebing, Tobias Scheffel
Verlag: Gerstenberg

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Nach mehr als zwei Jahren im Exil kehrt Tobie Lolness, inzwischen fünfzehn Jahre alt, zu dem Baum zurück, auf dem sein Volk lebt. Das Volk der Baumbewohner, die nur durchschnittlich ein bis zwei Millimeter groß sind, hatte die Familie Lolness wegen Verrat und Verbrechen am Baum angeklagt, seine Eltern wurden verhaftet und Tobie gejagt, so dass er sich zum Volk der Gräser, den Hautlosen, flüchten musste.
Tobie muss bei seiner Rückkehr feststellen, dass sich das Leben auf dem Baum verschlimmert hat und dass seine Welt, dass der Baum selbst bedroht ist. Der furchtbare Jo Mitch hat eine Schreckensherrschaft begonnen. Tobies Eltern wurden wie viele andere in Arbeitslagern inhaftiert, Familien denunzieren sich gegenseitig und leben in Angst und Schrecken. Und als wäre das nicht genug, gibt es noch einen zweiten Widersacher, der es nicht erwarten kann, Tobies Leben auszulöschen: Sein ehemaliger bester Freund Leo Blue macht gemeinsame Sache mit Jo Mitch.
Tobie bringt in Erfahrung, dass Leo in Kürze heiraten will - und zwar niemand anderen als die wunderbare Elisha, die in einem Nest in den Wipfeln des Baumes gefangen gehalten wird. Tobie weiß nicht mehr, wem er trauen kann. Um seine Eltern und Elisha zu befreien, muss er Verbündete und Freunde finden - doch wie soll er das anstellen, nachdem er zwei Jahre lang als Flüchtling bei den Hautlosen gelebt und sich dabei verändert hat?

"Tobie Lolness - Die Augen von Elisha" ist der zweite und damit letzte Teil einer Kinderbuchreihe des französischen Autors Timothée de Fombelle. Es ist auf jeden Fall wichtig, den ersten Teil "Tobie Lolness - Ein Leben in der Schwebe" gelesen zu haben, sonst versteht man das meiste nicht. Das Buch baut auf die Ereignisse aus dem ersten Teil auf, in dem das Baumvolk, die Hautlosen, Elisha, die Familie Lolness, Jo Mitch und Leo Blue eingeführt wurden.
Es gibt Fantasybücher, die legen sich dem Leser zu Füßen, machen den Einstieg leicht, erklären alles und jedes. "Tobie Lolness" tut das nicht, bringt selbstverständlich Dinge, die erst erschlossen und begriffen werden wollen, fordert zum Mitdenken auf - und genau darin liegt die große Stärke der beiden Romane von Autor de Fombelle. Mit Tobie Lolness und den winzigen Bewohnern des Baumes hat er eine neue, faszinierende Fantasywelt voller eigener Ideen und Einfälle geschaffen, die anders ist als die meisten anderen Fantasy-Universen. Getrost darf man deshalb auch den Werbespruch auf dem Umschlag vergessen, der klischeehaft verkündet "Frankreichs bezaubernde Antwort auf Harry Potter!", denn dieses Buch hat absolut nichts mit Harry Potter, mit Zauberern oder mit Magie zu tun. In Tobies Welt gibt es keine Magie, die Baumbewohner sind nur ausgesprochen klein, ansonsten sind sie aber wie normale Menschen, nur dass ihre Welt auf anderen Regeln und Lebensgewohnheiten beruht.

Es gibt viele Romane, in denen winzige Völker beschrieben sind, aber im Gegensatz zu Terry Pratchetts "Teppichvölkern", den "Nomen" oder den "Borgern" ist "Tobie Lolness" viel weniger unbeschwert, viel weniger witzig und verspielt. Die Erzählung ist teilweise sogar erstaunlich grausam und brutal. Dass das Schreckensregime von Jo Mitch unverkennbar die Züge des Dritten Reiches trägt, wird auch aus den Zeichnungen von François Place offensichtlich, die das Buch illustrieren. Ein Bild, das die Inhaftierten eines Arbeitslagers zeigt, erinnert stark an ähnliche Bilder aus den Ghettos der Nazis. Und Jo Mitch und seine Helfershelfer tragen Armbinden, die denen der Nationalsozialisten sehr ähnlich sind.
Dennoch ist "Tobie Lolness" gerade sprachlich ganz zauberhaft, besitzt sehr viele außergewöhnliche Momente voller Poesie und viele erstaunliche Wendungen, die die Geschichte am Ende zu einem großartigen Ganzen zusammenführen.

"Tobie Lolness" ist anspruchsvolle und spannende Fantasy voller neuer, intelligenter Einfälle und Ideen, die das Buch von anderen Fantasyromanen abheben. In Frankreich sind die beiden Bände aus der Feder von Timothée de Fombelle längst ein großer Erfolg. Bevor man sich an die "Augen von Elisha" wagt, sollte man aber auf jeden Fall den ersten Teil, "Ein Leben in der Schwebe", gelesen haben.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. August 2008 | ISBN: 9783836952040 | 394 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
WASPIm Zeichen des DrachenmondesDie verlorene KöniginGeisterritterDas magische Drachenauge